57. "Reiter Rohans!"

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Míriel pov.

Mehr als zwei Tage schon eilten Aragorn, Gimli, Legolas und ich den Spuren der Orks durch die kargen Lande nach. Inzwischen waren wir in den Landen Rohans angekommen, die unter dem Befehl König Theodens standen. Ein angeblich ziemlich mächtiger Menschenkönig, dem ich jedoch nie begegnet war. Und es eigentlich auch nicht vorgehabt hatte.

Im Moment kniete Aragorn am Boden und untersuchte die tiefen, matschigen Spuren, die unsere Feinde hinterlassen hatten, da stieß er plötzlich einen ziemlich zufriedenen Laut aus und hielt triumphierend eine kleine Brosche hoch. Schon auf den ersten Blick fiel mir auf das es eine kleine Blattbrosche war – so eine, wie wir sie alle in Lothlorien von Herrin Galadriel bekommen hatten.

„Nicht grundlos fallen Loriens Blätter." Freute sich Legolas neben mir. Schwer schnaufend kam nun auch Gimli neben mir zum Stehen, der Zwerg war für das Langstreckenrennen, das wir veranstalteten, nicht gemacht und jeder von uns konnte sehen wie schwer es ihm zu schaffen machte. Aber der rothaarige Zwerg mit dem großen Herz schlug sich tapfer weiter, beklagte sich nicht und gab alles, um unsere Hobbitfreunde mit uns zu retten. Was ich ihm hoch anrechnete und mich gleichzeitig sofort in die Zeit zurückversetzte, in der ich mit Thorin und seinen Zwergen gereist war.

Nicht zu vergessen, an der Seite von Gimlis Vater – Gloin.

„Sie leben also noch!" Schmunzelte Aragorn, der die Brosche als nächstes in seiner Tasche verschwinden ließ. „Wir sollten weiter!" Entschied er und machte sogleich auch schon Anstalten weiter zu rennen. Mein Blick jedoch fiel auf Gimli, weswegen ich Aragorn einen bedeutungsvollen Blick zuwarf und die Arme vor der Brust verschränkte. Der dunkelhaarige Streicher schien sofort zu verstehen. Schwer seufzte er auf und nickte dann einmal leicht.

„Wir sollten eine Pause machen." Entschied Aragorn sich um. Gimlis erleichtertes Aufschnaufen war nicht zu überhören.

~

„Wieso schläfst du nicht?" Fragte Legolas mich im Flüsterton, kaum hatte ich mich aufgesetzt. Es war beinahe stockdunkel, nur der Mondschein erhellte ein wenig das vertrocknete Gras und die unzähligen Steine die Rohans Land besiedelten. Legolas saß einige Meter entfernt an einen dieser Steine gelehnt, immerhin hatte er sich dazu entschieden die erste Wache zu übernehmen, wo es, doch bekannt war das wir Elben viel weniger Schlaf brauchten als andere Lebewesen. Aragorn zum Beispiel, hatte kein Anzeichen von Schwäche gezeigt und wäre, wenn nötig wahrscheinlich auch noch tagelang durchgerannt, ohne zu schlafen. Doch kaum hatte sein Kopf Platz auf dem zusammengeknüllten Mantel gefunden, war er schnarchend eingeschlafen.

Gimli lag neben dem Streicher und hatte keine Sekunde gebraucht, um einzuschlafen. Jetzt schnarchte der Zwerg so laut wie sich normalerweise nur ein Donnergrollen anhörte.

„Ich habe schon geschlafen." Antwortete ich dem Elben ehrlich, während ich mich streckend erhob und auf ihn zu schlenderte. Schwach konnte ich das Lächeln auf Legolas' Gesicht erkennen, als ich mich neben ihm niederließ.

„Denkst du wir finden Sie rechtzeitig?" Fragte ich den Elben flüsternd, nach dem wir eine halbe Ewigkeit still dagesessen hatten. Wieder wurde einige Zeit geschwiegen.

„Die Orks werden sie am leben lassen, weil sie denken einer von ihnen sei Frodo. Wenn wir sie also finden, bevor sie an ihrem Ziel ankommen und die Wahrheit ans Licht kommt ... dann ziemlich sicher." Bekam ich schließlich eine Antwort von dem Elben. Nicht erleichtert und nicht beunruhigt nickte ich, dann betete ich meinen Kopf schließlich auf der Schulter des Elben.

Die Sonne war am nächsten Morgen kaum aufgestiegen, da waren wir auch schon wieder weiter gerannt. Unsere letzten Lembas hatten wir während des Rennens gegessen, die letzten Tropfen Wasser aus unseren Schläuchen getrunken.

„Eine rote Sonne geht auf ..." Sagte Legolas neben mir, während des Rennens. „Heute Nacht ist Blut vergossen worden." Beendeten wir synchron die Elbische Weisheit. Ich konnte im Augenwinkel sehen wie Aragorn einen Moment stehen blieb. Auch seine blauen Augen hafteten an dem Blutroten Himmel und der blendenden Sonne vor uns. Einmal kurz schluckte er schwer, dann rannte er auch schon weiter. Gimli ihm tapfer nach und nach dem wir noch einen skeptischen Blick ausgetauscht hatten, rannten auch Legolas und ich weiter.

~

„Legolas, Míriel was sehen Eure Elbenaugen?" Fragte Aragorn uns, inzwischen stand die Sonne golden am Himmel – was uns verriet das es bereits Mittag war. Erbarmungslos schwitzen wir unter den blendenden Strahlen, bedauerten alle das wir nichts mehr zu trinken hatten und rannten dennoch weiter.

„Sie bringen die Hobbits nach Isengard!" Antwortete Legolas Aragorn, gleichzeitig wie er starrte auch ich an den Horizont. Die feine Staubwolke, die von den Schritten unserer Feinde aufgewirbelt wurde, war am Horizont kaum zu übersehen. Wohin sie die Hobbits also bringen wollten, war damit wohl klar.

„Saruman." Schlussfolgerte Aragorn.

„Hört ihr das?" Machte ich unsere kleine Gemeinschaft noch auf etwas anderes auf. Das Donnern etlicher Hufe auf dem ausgetrockneten Boden Rohans, dröhnte plötzlich ganz deutlich in meinen Ohren. „Ich denke es sind Reiter Rohans, Grenzwächter vielleicht." Murmelte ich leise, während ich meine Ohren noch etwas mehr spitze. Sehen konnte ich die Reiter bisher leider noch nicht.

„Aber ich bin mir nicht sicher." Fügte ich noch warnend hinzu, denn wer wusste schon ob es Freund oder Feind war, der hierherkam? Ich hatte keine Lust darauf unsere Gemeinschaft in eine Falle zu locken. Zu meiner Erleichterung reagierten wir alle beinahe gleichzeitig und gingen hinter einem der vielen großen Steine in Deckung, der uns trotzdem eine ausreichende Sicht auf das Land Rohans um uns herumgab. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass es wirklich Reiter Rohans waren. Für Grenzwächter zwar eine ziemlich große Anzahl, aber wer wusste schon wie die Menschen ihre Grenzen bewachen ließen.

Ehe noch irgendwer reagieren konnte, sprang plötzlich Aragorn auf, trat aus unserem Versteck hervor und erhob seine Stimme:

„Reiter Rohans! Sagt was gibt es Neues in der Rittermark?" Dröhnten seine Worte über das karge Land.

Im ersten Moment konnte ich ihn nur schockiert anstarren, als die Reiter ihre Pferde wendeten und nun auf uns zu galoppierten. Aus meiner Starre riss mich erst Legolas, als dieser auf einmal ebenfalls aufstand, genauso wie Gimli. Beide stellten sich entschlossen an Aragorns Seite, was mich nur verzweifelt aufseufzen und dann auch aufstehen ließ. Im letzten Moment noch stellte ich mich dicht neben Legolas, wobei ich den Blick gesenkt hielt – dann waren wir auch schon umzingelt und etliche silberne Speerspitzen auf unsere Köpfe gerichtet.

Wundervoll Aragorn ...


Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt