Prolog

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Meine jungen Füße trugen mich über das frische Gras. Ich ignorierte die besorgten Rufe meiner Mutter hinter mir.

"Leyla! Komm zurück!", rief sie immer wieder, als sie aus der Haustür stürmte und mir hinterherschaute. Doch ich hörte nicht auf sie, ich wollte nicht auf sie hören, ich wollte weg, einfach nur weg. Weg von all dem was mich an meine geliebte Schwester erinnerte.

Der frische Wind wehte mir ins Gesicht und bließ meine blonden Haare nach hinten. Tränen rannen mir über die Wangen. Ich rannte so schnell ich konnte, so schnell wie mich meine Füße trugen. In meinen 13 Jahren war ich noch nie so schnell gerannt und ebenso war ich noch nie so traurig, verzweifelt und wütend zugleich gewesen.

Von weit her hörte ich wie mich mein kleiner Bruder rief. Er war gerade mal 7, er verstand es noch nicht. Er würde es eines Tages verstehen, eines Tages, wenn er alt genug ist. Was würde ich ihm sagen, wenn er nach ihr fragt? Was sollte ich sagen, wenn er fragt, wann Selena zurückkommt? Was sollte ich sagen?

Dass sie nie zurückkommen wird? Dass sie für immer weg ist? Dass sie nie ihren 18 Geburtstag erleben wird? Dass sie entführt wurde? Dass sie wahrscheinlich tot ist? Für immer von uns genommen? Für immer!

Automatisch trugen mich meine Füße zu unserem Geheimplatz. Selena und ich hattsn ihn vor vielen Jahren auf einem Ausritt entdeckt. Ein kleiner See inmitten eines Waldes. Der Wald erstreckte sich über Kilometer hinter unserem Pferdehof. Es hatte mich immer gewundert, dass es so einen wunderschönen Ort so nahe von Berlin gab. Doch es freute mich insgeheim. Ich und Selena waren oft hier, sehr oft. Es war unser Platz und jetzt würde sie nie wieder herkommen können! Sie war tot!

"Tot", schrie ich verzweifelt und sackte schluchzend in mich zusammen.

"Warum Sel? Warum du? Warum?", schrie ich den Himmel an und bekam keine Antwort.

Selena und ich hatten uns näher gestanden, als viele andere Geschwister. Sie war mein Vorbild!

Als dann vor drei Tagen die Nachricht von ihrer einzigen Freundin kam, dass Selena nicht bei ihr angekommen sei und auch über Handy nicht zu erreichen war, brach meine Welt zusammen. Meine Schwester entführt? Ich konnte es nicht glauben, ich wollte es nicht glauben!

Das Schlimmste waren die Polizisten heute. Sie hatten Selena gesucht, mit Hunden und allem drum und dran und doch hatten sie sie nicht gefunden. Nach nur drei Tagen gaben sie auf und erklärten meine Schwester für tot! Es machte mich wütend! Wie konnten sie einfach aufgeben? Nach drei Tagen!

Meinen Glauben an die deutsche Politik und auch an die Polizei verlor ich vor etwa einer Stunde.

"Ich weiß wie sie sich fühlen", hatte eine der Polizistinnen gesagt und ihre Hand auf meine Schulter gelegt.

"Sie wissen nicht wie ich mich fühle! Sie wissen gar nichts!", hatte ich sie angeschrien und war rausgerannt.

Langsam stand ich wieder auf und wischte mir eine Träne von meinem Gesicht. Die Stimmen, die mich riefen kamen näher, doch es interessierte mich nicht. Nichts interessierte mich mehr! Ich hatte die wichtigste Person in meinem Leben verloren!

Ein ungutes Gefühl beschlich mich als ich langsam auf das Seeufer zuging. Ich ignorierte es wie alles andere auch. Etwas Ungewöhnliches hinter einem kleinen Busch weckte meine Aufmerksamkeit. Etwas was da sonst nicht war.

Vorsichtig schlich ich um den Busch herum und schob einen letzten Ast zur Seite. Vollkommen erschrocken starrte ich auf den Boden vor mir und schrie, schrie wie ich noch nie geschrien hatte. Erschrocken stolperte ich einige Schritte rückwärts und klammerte mich an einem Baum fest. Ich schrie immer noch und die Stimmen meiner Mutter und der Polizei wurden lauter. Mein Schreien ging in Weinen über. Dort lag sie vor mir. Selena, meine große Schwester. Tot!

Entführt, brutalst vergewaltigt und dann ermordet. Drei Messerstiche zierten ihren schönen Körper, durchlöcherten ihn wie einen Käse. Ihre Augen waren weit aufgerissen, der Mund zum Schrei geöffnet.

Mir wurde schlecht, extrem schlecht! Mein Mittagessen drohte wieder hochzukommen.

"Selena", wimmerte ich und sank auf die Knie, berührte sanft ihren Arm.

"Leyla!", schrie meine Mutter und kam um den letzten Baum herum.

"Oh Gott", rief sie erschrocken und hielt sich die Hand vor den Mund, als sie mich neben meiner Schwester knien sah.

"Nein!", rief sie und kam auf mich zu. Ich stürzte mich in ihre Arme und vergrub mein Gesicht an ihre Brust. Sie drückte mich fest an sich und flüsterte mir beruhigend Worte in mein Ohr. Gant langsam führte sie mich so vom Körper meiner Schwester weg, weg vom See, weg vom Wald, zurück nach Hause.

Es war schrecklich! Die Bilder von meiner ermordeten Schwester werde ich nie vergessen! Nie! Nie in meinem ganzen Leben!

Jap, neue Geschichte. :) Ich hoffe sie gefällt bisher XD
Laura

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt