44. Der Rat

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Was macht man wenn man circa 23:59 auf Toilette muss und deswegen wach wird? Na klar, man geht danach wieder zurück ins Bett, denkt sich: OHHHHH 00:02 Uhr. Aber es ist Sonntag. Da kannste auch schon veröffentlichen! Ließt jetzt eh niemand aber egal.

Und damit viel Spaß beim neuen Kapitel und einen schönen Sonntag der bei den meisten wohl erst in ein paar Stunden beginnt!

P.S. Lasst mir doch gern mal alle ein Feedback in den Kommis da, damit ich mal wieder einen Überblick habe, was ihr von der Story haltet! 🤍 Danke.

Miriel pov.

Zum Anlass des Tages hatte ich mir von Arwen ein Kleid leihen lassen. Fühlte mich mal wieder wie eine Prinzessin, in der funkelnden gelben Seide, bestickt mit silbernen Stickereien. Die Trompeten Ärmel des Kleides waren luftig und aus einem feinen Tüllstoff. Für mich war das Kleid mit vielen Wörtern zu beschreiben, doch am ehesten passte für mich atemberaubend schön. Wie Arwen es übers Herz brachte so etwas zu verleihen, war mir fraglich. Niemals könnte ich das. Aber ich war immerhin auch nicht als Prinzessin aufgewachsen. Ich fühlte mich höchstens einmal im Jahr wie eine, wenn jemand wie Arwen mir für irgendeinen Anlass so ein Kleid lieh.

„Bist du fertig?“ Noch während er das fragte betrat Legolas das angrenzende Badezimmer unserer Gästegemächer hier in Bruchtal. Mit einem leichten Nicken überprüfte ich ein letztes Mal meine welligen schwarzen Haare, die mir inzwischen fast bis zum Po reichten, dann betrachtete ich für wenige Sekunden die schmale milchig-weiße Narbe die sich durch mein Gesicht zog. Quer durch die Stelle, an der sich eigentlich ein funkelnd gelbes Auge befinden sollte, doch inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt und so verschwendete ich keinen weiteren Gedanken daran, während ich Legolas dargebotene Hand ergriff und zusammen mit ihm los in den Garten von Bruchtal lief, wo Lord Elrond den Rat abhalten wollte.

Zusammen mit Aragorn und den Beratern die mit uns gekommen waren, waren wir die ersten. Freundlich wechselte ich ein paar Worte mit Hilirion und Beren, beide Elben waren enge Berater von König Thranduil und hatten uns vom Waldlandreich nach Bruchtal begleitet um uns beim Ringrat mit ihrem Rat zur Seite stehen zu können. Legolas unterhielt sich währenddessen mit Aragorn. Als nächstes trafen die zwei Gesandten Elben aus Lothlorien ein. Ilmaron und Fernon. Respektvoll stellte Legolas sich und mich vor, dann wechselte er ein paar Worte der Höflichkeit mit ihnen, wie es als Prinz nunmal seine Aufgabe war.

Lord Elrond, Lindir und ein weiterer, mir fremder Berater trafen als nächstes ein. Kurz darauf folgten die Zwerge und ich begrüßte den grummligen, rotbärtigen Gimli überschwänglich, wobei ich mich vorstelle und sofort schien auch der Zwerg zu wissen wer ich war.

„Mein Vater hat mir viel von euch erzählt, Mylady!“ Strahlte er und erwiderte meinen Händedruck nun doch. Ziemlich fest, möchte ich anmerken. „Ihr habt König Thorin das Leben gerettet!“ Fügte er hinzu, woraufhin ich peinlich berührt abwinkte. Da hatten die Zwerge meiner Meinung nach ziemlich übertrieben, denn ohne Thorin wäre wohl eher ich Azog zum Opfer gefallen. Doch ich unterließ es dies Gimli zu sagen denn mit Zwergen zu diskutieren war wirklich unnötig anstrengend, wie ich aus eigener Erfahrung wusste.

Der unhöflich Boromir kam als nächster und schließlich auch Gandalf, der wohl sowas wie Frodo' persönlicher Begleiter war.

Sofort kehrte Stille ein und es war keine Aufforderung nötig, damit sich alle setzten.

Da saß Frodo, auf den Gandalf folgte, dann die Elben aus Lothlorien, woraufhin ich, Legolas und unsere Berater kamen, die Zwerge (wer auch immer auf die Idee gekommen war, sie neben Elben zu setzten), und als letzte die Menschen. Die nur von Aragorn und Boromir vertreten wurden.

„Fremde aus fernen Ländern...“ Sprach Elrond während er aufstand. Er und seine beiden Berater saßen unserem Halbkreis gegenüber, hinter dem runden Steinpodest, in der Mitte unserer kleinen Ratsgesellschaft.

Während Elrond uns begrüßte und grob erklärte warum wir heute hier waren, was eh schon jeder wusste, zog meine Aufmerksamkeit etwas ganz anderes auf sich.

Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.

Ich schluckte schwer und mein Blick glitt zu Frodo. Wie konnte es sein, dass ich dieses verdammte Ding jetzt schon sprechen hörte?

Mein Blick glitt zu Legolas, doch der sah aufmerksam nach vorn zu Elrond. Hörte er es nicht? Wahrscheinlich nicht.

Geschichten die Beorn mir einst erzählt hatte, kamen mir wieder in den Sinn. Wir reagierten auf ihn. Auf ihn und seine Dunkelheit, die unser halbes Volk getötet hatte.

„Aber warum tun wir das?“ Hatte ich verwirrt gefragt und es, so jung wie ich vor all dieser Zeit gewesen war, keinesfalls verstanden.

„Wir sind noch enger mit der Natur verbunden als Elben es sind, kleiner Juwel. Dieser Ring ... Sein Meister ist es der uns diese Natur nimmt. Der sie schwarz färbt und zerstört mit seinen Mordorausgeburten. Und nur desshalb reagieren wir noch mehr als sogar Elben auf ihn. Doch im Vergleich zu Menschen, die er lockt und verführen will, schreckt er uns ab. Lässt uns Angst, Kälte und schlimmeres fühlen um uns zu vernichten.“

„Hole den Ring heraus Frodo!“ Wurde ich jäh von Elrond aus meinen Gedanken gerissen und zuckte kaum merklich zusammen, als ich im Augenwinkel sah wie der dunkelhaarige Hobbit aufstand und seine kleinen Finger in seiner Jackentasche verschwinden ließ.

Kalter Schweiß breitete sich auf meiner Stirn aus, als mein Auge den kleinen, diesen winzigen goldenen Ring erblickte der nun von Frodo auf das runde Steinpodest gelegt wurde.

Ich versuchte zu schlucken, doch in meinem Hals hatte sich ein dichter, unüberwindbarer Kloß gebildet.

Das Klirren von dicken Metallketten erklang plötzlich und Schreie halten in meinen Ohren wieder. Verschreckt sah ich mich um, doch die auf den Ring fixierten Gesichter der anderen Anwesenden zeigten mir das allein ich es war, die es hören konnte.

Das es nur in meinem Kopf geschah.

Weil der Ring mir meine Angst zeigte. Meine Angst, Kälte und schlimmeres.

Was war schlimmer als die qualvollen Schreie von gefolterten Seelen als einzige hören zu können? Wollte ich es wissen?

Die Geräusche verklangen als plötzlich Boromir aufstand und damit meine Aufmerksamkeit auf sich zerrte, im ersten Moment war ich froh darum, doch als ich hörte was der Mensch von sich zu geben hatte verschwand dieses Froh als es noch nicht einmal ganz gekommen war.

Menschen eben!

„Dann ist es also wahr ...“ Stieß der Mensch mit einem Hauchen aus und ich verspannte mich unweigerlich erneut, als ich die Gier in seinen Blau-grauen Augen erblickte.

Das konnte ja gar nichts gutes bedeuten.

„In einem Traum sah ich den östlichen Himmel sich verfinstern und eine Stimme rief: Das Ende steht bevor! Isilidurs Fluch ist gefunden! Isilidurs Fluch.“ Und während er sprach, trat er immer weiter auf das runde Steinpodest zu, auf dem sich der in der Sonne unschuldig funkelnde, goldene Ring befand.

„Boromir.“ Stieß Elrond mit warnender Stimme aus, was keinerlei Wirkung zu haben schien.

Keinen Atemzug zögerte ich mehr, hechtete auf und packte mit aller Kraft die ich besaß Boromir' Arm, der schon sehnsüchtig nach dem Ring ausgestreckt war. Ich riss den Menschen zurück und setzte gerade an etwas zu sagen, da verfinsterte sich plötzlich der Himmel über mir.

Ich hörte Gandalf Schreien. Worte schreien die ich nicht verstand. Aber ich verstand es waren keine guten Worte.

Und als sich in meiner Brust alles zusammenzog und ich mich fühlte als würde mein Körper Lichterloh brennen, drang ein Schrei über meine Lippen und ich sank kraftlos auf die Knie und schrie, während ich mir die Hände auf die Schläfen drückte. Doch nichts half gegen das Gefühl irgendwer würde meinen Kopf von innen heraus zerreißen, während mein ganzer Körper in Flammen stand.

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt