51. Knacken

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Miriel pov.

Am Ende aller meiner Kräfte kroch ich über den unebenen Boden, immer weiter weg von dem inzwischen tiefroten Wasser des kleinen Sees, vor dem eingestürzten Mineneingang Morias. Wo das Wasser vorhin noch vor lauter Dreck schwarz gewesen war, war es jetzt Blutrot und verdunkelte sich mit jedem verstreichenden Atemzug mehr denn es würde wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern, bis die riesige Kraken Leiche vollkommen ausgeblutet war.

Spitze kleine Steinchen bohrten sich in die Innenflächen meiner Hände und an mindestens einer dieser Stellen blutete ich auch schon. Doch im Moment könnte mich all das nicht weniger kümmern. Noch immer war ich völlig außer Atem von dem Kampf gegen den Kraken, denn ich ganz sicher nur knapp gewonnen hatte. Die linke Seite meines Körpers schmerzte höllisch bei jeder Bewegung und ich würde beinahe darauf wetten das mindestens eine meiner Rippen an dieser Seite gebrochen war.

Röchelnd zog ich die eisige Nachtluft in meine vor lauter Sauerstoffmangel brennende Lunge, was nur noch mehr Schmerz durch meinen Körper gleiten ließ. Wie Gift das sich ganz langsam immer weiter ausbreitete. Die Lippen zusammenpressend wischte ich mir die Tränen aus meinem Auge, denn dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Ich musste auf die andere Seite des Berges vor mir, um in die Minen zu kommen und nach Legolas suchen zu können.

Ich konnte und wollte auch einfach nicht glauben das der starke Elbenprinz von einem der Trümmer erschlagen worden war, nur weil er versucht, hatte zu mir rauszukommen.

Ich musste mir also selbst ein Bild vom Inneren der Minen machen.

Und ich musste Legolas finden, wenn er noch irgendwo dort draußen war. Oder dort drin.

Mit diesem Entschluss wischte ich mir die verknoteten und tropfend nassen Strähnen meiner Haare aus dem Gesicht und rappelte mich vom dreckigen Boden auf. Meine Kleidung war besudelt mit Matsch, ebenso wie auch meine Hände und sicher auch mein Gesicht, denn ich hatte mich ja nicht wirklich elegant über den Boden gerobbt. Doch um mich zu reinigen hatte ich nichts hier, also würde ich fürs erste wohl in diesem ekligen Zustand bleiben.

Was mich jedoch viel mehr störte waren meine nun fehlenden Waffen, denn meinen kompletten Waffengürtel hatte ich unter Wasser verloren und ich würde ihn sicher auch nicht wieder finden. Wütend über die Tatsache mich nun nicht richtig in meiner menschlichen Gestalt verteidigen zu können, kickte ich einen Stein durch die Gegend und fixierte einen Moment lang das tiefrote Wasser mit wütenden Blicken. Wunderbar war das doch alles! Ein Knacken hinter mir riss mich aus meinen Gedanken, ließ mich nun schwungvoll herumfahren und beschleunigte meinen Herzschlag erneut um ein Vielfaches.

Orks? Gerade wo man keine Waffen hatte! Sollte ich mich verwandeln? Mit mindestens einer gebrochenen Rippe wahrscheinlich nicht die schlauste Idee, denn in meiner tierischen Form spürte ich Schmerzen um ein hundertfaches mehr und sicher wären sie dann unerträglich.

Meine Aussichten waren also alle grandios.

Mit gespitzten Ohren und zu Fäusten geballten Händen ließ ich mein Auge über die dunklen Büsche gleiten, die sich sachte im Wind bewegten und immer wieder leise raschelten. Hatte ich mir das Knacken eingebildet? Nein, da war es wieder. Und plötzlich ein Schnauben. Die Schmerzwellen, die durch meinen Körper glitten, ignorierend, atmete ich einmal tief ein. Woraufhin sich nur kurze Zeit später ein Lächeln auf meinen Lippen bildete, denn den Geruch dieses Ponys würde ich überall wieder erkennen.

„Oh du kleiner tapferer Lutz." Begrüßte ich das flauschige Fuchspony das Sam so sehr liebte. Es hatte dem Hobbit das Herz gebrochen es mit Aragorn zusammen frei lassen zu müssen, aber die Minen waren nun Mal eben kein Ort für Ponys.

„Was machst du denn noch hier?" Wollte ich ehrlich verwundert von dem kleinen Pony wissen, während ich nähertrat und ihm seinen zotteligen Schopf aus den Augen strich. Das Pony schnaubte nur.

Ein Seufzen kam mir über die Lippen, denn das Lutz hier war kam mir beinahe vor wie ein Zeichen der Valar.

„Ich reite eigentlich nicht, weißt du?" Meinte ich leise und legte den Kopf leicht schief. Wann es dazu gekommen war das ich mich mit einem Pony unterhielt war mir dabei fraglich. „Ich kann es auch um ehrlich zu sein gar nicht." Gestand ich mir etwas verlegen selbst, doch ich konnte mich tatsächlich nicht daran erinnern in meinem langen Leben je ein Pony oder gar ein Pferd bestiegen zu haben, außer ich saß vor Legolas auf einem – doch dabei hatte ich nie etwas anderes gemacht als gegen Legolas gelehnt dazusitzen und zu schlafen. Beorn hatte es mir einst auf seinen gescheckten Lieblingen beibringen wollen, aber ich hatte es als unsinnig erachtet – hatte ich doch durch die Kraft meiner Gedanken die Möglichkeit mir selbst zwei weitere Beine wachsen zu lassen.

Jetzt bereute ich es ein wenig.

Mit schmerzendem Körper und ziemlich ungeschickt versuchte ich irgendwie auf Lutz hochzukommen. Das Pony war klein. Aber ich war es auch. Noch dazu tat mir der ganze Körper weh und ich hatte wirklich keine Ahnung wie man das machte. Wie kam Legolas denn immer so einfach auf seine Pferde?

Einige Versuche später konnte ich einen Jubelschrei nicht ganz unterdrücken als ich schwer schnaufend feststellte das ich wirklich auf dem Rücken des Ponys saß.

Da ich wusste das Legolas seinen Pferden immer den Hals klopfte, um sie zu loben, tat ich ganz sachte, um Lutz ja nicht weh zu tun nun dasselbe. Immerhin hatte das Pony gerade schon ziemlich seinen guten Willen gezeigt, bei den etlichen Malen die ich halb auf ihn drauf gesprungen und dann runtergerutscht war.

„Okay wir müssen dort lang." Zeigte ich es dem Pony mit ausgestrecktem Zeigefinger. Ich wusste zwar das ich eigentlich irgendwas mit meinen Beinen machen musste, aber ich hatte keine Ahnung was. Und Lutz machte es mir schon sehr leicht, denn das Pony trottete brav los in die gezeigte Richtung, wobei ich mich erschrocken darüber das er wirklich schon lief fest in seiner Mähne verkrallte.

„Aber langsam!" Rief ich erschrocken aus als das Pony plötzlich in einen wackligen Trab verfiel und ich mich schon auf den Boden fallen sah. Unbeholfen kniff ich die Knie zusammen und krallte mich so fest ich konnte an Lutz' Mähne fest, während das tapfere kleine Pony den kleinen Trampelpfad des Berges nach oben trabte.

Oh bei den Valar wenigstens würde ich im schlimmsten Fall nicht allzu tief fallen ...

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt