67. Töte ihn!

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Miriel pov.

„Halten! Halten!" Befahl Aragorn allen Bogenschützen brüllend. Auch Legolas und ich hatten unsere Bogensehnen schon gespannt, den Schaft unserer Pfeile zwischen den Fingerspitzen warteten wir wie auch die Elben und Menschen auf Aragorns Befehl für den Angriff. Erbarmungslos prasselten dabei dicke, eisige Regentropfen auf uns hinab und der schwarze Himmel war vom Grollen des Donners erfüllt. Ebenso wie erhellt wurde von dem blendenden Licht bösartiger Blitze. Selbst der Himmel schien sich zu beschweren über das, was uns bevorstand.

„Was geschieht den dort draußen?" Wollte Gimli neben mir grummelnd wissen. Nur vage konnte ich im Augenwinkel sehen, wie der Zwerg verzweifelt auf und ab hüpfte, jedoch einfach zu klein dafür blieb, um über die Zinnen der Mauer hinweg zu sehen. „Wer hat diesen Platz für uns ausgesucht? Ich kann überhaupt nicht sehen." Beschwerte er sich und so absurd es in dieser Situation auch war, ich konnte einfach nicht anders als leicht zu schmunzeln als Legolas hörbar amüsiert antwortete: „Nun, ich könnte es dir beschreiben. Oder soll ich dir eine Kiste besorgen?"

Gimlis Antwort daraufhin war ein tiefes, ironisches: „Haha."

„Wartet noch." Hallte wider Aragorns Stimme über den Lärm des herrschenden Unwetters hinweg. Inzwischen standen die Uruks aus Isengard knapp vor unseren Mauern, dabei donnerten sie laut mit den Enden ihrer Waffen auf den vom Regen durchweichten Boden und brüllten immer wieder angriffslustig. Mit jedem verstreichenden Atemzug, schlug mir das Herz schneller in der Brust und ich merkte, wie das Blut in meinen Ohren zu rauschen begann. Oh Beorn würde mich umbringen, wenn er wüsste, für welche Sinnlose Menschenburg ich hier schon wieder mein Leben riskierte!

Ein Zischen. Ein Pfeil. Das Knacken von Knochen als die eiserne Spitze sich in den massigen Körper eines Uruks bohrte. Ein letztes Röcheln. Ein in sich zusammenfallender schwarzer Körper unseres Feindes.

Ein Seitenblick, der mir verriet, dass einer der Menschen zu schwach gewesen war seine Sehne noch länger zu halten und damit, denn ersten unserer Feinde getötet hatte.

„Haltet ein!" Schrie Aragorn sofort. Doch nun war es zu spät. Die Uruks brüllten zornig drauf los. Dann verstrich kein Atemzug mehr und sie setzten ihre massigen Körper in Bewegung und stürmten auf Helms Klamms Mauern zu – mit dem Ziel sie zu Fall zu bringen. Unter ihren schweren Schritten bebte der Boden, Matsch spritze meterweit hinauf in die Luft und wieder durchzuckte ein blendend weißer Blitz den Nachthimmel und ließ mich zusammenzucken, während Aragorn aus voller Leibeskraft brüllte: „FEUER! FEUER!"

Ich ließ meinen Pfeil los. Zischend flog er durch die Luft und während ich mit meinem Auge verfolgte, wie er sich direkt in den breiten Kopf eines Uruks in der ersten Reihe bohrte, zog ich schon den nächsten Pfeil und spannte meine Sehne gleich wieder. Sofort schoss ich erneut. Traf. Nahm einen neuen Pfeil. Spannte die Sehne, schoss und tötete wieder.

„Und habt ihr etwas getroffen?" Wollte Gimli wissen. Doch niemand hatte Zeit dem aufgeregten Zwerg zu antworten.

„Leitern!" Warnte uns Aragorn schreiend. Doch da war es schon zu spät, das erste Holzgestell krachte dumpf gegen die Mauer, direkt vor mir. Nur ein kurzer Blick reichte, um mir zu zeigen, dass sie Uruks überraschend schnell daran hochkletterten.

„Gut! Schickt sie zu mir!" Freute sich Gimli, der seine Axt fester packte und sich direkt vor der Leiter positionierte. Während ich darüber kurz mit meinem Auge rollte, konzentrierte ich mich darauf einige der hochkletternden Feinde zu erschießen. Gimli hingegen kümmerte sich um die, die bis nach oben kamen. Denn kaum blickten sie mit ihren hasserfüllten Augen über die Zinnen der Mauer, brauchte es nur einen einzigen Hieb von Gimlis mächtiger Axt und sie waren enthauptet.

„Míriel." Mein Name, von Legolas gerufen ließ mich prompt herumfahren. Mir blieb das Herz fast in der Brust stehen, aus Sorge dem Elbenprinzen könnte etwas passiert sein. Doch stattdessen hatte Legolas nur für einen Moment seinen Bogen beiseite getan und umfasste im Moment mit beiden Händen das Holz der Leiter direkt vor uns. Seine funkelnden Augen gleichzeitig auf mich gerichtet. Erleichtert das ihm nichts passiert war, atmete ich auf. Dann verstand ich und hängte mir ebenfalls meinen Bogen um die Schultern, bevor ich mich mit all meiner Kraft ebenfalls gegen die Leiter stemmte. Einen Moment und ein Haufen Anstrengung von uns beiden brauchte es, doch dann knackte das Holz und kippte nach hinten um. Kreischend fielen die Orks etliche Meter in ihren Tod hinab, töteten beim Aufprall sogar noch einige ihres Gleichen. Kurz wagte ich es aufzuatmen, dann wollte ich wieder meinen Bogen zücken. Jedoch verkündete gerade in diesem Moment Aragorn: „Schwerter! Zieht eure Schwerter!"

So tat ich stattdessen, was der Waldläufer sagte, zückte die beiden Kurzschwerter, mit denen ich mich ausgestattet hatte und stürzte mich nun in den Nahkampf gegen die Uruks die es über die Leitern hinauf auf den Wall geschafft hatten.

Ich wusste nicht, wie lange ich so kämpfte, doch irgendwann schmerzte mir jeder Muskel in meinem Körper und ich merkte, wie meine Arme mit jedem Hieb, den ich austeilte, schwerer wurden. Es erschien mir immer erfolgsloser, was ich hier tat. Blitze und Donner hatten aufgehört, doch noch immer nieselte es und mir lief das Wasser in Strömen über den Körper – ließ dadurch meine von schwarzem Blut getränkte Kleidung an mir kleben wie eine zweite Haut und machte jede Bewegung noch schwerer als sie es nach all dieser Zeit des Kampfes sowieso schon war. Legolas und Gimli hatte ich schon lange aus den Augen verloren, stattdessen kämpfte ich an der Seite einer mir unbekannten rothaarigen Elbe aus Lothlorien. Zusammen töteten wir einen Uruk nach dem anderen, doch für jeden Gefallenen schienen gleich drei neue den Wall zu erklimmen. Niemals wurde es weniger.

„Míriel hinter dir!" Hörte ich Aragorn rufen. Mit einem gezielten Hieb schlitze ich dem Uruk vor mir die Kehle auf, wirbelte herum und stach meinem hinterhältigen Angreifer meine Klinge mitten ins Gesicht. Knackend gaben jegliche Knochen in seinem Gesicht meiner Elbenklinge nach. Hustend spuckte er mir einen Schwall seines stinkenden Blutes entgegen, was mich angewidert meine Klinge aus seinem Körper ziehen ließ. Wie eine Karte im Wind sackte er in sich zusammen, was mir einen einzigen Augenblick ließ, um dankbar zu dem einige Meter entfernten Aragorn zu sehen. Der mir zunickte und dann schon wieder die Klinge mit drei Uruks gleichzeitig kreuzte. So verschwendete auch ich keine Zeit mehr und griff an.

Mich vollkommen auf meine Feinde konzentrierend, bekam ich eine ganze Weile kaum mehr etwas um mich herum mit. Noch immer kämpfte die rothaarige Elbe direkt neben mir. Unter all dem Kampfgeschrei hatte sie mir zugerufen, dass sie Ophelia hieß. Nickend hatte ich es hingenommen und verhindert das ein Uruk sie von hinten erstach. Was leider nicht verhindert hatte das es einer unserer Feinde schaffte die Spitze seiner Klinge in ihren Arm zu stechen. Gerade band sie sich fluchend ein Stück Stoff oberhalb der nicht allzu tiefen, aber doch stark blutenden Wunde – während ich jegliche Angreifer von ihr fernhielt – als plötzlich die Stimme Aragorns mich aufhorchen ließ.

„Legolas! Schieß ihn ab! Töte ihn, Legolas! Töte ihn!" Schrie der braunhaarige vollkommen aufgebracht. Ein kurzer Blick auf Ophelia verriet mir, dass sie wieder kampfbereit war und so drehte ich mich für einen Moment suchend um mich selbst und hielt nach Legolas Ausschau. Mein Herz pochte dabei schmerzhaft gegen meinen Brustkorb und meine Lungen brannten vor Anstrengung, während der metallische Geruch von Blut und Tod mir Kopfschmerzen bereitete.

Und doch hielt all das mich nicht davon ab, erleichtert aufzuatmen, als ich den Elben am Rand der Mauer mit gespannter Bogensehne entdeckte. Wer oder was sein Ziel war, konnte ich nicht sehen, doch für diesen winzigen Moment interessierte es mich auch nicht – denn ihm ging es gut!

Es dauerte einen halben Atemzug, dann war diese Erleichterung verblasst ...

In meinen Ohren dröhnte ein lauter Knall wieder und ich merkte, wie die massive Mauer unter mir bebte und schwankte. Ich konnte noch in Legolas weit aufgerissene Augen sehen und hörte, wie er meinen Namen schrie, dann verschwand der Boden unter meinen Füßen und eine Druckwelle, mächtiger als alles andere, schleuderte mich im hohen Bogen durch die Luft.

Wie ein Fisch auf dem trockenen strampelte ich, griff um mich und fand doch nichts als Luft und spitze Steintrümmer, während ich nichts tat als zu fallen. Unwissend wann es enden würde, wie es enden würde oder was denn überhaupt passiert war.

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Nach einer etwas längeren Pause als geplant - hier das neue Kapitel. Ich hoffe es hat dir gefallen, schreib mir deine Meinung doch gern in die Kommis. Würde mich freuen 🤍

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt