Kapitel 65

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„Dieses Fest, dieses Sternenlichtfest oder Mondscheinfest, feiert ihr das jedes Jahr?", fragte ich. Die Bürste aus meiner Hand legte ich vorsichtig beiseite, nachdem ich mir das blonde Haar wieder einigermaßen geordnet hatte. Zufrieden strahlte ich mein eigenes Spiegelbild an. Gesund sah ich aus, gesund und zufrieden. Keine Augenringe, dafür das volle Glück, das in meinen Augen schimmerte. Rosige Wangen und lebendige Lippen.

„Ja jedes Jahr, wenn der Herbst sich dem Ende zuneigt und der Winter vor der Tür steht. Es geschieht oft, dass die ersten Schneeflocken an diesen Tagen vor den Fenstern tanzen", Thranduil hatte sich zu mir herab gebeugt und flüsterte mir direkt in mein Ohr. Seine Finger strichen durch mein Haar, schoben einige Strähnen zurück hinter die runden Ohren.
„So wie heute."
„So wie heute", stimmte er mir zu und streichelte meine Schultern. Wenn ich mich nur daran erinnerte, wo seine Finger vor einiger Zeit noch gewesen waren, so sah ich ihm Spiegel wie rot ich wurde.

„Es ist süß wie du rot um die Nase wirst. Eine ganz neue Seite an dir, Leyla", neckte mich der große Elbenkönig.
„Mir behagt das halt immer noch nicht, dass es nun alle wissen. Nur einer nicht."
„Chris hätte es doch sowieso sogleich von dir erfahren", merkte Thranduil an. Er grinste frech.
„Das ist nicht das, was ich meine, du großer Idiot!", stöhnte ich genervt und seufzte leise.
„Es ist einfach, dass ich das so nicht gewohnt bin", gab ich zu und senkte beschämt den Blick.

„Dir hat es nicht gefallen?", Thranduil unterbrach das Zuknöpfen seiner silbernen Robe augenblicklich.
„Bei den Valar", rief ich genervt aus und drehte mich zu ihm um, nur um mit seinem spitzbübischen Grinsen konfrontiert zu werden.

„Keine Sorge Leyla. Keine Sorge. Du hast mir gezeigt, dass es dir gefallen hat...und den Wachen vor den Türen auch. Die Armen", er kicherte, der große, sture, übellaunige und kühle Elbenkönig kicherte! Und ich wäre am liebsten auf der Stelle im Erdboden versunken.
Verzweifelt senkte ich den Blick, atmete tief ein und aus und versuchte verzweifelt die aufkeimenden Tränen in mir zu unterdrücken. Doch unglücklicherweise gelang es mir nicht. Mein Schniefen verriet mich an Thranduil, der binnen weniger Sekunden neben mir kniete und meine zitternden Hände mit seinen umschloss.

„W-war ich wirklich so laut? Oh Thranduil. Bitte hör auf mit diesen Bemerkungen. Ich war bis vor wenigen Stunden noch Jungfrau! Du hast bereits Erfahrung, ich nicht. Ich weiß nicht was dir gefällt oder was mir gefällt. Ich weiß nicht wohin mit meinen Händen. Wüsste ich es doch nur, ich könnte dich glücklich machen! Du würdest dich nicht so über mich lustig machen, d-du...", schluchzend vergrub ich das Gesicht in meinen Händen.

„Leyla! Meleth nîn, meine Liebe. Bitte weine doch nicht. Das ist kein Grund zu weinen. Verzeih mir meine unangebrachten Witze. Mein einziger Wunsch war es dich von dem Scham abzubringen. Ich gedachte doch nicht dich zu kränken. Du bist alles, was ich will. Keine andere könnte mich so glücklich machen wie du es tust. Mein Herz gehört auf ewig dir, wir sind verbunden, verbunden bis zum letzten Tage. Es bereitet mir ungeheuere Freude, wenn ich dich nur lächeln sehen darf. Dein sanftes, zartes Lächeln. Dass du noch unerfahren bist, dass du noch Jungfrau gewesen bist, das alles ist nicht wichtig. Leyla. Wir werden noch so viele Nächte haben, die wir beieinander sind. Ich kann dir all jenes lehren, was ich weiß, aber du kannst es auch selbst herausfinden. Seine Vorlieben entdeckt man mit der Zeit, das kommt nicht auf einmal. Nun komm, trockne deine Tränen", hauchte er sanft und fing mit seinem Daumen eine flüssige Spur auf.

„Du bist meine Frau, meine Königin." Sein Finger fuhr über meine zitternden Lippen und verharrte dort für einen Augenblick.
„Wenn ich dir Schmerzen zugefügt habe, dann"
„Nein Thranduil, nein. Das hast du nicht... also nicht wirklich...nur ein wenig. Aber das ist normal, denke ich. Lass einfach bitte diese Kommentare. Ich muss erst einmal selbst damit klarkommen", flehte ich leise. Es gab nicht oft Situationen, in denen ich meine verletzliche Seite zeigte. Nicht viele kannten sie, denn ich hatte gelernt sie nach Selenas Tod zu verbergen. Zumindest hatte ich es versucht. Es gelang mir nicht oft mich kühl und emotionslos zu zeigen.

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