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Miriel pov.

Legolas Vorschlag mich doch einfach zu verwandeln hatte ich nach langem Nachdenken schließlich wieder aus meinen Gedanken verbannt - meine Sorge war hierbei einfach zu groß.

Vor allem jetzt, wo der Schneesturm der auf dem Caradhras wütete, immer stärker wurde musste die Gemeinschaft dicht zusammen bleiben, damit keiner verloren ging.

Während Legolas und ich leichtfüßig über die dicke Schneeschicht liefen, hatte der Rest der Gemeinschaft wirklich mit der Erklimmung des Berges zu kämpfen. Kniehoch reichte der Schnee für Boromir und Aragorn, weswegen Gandalf schon vor einiger Zeit angefangen hatte voraus zu laufen und den anderen einen Pfad durch den vereisten Schnee zu stapfen. Hinter ihm her stapfte ein keuchender Gimli und diesem folgte Aragorn der mit einer Hand Lutz das Pony hinter sich herzog, mit der anderen Frodo und Sam umklammert hielt, die er seit einer ganzen Weile schon trug. Boromir tat dasselbe mit Merry und Pippin.

Während der Schneesturm um uns herum immer mehr zunahm, war es kaum noch möglich die eigene Hand vor Augen zu erkennen. Meinem Dasein als Hautwechslerin war Dank das ich trotzdem nicht fror, während ich immer mehr mit dem Gedanken spielte mich doch noch zu verwandeln. Denn nun könnte Boromir mich wohl kaum sehen. Und der Sohn des Truchsess von Gondor war wahrscheinlich sowieso der Einzige der noch nicht wusste was ich war, oder? Frodo wusste es und er hatte es doch sicherlich auch Sam, Merry und Pippin erzählt. Gimli wusste es mit Sicherheit, immerhin kam er aus dem Erebor und war Gloins Sohn.

Also wie viel Gefahr würde es nun schon mit sich bringen?

Diesen Gedanken konnte ich kaum zu Ende denken, da riss plötzlich die Stimme von Legolas mich aus meiner Nachdenklichkeit.

„Es sind Stimmen in der Luft!" Verkündete der Elbenprinz rufend und nun spitze auch ich meine Ohren wieder und konzentrierte mich auf meine Umgebung. Peitschend schlug der Wind mir um die Ohren und wehte die eiskalten Schneeflocken, die ich erst jetzt wieder richtig realisierte, erbarmungslos in mein Gesicht. Das Blut in meinen Ohren rauschte, doch Legolas hatte recht. Auch ich konnte die tiefe Stimme vernehmen, die irgendwelche Worte in die Dunkelheit zu rufen schien, die uns und den Berg einhüllte. Leicht kniff ich die Augen zusammen, doch die Worte, die gesagt wurden, konnte ich keinesfalls verstehen.

„Das ist Saruman!" Rief nun stattdessen Gandalf, der von hinten vor stapfte und sich neben mich und Legolas stellte. „Er versucht den Berg zum Einsturz zu bringen." Erklärte er und ich konnte nicht verhindern das ich schwer schlucken musste.

Sollten wir dann nicht lieber umkehren? Oder ging Gandalf davon aus, dass wir eine Chance gegen den weißen Zauberer hatten? Keinesfalls zweifelte ich an Gandalfs Fähigkeiten, doch Saruman der Weiße war nun Mal der mächtigste aus dem Zaubererorden.

„Gandalf wir müssen umdrehen!" Sprach Aragorn laut aus, was ich gedacht hatte. Doch der Graue Zauberer neben mir schüttelte stur den Kopf und erhob seinen Zauberstab, bevor er anfing eine Zauberformel in einer anderen Sprache zu rufen.

Was nicht wirklich etwas brachte, denn als plötzlich zwei riesige Steine über uns aus dem Berg brachen, konnten wir alle nur knapp zur Seite springen.

Mit wild schlagendem Herzen sah ich zu Legolas auf, der mich an der Taille gepackt und zur Seite gezogen hatte. Meine schlechte Stimmung war in diesem Moment wie weggeblasen, stattdessen blieb nur das wilde Adrenalin, das in höchst Geschwindigkeit durch meine Venen gepumpt wurde.

„Wir müssen hier weg, Legolas!" Energisch ergriff ich die Hand des Elben, dessen Eisblaue Augen noch immer auf Gandalf lagen, der es nicht aufgegeben hatte Gegenzaubersprüche in den tosenden Schneesturm herauszuschreien. „Ich weiß." Das Wispern des Elben wurde beinahe vollständig vom Sturm verschluckt.

„Gandalf!" Versuchte auch Aragorn erneut den Zauberer umzustimmen. Noch immer klammerten sich zwei völlig durchgefrorene Hobbits an dem Streicher fest. Und auch Boromir schien inzwischen alle Mühe damit zu haben die völlig eingefrorenen Hobbits, die an seinen Beinen hingen, nicht zu verlieren. Obwohl es ein wenig so aussah, als wären beide Hobbits schon an den Beinen des Menschen festgefroren.

Ein lautes Krachen über uns ließ mich zusammenzucken und nach oben sehen, gleichzeitig erhöhte sich mein Herzschlag noch um ein Vielfaches.

„ZURÜCK!" Schrie ich im letzten Moment so laut ich konnte los, doch die weißen Schneemaßen die auf uns zu vielen und drohten uns zu begraben, waren schon viel zu nah. Und so schaffte es keiner mehr ihnen auszuweichen, während wir alle zusammen unter dem schweren Weiß begraben wurden.

Es war die erste Reaktion, die mir in den Sinn kam, als ich mich verwandelte und mich wild mit allen vier Pfoten frei buddelte. Wobei ich mir nicht ganz sicher war, wo genau oben und unten war. Doch als ich meine Nase durch eine letzte hellweiße Schicht Puderschnee stieß und die eiskalte, aber frische Luft einatmete, merkte ich sofort, wie Erleichterung meinen Körper durchströmte. Doch diese war beinahe sofort wieder verschwunden als ich mich aufrichtete und den Schnee aus meinem Fell schüttelte.

Denn da waren die Hobbits, Aragorn der Lutz den Schnee aus den Augen strich, Gandalf, Boromir der Gimli aus dem Schnee half ...

Eilig verwandelte ich mich zurück und rief ein verzweifeltes: „Legolas!", aus. Mein Auge huschte durch die Dunkelheit und den weiterhin anhaltenden Schneesturm auf der Suche nach meinem Liebsten, als mich plötzlich eine Hand an der Schulter umfasste und umdrehte.

Zitternd atmete ich auf und warf mich in die Arme des völlig verschneiten Elben. Dieser lachte leicht auf und umarmte mich fester.

„Seit wann machst du dir den solche Sorgen?" Fragte er lachend. Tief durchatmend schloss ich, statt zu antworten die Augen und vergrub mein Gesicht in Legolas Halsbeuge. „Ich weiß nicht." Erwiderte ich irgendwann leise, während die restlichen Gefährten hinter uns wild über den Weg diskutierten. Doch dass es Sarumans Magie und Grausamkeit gewesen war, die diese Lawine verursacht hatte, hatte mehr Angst in mir aufsteigen lassen, als ich es gewollt hatte. Auf was für eine Reise hatten wir uns hier nur wieder eingelassen, wenn sogar der mächtigste Zauberer unserer Welt gegen uns stand?

„Die Pforte Rohans führt uns zu nah an Isengard vorbei!" Widersprach Aragorn hinter mir Boromir.

„Wir sollten durch die Minen Morias!" Widersprach Gimli.

Gandalf war es schließlich der dieser Diskussion mit den Worten: „Lasst den Ringträger entscheiden!", ein Ende setzte.

Alle Blicke legten sich nun auf Frodo und auch ich starrte den Hobbit fragend an, während ich weiterhin dicht bei Legolas stand und noch immer die Hand des Elben fest in meiner hielt, als befürchtete ich eine neue Lawine könnte uns gleich wieder voneinander trennen.

„Dann gehen wir durch die Minen!"

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt