Míriel pov.
„Ich brauche ein Zimmer für heute Nacht." Richtete ich meine Stimme an den Wirt des winzigen Gasthauses in diesem bedeutungslosen Dorf. Mich überraschte es selbst wie kratzig sie war, doch was erwartete ich auch? Ich hatte schon eine ganze Weile mit niemandem mehr gesprochen. Die Augen des glatzköpfigen Mannes musterten mich skeptisch, aber ich war mir ziemlich sicher das ich hier ein Zimmer bekommen würde. So wie es hier aussah, konnte er es sich nicht leisten Kunden weg zu schicken – selbst, wenn sie in schwarze Lumpen gehüllt waren, einen dicken Sack Gold unter ihrem Mantel versteckten und sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatten damit man ihre Augen nicht sah.
„Auch was zu essen?" Wollte er murmelnd wissen, wobei er mit den Zähnen quietschte. Sofort bekam ich eine Gänsehaut von diesem Ekel erregenden Geräusch. Ich hasste quietschende Zähne. „Ja." Knapp nickte ich, dann fing ich den alten Schlüssel auf, den er mir über die Theke zuwarf. „Zimmer elf." Brummte er, nahm dann einen braunen Lappen in die Hand und trocknete weiter die gewaschenen Glässer ab, so wie er es getan hatte, bevor ich gekommen war und seine Zeit in Anspruch genommen hatte. Knapp nickte ich, legte ihm dann eine goldene Münze auf die Theke, (was viel mehr war als ich für das hier eigentlich bezahlen musste), dann lief ich die Treppe nach oben und durch den dunklen Gang, an den schäbigen alten Holztüren vorbei, bis ich die fand auf der in schwarzen Zahlen eine große elf stand. Zufrieden atmete ich auf, schob den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn einige Male, dann schob ich die quietschende Tür auf und betrat das kleine Zimmer – in dem sich ein altes Holzregal befand, bei dem die untere Schublade fehlte und direkt daneben ein großes Strohbett, direkt vor dem Fenster gab es einen alten Holzzuber – in dem ich sicherlich nicht baden würde, doch für heute Nacht würde das hier reichen. Schon morgen müsste ich sowieso weiter, weiter gen Norden.
Ich hatte gesagt ich würde nachkommen und das war auch mein Plan – doch hier oben im Norden war es erstaunlich schwer irgendwen ausfindig zu machen. Und so suchte ich, meiner Meinung nach, schon viel zu lange nach dem blonden Elbenprinzen.
Es dauerte nicht allzu lange da klopfte es an meiner Tür und mir wurde ein Tablett voller Essen gebracht. Knapp bedankte ich mich, setzte mich dann auf mein Bett und betrachtete hungrig die dampfende Suppe, die dicken Scheiben Schwarzbrot und den Kelch Bier. Na wunderbar, Bier... Aber einen Abend würde das schon gehen und so fing ich in aller Stille an zu essen, füllte meinen knurrenden Magen endlich auf und stellte danach das Tablett auf die Kommode, bevor ich mich von unnötigen Klamotten befreite und mich müde in mein Bett fallen ließ. Bei den Valar... wie sehr hatte ich ein Bett nur vermisst? Auch wenn es nur ein billiges Strohbett war...?
~
Noch bevor die Sonne am nächsten Morgen aufgegangen war, hatte ich meine Sachen gepackt und das Gasthaus auf leisen Sohlen verlassen. Draußen war es still, ich hörte die Pferde im Stall schnauben, irgendwo waren Schweine, auch das hörte ich. Doch wegen des Nebels sah ich kaum etwas. Verärgert schnaubte ich auf, dann lief ich mit langsamen Schritten geradeaus und immer weiter geradeaus, denn dieses Dorf war klein, irgendwo musste ich ja rauskommen, wenn ich geradeaus lief.
„Du hast wirklich erstaunlich lange gebraucht..."
Mein Herz setzte einen Schlag aus vor lauter Schock und ich hatte das Gefühl das tiefrote Blut in meinen Adern stand plötzlich still. Keuchend wirbelte ich herum und starrte in ein mir sehr bekanntes paar Eisblauer Augen. Dann legte ich mir eine flache Hand auf meine Brust, spürte wie mein Herz darunter so sehr raste, dass ich Angst hatte es würde gleich herausspringen und in meinen Händen landen.
„Oh bei allen Göttern... Wie? Was?" Ich runzelte verwirrt die Stirn. Mir lagen auf einmal so viele Fragen auf der Zunge – doch ich hatte keine Ahnung, welche ich dem amüsiert grinsenden Elbenprinzen zuerst stellen sollte. So viel zu ich würde ihn finden. Hatte ja wirklich sehr gut funktioniert. Bravo Míriel!
„Ich bin schon seit zwei Tagen hier." Sagte er und zuckte die Schultern – als redete er vom Wetter. Leicht schnaubte ich. „Und warum hast du mich gestern nicht angesprochen?" Leicht runzelte ich die Stirn, woraufhin er leicht auflachte. „Ich war der neben dem Kamin, denn du genauso skeptisch wie alle anderen angesehen hast. Außerdem sahst du furchtbar fertig und schneller weg als ich hätte aufstehen können." Er zuckte erneut die Schultern, woraufhin ich nur knapp nickte – aber auch nur weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.
„Ich versteh es gerade trotzdem noch nicht so ganz." Murmelte ich seufzend, hob dann die Hand und zog mir die Kapuze aus dem Gesicht, dann rieb ich mir über mein müdes Auge, wobei ich beinahe aus Reflex auch das andere gerieben hätte – auch wenn ich wusste das es unnötig wäre. Durch das triste grau konnte ich sowieso nicht sehen. Und trotzdem hatte ich inzwischen gelernt damit zu leben, damit umzugehen. Ich brauchte es nicht mehr – auch wenn ich ebenso wenig dagegen einzuwenden hätte es zu haben.
„Kommt vom Schlafmangel." Er grinste gelassen und musterte mich kurz.
„Hmm, sicher..." Seufzend verdrehte ich die Augen. „Weißt du wie lange ich dich schon suche? Und jetzt stehst du hier und... oh ja ich bin schon seit zwei Tagen da. Ich hätte es dir gestern sagen können, dann hättest du heute länger schlafen können. Hab ich aber nicht..." Äffte ich seine Stimme genervt nach, was ihn noch breiter Grinsen ließ. „Ich habe hier auf dich gewartet, du meintest du würdest nachkommen, warst aber ewig weg." Brummte er, nun runzelte ich verwirrt die Stirn. „Warum wartest du auf mich?"
„Weil ich dich brauche." Ehrlich sah er mich an. Woraufhin ich etwas perplex nickte und darauf wartete das er weitersprach.
„Oder besser gesagt... ich brauche dringend deine Nase." Er grinste neckend, während ich die Augen verdrehte. Jedes Fünkchen Freundlichkeit tötete er innerhalb von Sekunden... Doch dann musste auch ich grinsen und blickte ihn ebenso schelmisch grinsend an.
„Wobei kann meine Nase ihnen behilflich sein, mein Prinz?"
Was sagt ihr eigentlich dazu das Míriel jetzt auf einem Auge blind ist... gut, nicht gut?
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Wolfsmädchen || Legolas
FanfictionDie junge Míriel ist eine der zwei letzten Hautwechsler in ganz Mittelerde. Aus Angst hält sie sich etliche Jahre in Mittelerde versteckt und zieht keine Aufmerksamkeit auf sich, doch als ihr alter Freund Gandalf plötzlich vor ihr steht und sie um e...