64. Helms Klamm

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Míriel pov.

Müde ließ ich meinen Blick über die ängstlichen Menschen Rohans gleiten. Zusammengekauert, verängstigt und meist auch hungrig und frierend saßen die Geflüchteten aus Theodens Land in den Gassen des überfüllten Helms Klamm, während stetig mehr Menschen kamen, um nach Schutz zu suchen. Wobei ich stark daran zweifelte das sie diesen ausgerechnet hier bekamen. Unsere erste Schlacht gegen die dunklen Mächte des Feindes hatten wir besiegt. Doch zu welchem Preis? Wir hatten einen Krieger wie Aragorn verloren. Die Überreste unser Ringgemeinschaft damit einen weiteren Führer ... wie es jetzt weiterging für uns war also fraglich. Gimli und Legolas wussten auch das wir eine Entscheidung treffen sollten, doch bisher tat es keiner von uns. Fest stand wir sollten hier erstmal auf Gandalfs Rückkehr warten doch im Moment verstand ich noch nicht zu welchem Zweck wir überhaupt hier waren. Gekommen waren wir, um Frodo zu helfen den Einen zu zerstören, hier waren wir und führten die Befehle eines allem Anschein nach verwirrten, alten Menschenkönigs aus.

„Worüber denkst du nach?" Fragte Legolas flüsternd, der wie ich gehört hatte, schon vor einer ganzen Weile hinter mich getreten war, bisher jedoch schweigend dort verweilt hatte. Leise seufzte ich und trat einige Schritte rückwärts weg von der Zinne der oberen Mauer, von der aus ich das Tor und all die Geflüchteten beobachtet hatte.

„Die Sinnlosigkeit unserer Anwesenheit." Offenbarte ich dem Elbenprinzen ehrlich. Legolas gab darauf einen Laut von sich der klang wie ein kaltes Lachen und ein amüsiertes Schnauben zu gleich.

„Du solltest mit reinkommen. Etwas essen und dich ausruhen. Der Krieg wird nur allzu bald kommen." Meinte er, knapp nickte ich und folgte ihm dann ins Innere der Burg. Der König war ebenfalls hier und unterhielt sich lautstark mit einigen seiner Beratern, seine Nichte Eowyn wuselte wild herum und half den Geflüchteten, wo sie nur konnte. Doch ich schenkte ihnen gar keine Beachtung, als ich mich neben Gimli auf die Bank setzte und dankend die dampfende Kartoffelsuppenschüssel annahm, die der Zwerg mir zuschob. Eine weitere reichte er grummelnd Legolas, dann verfielen wir drei in Stille und genossen unsere Suppe.

~

Später an diesem Tag hatte ich mir endlich das stinkende Orkblut aus den Haaren gewaschen und mir frische Kleidung von Lady Eowyn geben lassen. Gekleidet in eine braune Stoffhose und eine hellgrüne Tunika, über die ich ein braunes Lederwams gezogen hatte, lief ich durch die Gänge der Burg auf der Suche nach Legolas oder Gimli. Der Giftgrüne Apfel in meiner linken Hand flog dabei immer wieder hoch in die Luft, bevor ich ihn präzise wieder auffing und schließlich hineinbiss, im selben Moment, als ich Legolas' hellblonden Haarschopf zwischen all den Menschen erblickte.

Ganz von selbst beschleunigte ich meine Schritte und trat an die Seite des Elben – wo mir augenblicklich der Atem stockte.

Mir schlug das Herz schneller und mein Mund klappte fassungslos auf, als ich den Menschen vor mir erblickte. Das zerzauste dunkle Haar, die strahlend grau-blauen Augen unter denen tiefe, dunkle Ringe lagen. Die dreckige, zerschlissene Kleidung und die leicht von der Sonne gebräunte Haut. Da stand kein geringerer als Aragorn persönlich vor mir! Anscheinend schien es so etwas wie ein Markenzeichen unserer Führer zu werden, sich für Tod erklären zu lassen, um dann wieder zurückzukehren.

„Du siehst echt furchtbar aus." Teilte ich ihm schmunzelnd mit, was Aragorn rau auflachen ließ. Auch Legolas neben mir grinste breit. Wie ich sehen konnte, funkelte in Aragorns Händen auch schon wieder sein geliebter Abendstern von Arwen. Legolas hatte ihn auf dem Schlachtfeld aufgesammelt, noch bevor König Theoden verkündet, hatte das man die Leichen an Ort und Stelle liegen lassen würde.

„Ich habe dich auch vermisst." Scherzte der Mensch. Doch nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann wurde sein Blick düster und ernst. Vor mir stand wieder Aragorn. Unser Führer. So wie wir ihn kannten und brauchten.

„Ich muss mit Theoden sprechen, ein Heer Urukhai aus Isengard marschiert auf uns zu. Wir müssen uns bereit für sie machen." Sagte er und ich merkte, wie mir ein Schauer über den Rücken fuhr. Ein Klos bestehend aus Sorge bildete sich in meinem Hals, denn so wie es aussah würde der Krieg noch viel früher kommen als wir erwartet hatten und weder Helms Klamm noch wir waren bereit dafür. Oder würden es noch werden, bis die Diener des Feindes vor den Toren stehen würden. Bereit dafür uns auszulöschen.

„Wie viele sind es?" Wollte ich besorgt wissen und runzelte die Stirn. Jetzt hatte Saruman wohl alle nötigen Informationen von Schlangenzunge bekommen, die er benötigt hatte, um Helms Klamm angreifen zu können.

„Mindestens zehntausend. Plus, minus weiterer Tausend." Beantwortete der Waldläufer hoch aus dem Norden meine Frage mit düsterer Tonlage und ich merkte, wie ich hoffnungslos aufseufzte. Wir würden also alle sterben! Doch diese Erkenntnis und das Schwarzsehen würde uns allen nun nicht weiterhelfen, also drehte ich mich entschlossen um und meinte an Aragorn und Legolas gewandt: „Kommt ich habe Theoden eben noch dort hinten gesehen, als ich Legolas gesucht habe."

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt