39. Ein Kompromiss?

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Míriel pov.

Unnachgiebig heiß prallte die Mittagssonne inzwischen auf den Trainingsplatz von Imladris hinunter. Leider gab es hier auf der Lichtung zum Trainieren kaum ein schattiges Plätzchen, doch auch wenn ich schon schwitze und mir eklig heiß war trainierte ich weiter. Inzwischen allein, vorhin noch in Gesellschaft der Zwillinge. Doch beide hatten sich schon vor einer gefühlten Ewigkeit verzogen. In meinem Kopf herrschte jedoch so ein großes Chaos, das ich einfach nicht aufhören konnte zu trainieren. Pfeil um Pfeil schoss ich ab, auf die bemalte Strohzielscheibe, denn es war inzwischen das Einzige, was mich ablenkte. Das Gespräch mit Legolas kreiste unaufhörlich durch meinen Kopf. Ich verstand das es auch für ihn viel war, alles, was passiert war. Der Krieg hatte bei uns allen Spuren hinterlassen, das wusste ich. Sicher hatte Legolas mehr Freunde sterben sehen als ich – denn er hatte auch mehr Freunde als ich. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Zwerge gerade neu zu meinem kleinen Freundeskreis dazugewonnen. Und auch wenn es genügend schmerzte, ich hatte nur zwei von ihnen verloren. Der Gedanke an Kili und Fili schmeckte bitter auf meiner Zunge, ebenso wie mein verlorenes Auge – weswegen ich die Gedanken daran schnell wieder verdrängte. Sofort schweiften meine Gedanken wieder zu Legolas. Leise seufzte ich, wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und ließ für einen Moment bedauernd den Bogen in meinen Händen sinken, kritisch betrachtete ich die Zielscheibe. So unkonzentriert wie ich gewesen war, hatte ich etliche Pfeile verschossen. Genervt darüber verdrehte ich die Augen und joggte los, um meine Pfeile wieder einzusammeln.

Ich hielt prompt in meiner Bewegung inne als ich bemerkte das ich nicht mehr allein war. Statt mit den aufgesammelten Pfeilen in meinen Händen zurückzujoggen, lief ich langsam und zögerlich. Es war, als bildete sich eine feste Barriere in meinem Kopf, als ich ihn erblickte. Unser Gespräch lief noch immer wie in Dauerschleife durch meinen Kopf und ich überlegte fieberhaft, was ich sagen könnte, doch als ich schließlich direkt vor ihm stand, brachte ich nicht mehr zustande als ein Schlucken und einen zögerlichen Blick hoch in seine funkelnden Eisblauen Augen.

Wir schwiegen so lange, dass ich schon drohte mich in seinen Augen zu verlieren – doch bevor dies wirklich geschehen konnte, räusperte Legolas sich tief. Anscheinend um sich selbst auf ein Gespräch vorzubereiten, tatsächlich schaffte er es jedoch damit auch meine innerliche Barriere zu zerbrechen.

„Ich dachte du verbringst den Tag mit Aragorn." Sagte ich, ehrlich überrascht. Legolas neigte den Kopf leicht nach links und rechts. „Meine Gedanken spielen verrückt. Und ich muss die ganze Zeit an unser Gespräch denken ..." Er seufzte und massierte sich leicht die Stirn. Währenddessen hob ich eine Augenbraue. „Ich will mich nicht mit dir streiten, Míriel." Sagte er. Leicht nickte ich, als Zustimmung das es mir genauso ging.

Und zu meinem Glück schien Legolas dies zu verstehen.

„Ich habe nachgedacht und ich sehe definitiv ein das du auch recht hast, glaub also bitte nicht ich will nur meine Meinung durchsetzen." Erklärte er sich und ich merkte wie meine Mundwinkel sich ungewollt, leicht hoben.

„Das weiß ich doch. Und mir geht es genauso ... aber das hier ist eben nicht meins." Ich hob mit einem schwachen Seufzen die Arme und deutete damit auf alles um uns herum. Er nickte daraufhin leicht. „Ich weiß." Er seufzte erneut leise, dann strich er sich einmal durch sein seidiges Goldblondes Haar.

„Deswegen habe ich nachgedacht." Sagte er. „Ich will mich nicht sofort ins nächste grausige Abenteuer stürzen, aber ich denke du würdest dich freuen, wenn wir deinen Freund im Auenland besuchen gehen? Diesen Hobbit." Er hob eine Augenbraue, während ich merkte, wie mir der Mund aufklappte, dann realisierte ich seine Worte richtig und fing an zu strahlen. Während mein Herz in meiner Brust vor Vorfreude schneller schlug, bei dem Gedanken daran so bald schon Bilbo wiedersehen zu können.

Bei den Valar war dieser Hobbit mir ins Herz gewachsen ...

„Du gehst mit mir ins Auenland?"

Ich sprang Legolas grinsend um den Hals, als er daraufhin nickte.

„Und was ist mit Aragorn?" Erkundigte ich mich skeptisch und löste mich wieder leicht von ihm, um ihm in die Augen blicken zu können.

„Wenn es für dich okay ist, würde dieser uns gern begleiten."

Kräftig nickte ich, was sollte mich auch der Streicher stören, wenn wir endlich weiterreisen würden und vor allem – wenn wir Bilbo besuchen würden!

„Also ist es ein guter Kompromiss?" Fragte Legolas unsicher nach. Strahlend drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen, denn er beinahe sofort erwiderte.

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt