15. Alptraum

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Míriel pov.

So ungern ich es zugab, König Thranduil' Palast war wunderschön. Wurzeln wuchsen an den rauen Steinwänden nach oben, Efeu überzog fast jede Stelle des Steines und ein kleiner Wasserfall rauschte ebenfalls am Stein hinunter, verschwand jedoch irgendwann im Nichts, denn der dünne Pfad, auf dem wir liefen, war nur einer von wenigen und Thranduil' Palast war riesig und tief.

„Bringt die Zwerge in Zellen." Befahl der blonde Prinz, der immer noch dicht hinter mir lief und meinen Arm fest umschlossen hielt. „Und ihr kommt mit mir." Befahl er mir kalt, dann schob er mich um die nächste Ecke und führte mich eine kleine Treppe nach oben. Die Gänge hier waren enger, aber nicht weniger schön. Links neben uns ragte die massive Steinwand in die Höhe und auch an ihr wuchs Efeu nach oben und weiße Blumen blühten wundervoll und versprühten ihren Duft.

Staunend betrachtete ich das wunderschöne Spiel der Natur.

„Sagt bloß es gefällt euch." Der Prinz wirkte amüsiert, doch als ich ihm einen kalten Blick zuwarf fiel sein Lächeln wieder. Er hatte zwar Elben losgeschickt, aber niemand hatte Bilbo gefunden. Der Hobbit war allein, im Wald. Mit den Spinnen. Er konnte weder kämpfen noch sich sonst irgendwie verteidigen. Warum hatten wir ihn nicht einfach in Bruchtal zurückgelassen? Dann wäre er jetzt wenigstens noch am Leben.

„Ihr könnt noch so oft versuchen mich mit Blicken zu töten, es funktioniert nicht." Meinte der Prinz gelassen und führte mich weiter, vor einer Tür vor der schon zwei Elben Wache standen, blieb er stehen. Die Tür war mit vielen Schnitzereien verziert. Efeu Ranken waren tief in das dunkle Holz geschnitzt und auch auf dem goldenen Türknauf waren die edlen Blätter eingraviert.

„Sie darf das Zimmer nicht verlassen, Anweisung des Königs." Teilte der Prinz den beiden Elben mit, dann öffnete er die Tür und schob mich in das Zimmer. Wütend blickte ich über meine Schulter zu ihm. „Ich komme später zu euch." Sagte er, dann drehte er sich wieder um. Einmal blieb er noch stehen und blickte über seine Schulter. „Stellt nichts dummes an." Warnte er mich ernst, dann lief er davon und einer der Elben die vor meinem Zimmer Wache standen schloss die Tür. Schnaubend drehte ich mich um und blickte mich in dem Zimmer um.

Warum war dieser ganze Palast nur so hübsch?

Ich hatte ein riesiges Himmelbett. Auch hier war das Holz mit wunderschönen Schnitzereien verziert. Weiße Seidenvorhänge hingen links und rechts vom Bett herunter. Es sah aus wie ein Prinzessinnenbett. Ich hatte eine große Badewanne aus Holz, einen Kleiderschrank aus dunklem Kiefernholz und zwei dazu passende Regale. Auch der Nachttisch neben dem wunderschönen Bett hatte diese Farbe, am besten fand ich aber das silberne Tablett darauf.

Verdammt hatte ich Hunger.

Da ich sowieso hierbleiben musste, konnte ich wenigstens meinen Magen füllen. Ich ließ mich also auf das große Himmelbett fallen, seufzte entspannt auf und schloss die Augen. Noch nie hatte ich auf etwas gelegen das auch nur halb so weich wie dieses Bett war. Doch bevor ich noch einschlafen konnte, setzte ich mich wieder auf und bediente mich an den Himbeeren auf dem Tablett. Ich trank einen Kelch voll Wasser und aß ein Lembas, dann ließ ich mich wieder zurück in die weichen Kissen fallen und schloss erschöpft die Augen.

„Warum hast du mich nicht gerettet?" Bilbo' sonst so liebevolle blaue Augen blickten mich kalt an. Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Ich... Ich wollte dich retten. Wenn ihr auf mich gewartet hättet, wäre das nie passiert!" Versuchte ich mich vor dem kleinen Hobbit zu rechtfertigen. Um uns herum raschelten die Blätter der Bäume und ein leises Knacken ertönte um uns herum. „Aber du hast mich dort gelassen. Alleine, im Wald!" Der kleine Hobbit sah mich wütend an. Schwer schluckte ich, dann streckte ich ihm meine Hand entgegen. „Wir können jetzt gehen. Na, komm Bilbo. Ich bring dich wieder ins Auenland." Schlug ich dem Hobbit vor und sah ihm eindringlich in die Augen. Unsicher zögerte er, dann nickte er schließlich und sein Blick wurde sanfter. „Okay." Sagte er und wollte meine Hand ergreifen, als er kurz vor mir war, klackte es wieder und auf einmal sprang eine Spinne aus dem Gebüsch hinter dem Hobbit heraus, schnappte den Hobbit und zog ihn zurück. „NEIN! MÍRIEL!" Ängstlich blickte der Hobbit mich an, als er fiel und über den Boden gezogen wurde. Hektisch versuchte ich ihm nachzuspringen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Kein Stück. „BILBO....!"

Erschrocken riss ich die Augen auf und blinzelte einige Male. Mein Herz klopfte beinahe schmerzhaft schnell gegen meine Brust und etwas Feuchtes lief mir über die Wangen. Verwirrt hob ich die Hand und wischte die Tränen davon. Dann realisierte ich wieder, dass ich in dem sicheren Zimmer in Thranduil' Palast war. Ich war sicher. Bilbo alleine im Wald. Er hatte recht, ich hatte ihn dort gelassen. Ich hätte ihn suchen sollen. Nicht diese Elben des Waldlandreiches. Meine Nase war besser. Meine Sinne waren besser. Warum hatte nicht ich ihn gesucht?

Ein Klopfen an der Tür ließ mich Aufsehen.

„Seid ihr wach?" Hinterfragte der Prinz neugierig. Genervt verdrehte ich die Augen. „Ja." Meinte ich knapp, dann öffnete sich auch schon die Tür und er steckte den Kopf herein. „Kommt, der König erwartet euch."


Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt