Míriel pov.
Ich konnte nur den Kopfschütteln, während ich die Krieger betrachtete, die König Theoden zum Schutz der Hornburg bewaffnen ließ. Immer mehr war ich davon überzeugt das wir hier alle sterben würden – es konnte gar nicht anders sein. Die Entscheidung des Königs auf Aragorns Warnung vor dem näherkommenden Feind, war es gewesen alle Kampffähigen Jungen und Männer zu bewaffnen. Bedeutete: Wir würden diese riesige Burg mit dreizehnjährigen Kindern und sechzig Jahre alten Rentnern verteidigen, während wir nur darauf warteten zu sterben. Es war einfach unmöglich, dass wir diese Schlacht irgendwie schlugen!
„Ich glaube du solltest mal mit deinem Spitzohrprinzen reden!" Ertönte plötzlich Gimlis tiefe Stimme neben mir. Verwirrt runzelte ich die Stirn und blickte auf den Zwerg hinab. Wobei ich mir im ersten Moment nur schwer ein Lachen verkneifen konnte, denn der Zwerg trug ein viel zu langes Kettenhemd der Menschen und sah damit einfach nur urkomisch aus. Meinen Blick schien Gimli sofort richtig zu deuten, denn er verdrehte nur grummelnd die Augen. Also beruhigte ich mich selbst tief durchatmend, bevor ich fragte: „Was ist mit Legolas?"
„Hatte einen ziemlich üblen Streit mit Aragorn, glaube ich." Sagte er. „Kann aber immerhin kein elbisch." Fügte er grummelnd hinzu. Sorge stieg in mir auf, auch wenn ich befürchtete genau zu wissen, worum es bei diesem Streit ging. Legolas fand König Theodens Entscheidung sicher genauso lächerlich, wie ich. Er wusste genauso gut wie ich, dass wir ohne ein Wunder in letzter Sekunde alle dem Tod geweiht waren.
„Legolas hat aber ein paar Mal deinen Namen gesagt. Und Aragorns letzte Worte waren dann: Dann sterbe ich als einer von ihnen." Meinte Gimli noch und brachte mich damit dazu, laut aufzuseufzen. Natürlich machte Legolas sich wieder Sorgen um mich. Mir ging es bei ihm ja nicht anders.
„Danke, Gimli. Ich sehe mal nach Legolas. Such du Aragorn. So ein Streit ist vor so einer Schlacht, immerhin das letzte, was wir brauchen können." Entschied ich entschlossen, dann wartete ich gar keine Antwort des Zwerges ab, sondern stürmte die Treppen des Podests, auf dem ich gestanden hatte, nach unten und zur Waffenkammer. Ich wusste zumindest, dass Legolas dort beim Austeilen der Waffen hatte helfen wollen. Nur ob er dort immer noch war, war mir fraglich.
Nur kurz darauf, wusste ich wenigstens eines an diesem Abend sicher – Legolas war nicht mehr in der Waffenkammer. Auf der Suche nach ihm, benutzte ich nur zu gern meine feine Wolfsnase, die trotzdem davon geprägt war, dass ich mich nicht verwandeln konnte. Immerhin wäre dies hier unter all diesen sowieso schon zu Tode verängstigten Menschen viel zu unsicher. Und so lief ich auf zwei Beinen, statt auf vier Pfoten, durch die überfüllten Gassen und suchte mit all meinen geschärften Sinnen nach Legolas. Trotzdem dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis ich den Elben schließlich auf einer der Mauern erblickte. Mit den Armen an den Zinnen abgestützt, stand er da und starrte hinunter auf das Feld vor der Hornburg. Der Einzige Ausweg, aus dieser Schlucht. Und schon bald, würden mehr als zehntausend unserer Feinde eben diesen Ausweg versperren und uns jegliche Chance auf eine Flucht nehmen.
Je näher ich trat, desto mehr merkte ich wie angespannt Legolas' Haltung war. Die kräftigen Schultern des Elben zitterten vor unterdrückter Wut und ein Blick in seine funkelnden Eisblauen Augen, verriet mir was für ein Gefühlschaos gerade in ihm herrschte.
Schmetterlinge tanzten, trotz allem durch meinen Bauch, als ich die Arme um seinen Oberkörper schlang und mich schweigend gegen seinen Rücken lehnte, meinen Kopf dabei auf seiner Schulter gebettet. Tief atmete ich seinen vertrauten Duft ein, während ich hörte, wie Legolas geräuschvoll die Luft ausstieß, dann drehte er sich plötzlich um und schlang so fest seine Arme um mich, als befürchtete er es könnte jede Sekunde ein Ork auftauchen und mich ihm wegnehmen. Schluckend genoss ich es dennoch, hieß das Gefühl von Schutz willkommen, dass mich mit seinen starken Armen umfing. Genoss es nur zu sehr, denn wer wusste, wie viele solcher Momente inniger Zweisamkeit uns blieben?
„Ich ertrage den Gedanken nicht, dass ich dich verlieren könnte." Hörte ich den Elb leise flüstern. Ein Kloß bildete sich augenblicklich in meinem Hals und ich presste mein Gesicht noch etwas fester gegen seine stählerne Brust. „Mir geht es genauso." Offenbarte ich ihm das offensichtliche. Legolas strich mir daraufhin liebevoll durch das dunkle Haar. Genießerisch mein Auge schließend, genoss ich es.
„Aragorn ist fest entschlossen mit ihnen zu kämpfen ..." Teilte er mir mit, dann fügte er noch mit bitterem Ton hinzu: „Oder zu sterben."
„Ich bin sicher, soweit wird es nicht kommen." Wisperte ich leise gegen die Brust des Elben, mein Auge dabei immer noch geschlossen haltend. Ich konnte spüren wie Legolas den Kopf leicht schüttelte.
„Wie kannst du davon überzeugt sein? Ich meine, hast du Theodores Armee mal gesehen?" Wollte er unzufrieden wissen. Leicht nickte ich, dann löste ich meinen Kopf von seiner Brust, öffnete mein Auge und sah eindringlich auf in Legolas' funkelnde Eiskristalle.
„Aber ich vertraue Gandalf." Sagte ich. Legolas seufzte leise auf und ich konnte sehen, wie er die Lippen einen Spalt breit öffnete, um etwas zu erwidern, als der tiefe Klang eines Horns unsere Zweisamkeit durchbrach. Erschrocken sahen wir beide auf und ich konnte nicht verhindern, dass ich die Stirn runzelte.
„So klingt doch kein Orkhorn!" Meinte ich zweifelnd. Legolas schüttelte kräftig den Kopf hin und her. Seine goldblonden Strähnen flogen dabei wirr über seine Schultern.
„Das sind Elben!"
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Wolfsmädchen || Legolas
FanfictionDie junge Míriel ist eine der zwei letzten Hautwechsler in ganz Mittelerde. Aus Angst hält sie sich etliche Jahre in Mittelerde versteckt und zieht keine Aufmerksamkeit auf sich, doch als ihr alter Freund Gandalf plötzlich vor ihr steht und sie um e...