Kapitel 30

597 47 8
                                    

Kursiv gedrucktes sind Träume, wenn ich möchte, dass man sie als Träume erkennt ;)

Mit tränennassen Augen und Wangen lief ich über das weite Feld. Die Tränen benetzten meine Haut, als würde es regnen, doch die Nacht war sternenklar und rein wie Schnee stand der Mond am Himmel. Wunderschön und blütenweiß sandte er sein Licht auf die Erde. Meine Füße trugen mich mit rasender Geschwindigkeit über den harten, kahlen Boden, auf dem kein Grashalm wachsen konnte. Vielleicht hatten es einst welche getan, doch jetzt war alles schwarz, schwarz und verkohlt.
Irgendwann stolperte ich, übersah trotz des Mondlichtes etwas Großes und Schwarzes am Boden und lag kurz darauf auch schon auf dem Boden. Mein Gesicht presste ich auf den Boden und atmete erst ein paar Mal tief durch um Luft zu bekommen.
Dann wagte ich es erst wieder mich unzudrehen! Meine Augen leuchteten im Schein des Feuers. Es züngelte in den Himmel, große Rauchfaden stiegen empor und verdunkelten bereits die ersten Sterne. Die Flammen fraßen sich die letzten hohe Bäume nach oben, zogen die Kraft aus ihnen und ließen nur leblose Asche zurück. Unaufhörlich tropften die Tränen auf den staubigen Grund und wollten nicht versiegen.
Wie aus dem nichts kamen die Schreie zurück. Diese elendigen und schmerzvollen Schreie, von Männern, Frauen und sogar einigen Kindern. Die Bilder vor meinem inneren Auge wollten einfach nicht verschwinden, so sehr ich darum auch bat und flehte! Es war als wollte mich jemand mit diesen quälen!
Mit einem spitzen Schrei saß ich plötzlich aufrecht im Bett und schnappte gierig nach Luft.
"Leyla? Leyla?", fragte plötzlich jemand, ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und als ich aufschaute, erblickte ich Blu in Menschengestalt neben mir. Immer noch schwer atmend und mit hastendem Herzschlag starrte ich sie aus geweiteten Augen an.
"Was ist passiert? Was hast du geträumt?", fragte Blu und sah mir tief in die Augen, doch ich schüttelte nur den Kopf und unterbrach ihren Blickkontakt.
"Egal", murmelte ich, doch das sah Blu wohl anders.
"Nein Leyla! Das ist alles andere als egal. Deine Träume bedeuten etwas. Sie können Visionen von der Zukunft sein. Also was hast du gesehen?", fragte Blu noch einmal und ich sah die Besorgnis in ihren Augen flackern.
"Ich war in einem Wald oder das was davon übrig war. Denn es brannte und das Feuer zerstörte eine Stadt in dem Wald. Ich höre noch immer die Schreie der Menschen, als sie verbrennen", flüsterte ich mit zitternder Stimme und beruhigte mich nur sehr langsam.
"Mmh das könnte eine zukünftige Vision sein. Es ist möglich, dass das was geträumt hast, passieren wird. Hast du noch etwas gesehen, was helfen könnte herauszufinden, welche Stadt es war?", hackte Blu nach und versuchte mich mit einem sanften Lächeln aufzumuntern.
"Nein", murmelte ich und schüttelte den Kopf, sodass meine blonden Locken hin und hertanzten.
"Sag mir sofort Bescheid wenn du etwas neues träumst", bat Blu und lehnte sich zurück. Im ersten Licht des Tages, glänzten ihre Haare wie blaue Seide und ebenso taten es ihr Kleid und die Federn an diesem.
"Du warst doch bei deinem Herrn. Was darfst du mir denn jetzt erzählen?", fragte ich meine Freundin und schaute auf und in ihre Augen.
"Nunja, ja ich war dort bei meinem Herrn in Valinor", begann Blu, erhob sich von dem Bett und wanderte durch das Zimmer.
"Valinor?", fragte ich überrascht und riss erstaunt die Augen auf.
"Ja Valinor. Dort lebt mein Herr, wer er ist, ist nicht von Belang und zudem geheim. Die meisten von Meinesgleichen leben dort", erklärte Blu und setzte sich langsam auf einen Stuhl, den sie sich vors Bett gestellt hatte. Schweigend wartete ich darauf, dass mit sprechen fortfuhr, da ich sie nicht unterbrechen wollte.
"Meinen Herrn wirst du bald kennenlernen und er wird dir dann auch alles erklären und alle deine Fragen beantworten, die er beantworten kann. Aber jetzt zu dem was ich sagen darf", kam sie endlich zu dem interessantem Thema. Gespannt setzte ich mich auf und ließ die Beine über die Bettkante hängen, um als Zeitvertreib ein wenig mit ihnen zu baumeln.
"Ich bin weder ein Mensch noch bin ich eine Elbin, auch wenn ich spitze Ohren habe", begann Blu und schob kurz ihr blaues Haar zur Seite, damit ich die spitzen Ohren sehen konnte, die mir vorher noch gar nicht aufgefallen waren.
"Was bist du dann?", fragte ich leise und legte den Kopf leicht schräg, während ich sie beobachtete.
"Ich bin eine der Maiar, den Elben in vielem gleich, aber doch nicht in allem. Ich kann meine Gestalt wandeln, was nur einige der Maiar von den Valar erlernen. Ich lernte es um dich beschützen zu können", erklärte Blu endlich, auch wenn mir das wirklich viel brachte.
"Warum mich beschützen? Das kann ich doch auch selbst oder nicht?", fragte ich verwirrt.
"Erinnerst du dich an den Tag, an dem du mich gefunden hast?", fragte Blu und stand vorsichtig von ihrem Stuhl auf. Ihr Kleid flatterte im angenehmen Wind, der durch die Balkonöffnung ins Zimmer wehte.
"Ja klar erinnere ich mich", erwiderte ich verwirrt und schaute Blu auch genauso an.
"Es war kein Zufall Leyla. Es war kurz nachdem deine Schwester ermordet wurde, dass fu mich fandest. Ich wurde geschickt um dich zu beschützen, damit dir nicht dasselbe passierte. Verstehst du!? Jemand hatte es auf dich und deine Schwester abgesehen! Jemand Mächtiges, aber mehr darf ich auch nicht sagen. Nur eines noch Leyla, weil ich wirklich mag. Versuche nicht auf eigene Faust etwas herauszufinden, denn du bist wichtiger für die Zukunft beider Welten als du dir im Moment vorstellen magst", Blu war immer näher gekommen, hatte sich zuletzt sogar vor mich hingekniet und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
Unfähig etwas anderes zu tun, nickte ich einfach nur und nahm es hin, dass ich nicht noch mehr erfahren durfte. Viel mehr wusste ich jetzt auch nicht, weniger als ich mir erhofft hatte. Viel weniger, aber ich wollte sie nicht zwingen und konnte es wahrscheinlich auch gar nicht.
"Gut", flüsterte sie lächelnd und stand wieder auf, als es auch schon an der Tür klopfte. In Sekundenbruchteilen war Blu wieder die blaue Vogeldame und saß krächzend auf der Stuhllehne.
"Ja bitte?", fragte ich und drehte den Kopf zur Tür. Schnell scheckte ich noch mich durch, aber ich trug ein Nachthemd, bei dem man zum Glück nichts sehen konnte. Einige gab es nämlich in dem Schrank, durch die man es konnte und auch ein paar gewagte Kleider hatte ich gestern noch gefunden, bevor ich mich schlafen legte.
"Haldir hier und Amarí", erklang die Stimme meines zweiten Beschützers, nach Blu jetzt. Ob er von ihr wahren Gestalt wusste? Ob überhaupt jemand außer mir davon wusste?
"Kommt herein", meinte ich und stand von dem Bett auf. Das weiße Nachtkleid fiel geschmeidig und reichte mir dabei bis knapp über die Knie. Die hölzerne Tür wurde von Haldir geöffnet, doch Amarí betrat zuerst den Raum. In ihren Armen trug sie einen Stapel Kleidung, den ich nur misstrauisch beäugte.
"Guten Morgen Leyla", begrüßten mich die beiden und sofort erwiderte ich ihren Gruß. Blu krächzte leise, lief einmal über die Stuhllehne und breitete dann ihre Flügel aus. Geschwind flog sie vom Stuhl und landete auf dem Bett wo sie damit begann den Kleiderstapel auseinanderzunehmen. Das hatte sie auch schon immer auf der Erde getan! Für mich war es schon normal, doch Amarí starrte den Vogel verwirrt an. Haldir hingegen nicht und als ich ihm tief in die Augen blickte, sah ich, dass er davon wusste. So musste auch Celeborn davon wissen!
"Wozu ist diese Kleidung?", fragte ich und hob die Stoffhose hoch.
"Für dich! Heute beginnt dein Training und dazu wäre ein Kleid nicht die angemessene Kleidung. Zudem habe ich das Gefühl, dass dir diese Art der Kleidung besser gefällt, als ein Kleid. Zieh dich um. Ich erwarte dich vor der Tür", erklärte Haldir, verbeugte sich und verschwand aus meinem Zimmer.
Ich schaute ihm noch kurz hinterher, dann beäugte ich den Kleiderstapel etwas genauer, den Blu bereits auseinandergenommen hatte. Die Hose hatte ich bereits gefunden, passende Stiefel lagen auch dort und auch ein Oberteil. Haldir hatte Recht! Solche Kleidung gefiel wirklich besser.

Hey meine lieben Leser :)
Tut mir Leid, dass im Moment nicht so oft ein neues Kapitel kommt, aber ich habe im Moment viel zu tun durch Theater-Ag und irgendwie fällt in den letzten Schultagen alles auf einmal an und so halt xD
Laura

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt