28. Im Tode vereint...

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Míriel pov.

Uns gegenseitig stützend humpelten Thorin und ich vom Berg hinunter. Nebenbei hielt ich immer wieder nach Bilbo Ausschau, jedoch fand schlussendlich meine Nase den Hobbit, woraufhin ich Thorin schwach mitteilte in welche Richtung wir zuerst mussten und so humpelten Thorin und ich langsam um die Ecke, blieben jedoch beide wie erstarrt stehen als unsere Blicke auf die toten Körper von Tauriel und Kili fielen. Die Elbe hatte eine klaffende Wunde an ihrer linken Taille, saß in einer Lache aus Blut an die kühle Steinwand gelehnt und schien bevor sie gestorben war, Kilis Kopf in ihrem Schoß gebetet zu haben. Der Körper des Zwerges war schon ganz blass, wie auch Fili hatte er eine riesige Wunde an seinem Bauch. Ein feines Rinnsal Blut war ihm über die Wange gelaufen, war schließlich ebenfalls auf den Boden getropft. Bilbo kniete vor den beiden, zusammen mit Dwalin. Der kleine Hobbit schluchzte so heftig, dass er am ganzen Körper zitterte und auch ich konnte nicht verhindern das mir heiße Tränen über die Wangen liefen.

„Sie haben sich geliebt." Sagte ich leise und blickte auf, sah nun genau in die ungläubig geweiteten Eisblauen Augen König Thranduils. Mit einem für mich undefinierbaren Blick starrte der Elbenkönig auf seine gefallene Kriegerin, die liebevoll die Hand ihres toten geliebten umklammerte.

„Jetzt sind sie auch im Tod vereint." Schniefte Bilbo, während ich mich vorsichtig von Thorin löste – zu dem sofort Dwalin eilte, um ihn zu stützen, mich dann respektvoll vor Tauriel kniete und die grün-braunen Augen der Elbe respektvoll schloss. Zischend verzog ich das Gesicht und versuchte mich wieder aufzurichten, schwankte jedoch und wäre umgekippt, hätten mich nicht auf einmal raue, warme Hände vor dem Fall bewahrt. Überrascht blickte ich auf in Balins liebevolle Augen, die nun von Trauer gekennzeichnet waren. Dankbar und traurig zugleich lächelte ich den Zwerg an, blickte dann hinter ihn und stellte erleichtert fest das alle anderen Zwerge am Leben waren. Zwar hatten einige von ihnen blutige Kratzer und Schrammen, sie alle weinten und doch atmeten sie. Sie alle lebten.

~

Mich zögerlich am Waschbecken abstützend, hob ich letztendlich doch den Blick. Traute mich das erste mal wieder in einen Spiegel zu sehen, seit der Schlacht vor vier Tagen. Mein linkes Auge strahlte mir wie immer in einem leuchtenden Gelb entgegen, das linke jedoch war grau und erbleicht. Farblos und unfähig noch zu sehen, denn auch als Hautwechslerin konnte man zerstörte Augäpfel nicht heilen. Zitternd hob ich die Finger, strich über die feine Narbe die sich als weiße Linie über meine Wange zog und nie wieder ganz verheilen würde. Nun auf ewig ein Teil von mir war und mich an einen der traurigsten Tage meines Lebens erinnerte.

Einen Tag nach der Schlacht hatte ich mich von Beorn verabschieden müssen, der zurück zu seinem Haus und Hof wollte, während ich half das Schlachtfeld aufzuräumen. Zwei Tage später war dann die Beerdigung von Kili, Fili, Tauriel und etlichen anderen. Menschen, Zwergen, Elben... sie alle waren als tapfere Krieger gestorben und auf den Feldern vor dem Erebor beerdigt worden, wo man sie für immer in Ehre halten würde. Das erste Mal seit Jahrzehnten hatten Thorin und Thranduil vereint nebeneinandergestanden und eine Trauer Rede gehalten zusammen mit dem Drachentöter und neuen Bürgermeister von Thal, Bard.

Am dritten Tag hatte Thorin sein Bündnis mit der Menschenstadt erneuert und ihnen Gold und Verpflegung zugesichert – damit sie die alte Ruine nun wieder in ein gemütliches Zuhause verwandeln konnten.

Und heute sollte das Bündnis mit den Elben erneuerten werden. Gandalf hatte Thorin ordentlich den Kopf gewaschen, doch schließlich hatte der Zwerg nachgegeben. Er hatte König Thranduil als Gast in seine Hallen eingeladen und wollte ihm heute die Edelsteine übergeben, nach denen sich der majestätische Elbenkönig so sehr sehnte.

Für diesen Anlass hatte ich mir sogar ein Kleid angezogen, ebenso wie an der Beerdigung. Zwar fand ich Kleider ziemlich unpraktisch, da man nicht in ihnen kämpfen konnte. Aber welche junge Frau fühlte sich nicht mal gern wie eine Prinzessin?

Seufzend wand ich den Blick vom Spiegel ab. Strich sachte über den edlen roten Stoff meines neuen Kleides. Meine Haare waren vom Baden eben noch leicht feucht, umrahmten nun in sanften Wellen mein Gesicht und bildeten mit ihrem dunklen schwarz einen sehr starken Kontrast zu dem roten Kleid und meiner blassen Haut.

„Míriel?" Drang Bilbos fragende Stimme durch die Holztür meines Gästezimmers, hier im Berg. Schnell schlüpfte ich in meine Schuhe, dann öffnete ich die Türe und blickte den Hobbit lächelnd an. „Ich bin fertig." Sagte ich schnell, trat hinaus in den Flur und schloss die Türe hinter mir. Bilbo nickte und musterte mich kurz.

„Mal etwas anderes..." Murmelte er und lächelte. „Aber du siehst sehr gut darin aus." Lobte er. Dankbar lächelte ich den fein zurecht gemachten Hobbit an. „Du aber auch." Sagte ich und zupfte ihm ein Haar von seiner roten Jacke. Leicht verlegen lächelte der Hobbit, während seine Wangen einen roten Farbton annahmen. Räuspernd bedankte er sich, bevor wir zusammen losliefen, hinunter in den festlich geschmückten Thronsaal. Elben, Zwerge und Menschen tummelten sich hier gleichermaßen. Allen voran natürlich Balin, Dwalin, Oin, Gloin, Nori, Dori, Ori, Bofur, Bifur und Bombur. Nori entdeckte uns als erster, breit lächelnd winkte der braunhaarige Zwerg, mit den drei geflochtenen Zöpfen im Bart uns heran. Bilbo und ich schlängelten uns eilig durch die Massen der Gäste, dann stellten wir uns zu den Zwergen und blickten nach vorn zu Thorin. Neben Gandalf stand dieser da, zu seinen Füßen eine aufgeklappte Holzkiste mit vergoldetem Schloss aus der es türkis leuchtete. Die Edelsteine für Thranduil.

Musik fing an zu spielen, als der König nun mit versteinerter Miene den Gang zwischen den Gästen entlang schritt und strikt auf Thorin zu lief. Legolas an seiner Seite wirkte sichtlich genervt von der Prozedur, doch darüber konnte ich nur schmunzeln. Als der Elb mich erblickte und sah wie amüsiert ich war, warf er mir einen gespielt grimmigen Blick zu, der mich nur noch breiter Lächeln ließ. Vor Thorin kamen die beiden Elben mit dem goldblonden Haar zum Stehen. Sie wechselten respektvoll einige Worte, dann schob Thorin Thranduil die Kiste zu, durch seine Verletzung fehlte ihm noch die Kraft sie hochzuheben, doch das schien Thranduil nicht zu stören.

Die Augen des Elbenkönigs strahlten als er seine Edelsteine erblickte. Sogar Legolas neben ihm, verlor seine genervte Miene, starrte ungläubig in die Kiste der leuchtenden Edelsteine. Verwirrt runzelte ich die Stirn, als Thranduil Legolas nun auffordert anblickte, der goldblonde Elbenprinz griff in seine Tasche, dann zog er einen fein geschliffenen, leuchtend hellblauen Edelstein aus seiner Tasche. Thorins Augen wurden groß.

„Der Arkenstein..." Hauchte Balin neben mir staunend, womit sich mein Verdacht bestätigte.

„Ein Zeichen, das wir es mit dem Frieden ernst meinen." Sagte Legolas mit monotoner Stimme, doch man sah, wie er sich versuchte nicht genervt zu klingen, während er dem Zwerg den leuchtenden Stein überreichte. Amüsiert schmunzelte ich.

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt