18. Ein dummer Plan...

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Míriel:

Das Kleid, das ich von der Schneiderin bekommen hatte, Hillira, wenn ich mich nicht irrte, war wunderschön. Noch nie hatte ich etwas getragen, oder gar besessen das auch nur annähernd so edel war wie dieses Kleid. Es schien mehr zu kosten als alles, was ich besaß, und dennoch stellten sie es mir einfach so zur Verfügung. Aber der Schein trübte, wie ich sicherlich wusste. Der König versuchte mich zu kaufen, aber das würde er nicht schaffen.

Hübsche Kleider hin oder her, ich war nicht käuflich und die Zwerge würde ich auch nicht verraten. Natürlich wollte ich Thorin noch den Kopf abreißen, denn er hatte Bilbo verloren, doch so ungern ich es zugab, ich hatte diesen Chaos Haufen gern gewonnen. Sie alle. Sie alle waren auf ihre eigene Art und Weise ganz besonders.

Bilbo hatte recht gehabt, man hatte den Zwergen ihre Heimat genommen. Und auch wenn weder er noch ich ein Zwerg waren, so gehörten wir doch irgendwie zu dieser verrückten Truppe dazu und ich würde bis zum Ende an der Seite der Zwerge stehen damit sie ihr Zuhause wieder bekamen.

Bedrückt sah ich auf, in den großen Wandspiegel vor mir.

Die Bedienstete, die das Kleid gebracht hatte, hatte meine Haare kunstvoll zusammengeflochten, Strähne um Strähne meiner Rabenschwarzen Haare. Sie hatte sogar einige weiße Blumen mit eingeflochten. Noch nie hatte ich so schön ausgesehen.

So besonders.

Aber mir schmerzte dennoch das Herz, wenn ich mich so sah.

Es fühlte sich an wie ein Verrat. Das konnte ich den Zwergen doch eigentlich gar nicht antun. Wieder schweiften meine Gedanken zu Bilbo, der Hobbit hatte so viel für diese Zwerge aufgegeben, wie konnte ich ihnen dann ein Fest vorziehen? Es fühlte sich an, wie alles zu verraten für das Bilbo gestanden hatte. Wütend über mich selbst riss ich mir die silberne Kette vom Hals.

„Ein Geschenk des Königs..." Äffte ich die Worte der Bediensteten wütend nach und starrte auf den kleinen Anhänger, in Blattform mit einem grünen Smaragd. Erst wollte ich die Kette wütend gegen die Wand werfen, dann ließ ich sie doch lieber in meinem Stiefel verschwinden.

Klauen gehörte sich zwar nicht, aber die würde mir bestimmt die nächsten zehn warmen Mahlzeiten einbringen können.

In Rekordgeschwindigkeit schlüpfte ich wieder aus dem Kleid, riss dann den Kleiderschrank auf und bemerkte zufrieden die Kampfkleidung, die hier lag. Meine alte war wirklich ranzig und die hier, lag sowieso nur rum.

Jetzt klaute ich ja quasi schon wieder...

Seufzend griff ich dennoch nach der dunkelbraunen Hose und dem grau-grünen Kampfkleid. Als letztes zog ich den grauen Brustharnisch aus Leder und Stahl an, dann schlüpfte ich in meine alten Stiefel und sah wieder in den Spiegel.

Meine Haare würde ich so lassen, sah immerhin mal wirklich gut und gepflegt aus. Mir fehlten eigentlich nur noch Waffen. Vor allem jedoch fehlte mir eine Möglichkeit die Zwerge aus ihren Zellen zu bekommen und folglich aus dem Palast.

Genervt biss ich mir auf meine Unterlippe. Schlecht durchdachter Plan. Vielleicht sollte ich endlich mal aufhören, jeden Gedanken, der mir kam, gleich in die Tat umsetzten zu wollen. Lief meistens nicht so gut, wie ich jetzt wieder feststellte.

Ratlos blickte ich mich in meinen Gemächern um. Aber wie sagte man so schön? Kein Risiko, kein Spaß. Obwohl Spaß wirklich das letzte war, was ich auf dieser ganzen Reise hatte. Tief durchatmend zog ich also meine Tür auf und blickte direkt in die Eisblauen Augen des Prinzen, der wohl gerade an meine Tür klopfen wollte und nun verdattert innehielt. „Verdammt." Entkam es mir fluchend, dann nutzte ich seine Verwirrung, schupste ihn mit all meiner Kraft zur Seite und rannte los. Dummer Plan! Ganz dummer Plan! „Haltet sie!" Brüllte er aufgebracht durch den Gang, doch ehe die beiden Wachen reagieren konnten war ich auch an ihnen vorbei gestürmt und eilte einige Stufen nach unten, dann den Gang weiter gerade aus. Wo war ich hier überhaupt? Immer mehr wurde mir bewusst, dass ich einen verdammt dummen Plan gehabt hatte – wohl bemerkt das ich keinen Plan gehabt hatte.

Die Zwerge!

Fiel es mir wieder ein, während ich einen Gang nach dem anderen entlang stürmte und immer wieder verdutzt und überrascht aussehende Elben umrannte.

„Míriel verdammt bleibt stehen!" Erklang die zornige Stimme des Prinzen hinter mir, woraufhin ich meine Schritte nur noch mehr beschleunigte und eilig die nächste Treppe herunter schlitterte, die ich entdeckte. Sicher wären die Kerker irgendwo unten. Schmerzvoll stöhnte ich auf, als ich am Ende der Treppe über irgendwen stolperte und der Länge nach auf den Boden fiel. Natürlich hatte ich das Glück direkt mit meiner Stirn auf dem Boden aufzuschlagen.

Zischend rieb ich mir die Stirn.

„Míriel?" Erklang eine verwirrte Stimme und ich blickte mich verdattert um. Entdeckte jedoch keinen. „Ich bin hier."

Fast hätte ich laut aufgeschrien als auf einmal Bilbo' Kopf vor mir erschien, der Hobbit jedoch presste mir schnell seine kleine Hand auf den Mund und brachte mich damit zum Schweigen.

„Erklär ich dir später, aber jetzt müssen wir erst mal hier weg." Meinte er, während ich die Näherkommenden Schritte der Elben hörte die mich verfolgten. Kräftig nickte ich, während ich nur langsam realisierte das Bilbo wirklich hier war. Noch während wir weiter durch die dunklen Gänge schlichen, traten mir Tränen in die Augen und ich umarmte den Hobbit fest.

„Ich dachte du bist tot." Gestand ich ihm leise. Schief und verlegen zugleich lächelte Bilbo mich an, dann nahm er meine Hand in seine kleine und zog mich weiter. Vor einer schmalen braunen Tür reichte er mir einen Schlüssel. Den anderen behielt er.

„Wir müssen die Zellen aufsperren." Erklärte er und ich nickte verstehend.


Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt