47. Ängste

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Miriel pov.

Nach dem die Crebrain aus Dunland wieder aus unser aller Sichtfeld verschwunden waren, hatte Gandalf entschieden das wir einen anderen Weg einschlagen müssten und so kamen wir mit wenigen Pausen und langen Wanderungen bis in die Dunkelheit hinein nach nur wenigen Tagen am Gipfel des Caradhras' an.

Der Berg war übersät mit glänzend weißem Pulverschnee und Eis, was das Laufen für die anderen ziemlich erschwerte, während Legolas und ich leichtfüßig über das Schneedach laufen konnten.

Das leichte Grummeln meines Magens ignorierend, lief ich weiter nach vorn und hielt Ausschau.

Schon seit einer Ewigkeit, um genauer zu sein, seit wir aufgebrochen waren hatte ich mich nicht mehr verwandelt und so langsam machte sich das bemerkbar. Wenn man das denn so nennen konnte, denn noch nie hatte ich mich über einen so langen Zeitraum nicht verwandelt. Eigentlich war ich auch nicht davon ausgegangen, dass dies irgendwelche Konsequenzen mit sich brachte, doch langsam merkte ich es doch.

Es war egal wann und wie viel ich aß, die ganze Zeit hatte ich Hunger und meine Laune wechselte beinahe im Sekundentakt.

Von unsagbar wütend, zu total freundlich und gut gelaunt.

Aus diesem Grund hatte ich auch schon vor einer Weile entschieden, mich etwas von der Gemeinschaft zu entfernen und vorne weg zu laufen, mit der Ausrede so besser Aussicht halten zu können. Warum ich mich nun nicht einfach verwandelte, war mir fraglich. Aber irgendetwas hemmte mich.

Ein Großteil der Gemeinschaft schien zu wissen was ich war, aber der Rest machte mir Sorgen. Sorgen darüber wie sie reagieren würden, denn nicht alle Bewohner Mittelerdes waren uns Hautwechslern gut gesinnt. Ebenso wenig wie Beorn und ich, vielen von ihnen.

Vor allem Boromir bereitete mir Sorgen. Oder besser gesagt, seine Reaktion. Er schien machthungrig und gierig zu sein und die Hautwechsler hielt er sicherlich für tot. Zu oft schon hatten Menschen uns, wegen unseren Kräften ausgenutzt und bei allem was ich bisher von Boromir mitbekommen hatte, befürchtete ich er war kein Stückchen besser als etliche seiner Vorfahren.

„Ist alles okay mit dir?“

Erschrocken fuhr ich herum. Ich hatte gar nicht bemerkt das Legolas näher gekommen war.

Ohne es wirklich zu wollen, verdrehte ich leicht die Augen.

„Was soll nicht in Ordnung sein?“ Fuhr ich den Elben barscher an, als ich es beabsichtigt hatte. Mit gerunzelter Stirn sah Legolas mich an und wich einen Schritt zurück.

„Ich weiß es nicht.“ Erwiderte er monoton. „Sag du es mir!“ Forderte er mich ernst auf und ich merkte wie ich schlucken musste. Leicht senkte ich den Blick, atmete einmal tief durch und versuchte meine Gedanken zu ordnen, da erklang plötzlich etwas ganz anderes.

„Ein Ring sie zu knechten ...“

Hektisch fuhr mein Blick herum, während die tiefe Stimme in meinem Kopf dröhnte und mir zu all meinen Stimmungschwankungen auch noch tierische Kopfschmerzen bescherte.

Viel zu spät realisierte ich, dass Frodo gestürzt war und den Berg einige Meter herunter gekullert war, bevor Aragorn ihn aufgefangen hatte. Doch warum hörte ich deswegen den Ring nun wieder reden?

Er schwieg doch, wenn er sich unter der Kleidung des Hobbits befand!

Was bedeutete ...

Mein Blick schnellte augenblicklich zu Boromir und tatsächlich, der Mensch hatte die silberne Kette in der Hand an der funkelnd und ganz langsam der Eine hin und her baumelte.

„Boromir!“ Rief Aragorn aus, als der Mensch plötzlich den Finger nach dem Ring ausstreckte.

„Boromir gib Frodo den Ring zurück!“ Schrie der wirkliche König Gondor' nun schon fast und sorgte damit dafür das mein Blick zu ihm glitt. Meine Augenbrauen hoben sich überrascht als ich bemerkte das die Hand des Menschen auf dem Knauf seines Schwertes lag.

Würde er Boromir wirklick angreifen?

Heute würde ich es nicht erfahren, denn der Mensch kniete sich nun vor Frodo und reichte ihm seinen Ring wieder.

„... Ins dunkle zu treiben und ewig ...“

Kaum verschwand der Ring wieder aus meinem Sichtfeld, verstummte auch seine Stimme in meinem Kopf.

Wenn ein Ring den überhaupt eine Stimme besitzen konnte.

Das alles war doch absurd.

„Wir sollten weiter.“ Verlangte Gandalf und sofort wurde dem Folge geleistet.

„Miriel jetzt lauf nicht vor mir weg!“ Zischte Legolas, der plötzlich mein Handgelenk umfasste und mich zu sich herum wirbelte, als wäre ich leicht wie eine Feder. Beschämt wich ich den eindringlichen Eisblauen Augen aus und senkte den Blick, der weiche Pulverschnee zu meinen Füßen, erschien mir gerade viel interessanter als alles andere und das trotz, dass ich Legolas Eisblaue Augen liebte wie kein zweites Augenpaar auf dieser Welt.

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren.“ Entschuldigte ich mich nuschelnd und löste nun mein Handgelenk aus seiner Hand, bevor ich stattdessen meine Finger mit den seinen verschränkte.

„Und das weiß ich auch.“ Legolas seufzte und ich spürte wie er näher trat. Tief durch atmend schloss ich die Augen, während ich seinen betörenden Duft einatmete. Sogar hier, wo meilenweit kein Baum stand - duftete Legolas nach Wald und es beruhigte mich ungemein.

Gab es denn einen schöneren, als den Duft des frischen Waldes?

„Aber ich mache mir Sorgen um dich. Sag mir doch bitte was mit dir los ist. Sag mir, wie ich dir helfen kann. Miriel ich bitte dich.“ Es zeriss mir beinahe das Herz, Legolas so verzweifelt zu hören.

„Ich meine ... Du verhältst dich seltsam. Der Ring scheint dich jedesmal völlig aus dem Konzept zu bringen so bleich wie du wirst und ... Deine Stimmungschwankungen.“ Erklärte sich Legolas verzweifelt.

Leicht ließ ich den Blick schweifen, doch die Gemeinschaft war schon weiter gelaufen und der Einzige der zu bemerken schien, dass wir etwas zurück lagen war Aragorn.

Doch unser Freund sorgte nur dafür das alle anderen weiter liefen, ohne unser Fehlen zu bemerken.

Wofür ich ihm gerade unsagbar dankbar war.

„Ich habe mich noch nie solange nicht verwandelt.“ Gestand ich Legolas schließlich leise, weil ich Angst hatte irgendwer konnte uns doch noch hören, was aber lächerlich war denn keiner hatte so gute Ohren wie Legolas und ich.

„Ich dachte es hat überhaupt keine Auswirkungen, weil ich es noch nie gemacht habe ... Aber anscheinend hat es das doch und es bringt meine Stimmung vollkommen durcheinander!“ Ich raufte mir genervt das schwarze Haar, während ich tief in Legolas' Augen blickte.

Der Elb hatte erleichtert aufgeatmet - wahrscheinlich hatte er mit etwas viel schlimmerem gerechnet.

„Wieso verwandelst du dich nicht einfach?“ Wollte er nun verwirrt wissen und nun lag es an mir, ihn völlig irritiert anzusehen.

„Ich meine, bis auf Boromir wissen alle was du bist.“ Sagte er mit einem Schulterzucken.

„Und genau Boromir macht mir Angst.“ Gestand ich ihm leise, mit einem bitteren Unterton.

„Sollte er dir etwas tun, oder auch nur daran denken, bekommt er es mit mir zu tun, Miriel.“

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt