Kapitel 36

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Nachdem ich die warme Mahlzeit vollständig aufgeggessen hatte, legte ich mich zurück in das Kissen und seufzte leise. Wie manuell schlossen sich meine Augen und schnell schlief ich wieder ein.
Die ganzen neuen Informationen, der Blutverlust, die Vorstellung, dass meine Schwester noch lebt und dass ich eine Calwafëa war, also eine Art Engel. Das alles hatte mich einfach ermüdet und mein Körper forderte un seinen Schlaf.
"Ruh dich aus Kleine!", flüsterte Selena und strich mir über das blonde Haar. Ich umgriff, mich bereits im Halbschlaf befindend, nach ihrer Hand und ließ nicht mehr los.
"Ich bleibe die ganze Zeit hier", versprach meine große Schwester und lächelte liebevoll. Sie war genauso froh mich nach den 11 Jahren wiederzusehen.

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Blu folgte in ihrer Gestalt als Maia sowohl dem Elbenkönig als auch meinem Kumpel Chris. Es war dunkel geworden draußen, die Nacht brach herein und kleine Laternen an den Wänden entzündeten sich und spendeten ein warmes Licht.
"Schön habt Ihr es hier", meinte Blu, schaute sich um und grinste jedes Mal wenn ihr ein kleiner Vogel ins Sichtfeld flog oder sie nur einen hörte.
Ich war gerade wieder eingeschlafen, als Blu plötzlich zusammenzuckte und wie angewurzelt stehenblieb. Erst einige Meter weiter bemerkte der Elbenkönig das Fehlen der jung aussehenden Frau mit den leuchtend blauen Haaren.
"Blu?", fragte Thranduil und zog seine breiten, dunklen Augenbrauen verwirrt hoch, die einen Kontrast zu seinem weißblondem Haar bildetet. Auch Chris drehte sich, als er die Worte des Elbenkönigs vernahm, um und lief sogar ein paar Schritte auf Blu zu. Doch da schüttelte sich schon lächelnd den Kopf und schloss wieder auf.
"Leyla hat gerade alles erfahren. Mein Herr hat mit ihr geredet. Leider darf ich euch nichts sagen, außer, dass sie unsterblich und kein Mensch ist", erklärte Blu ihr plötzliches Stehenbleiben. Eönwë hatte sich über Gedanken bei ihr gemeldet und die aktuelle Situation geschildert. Blu wusste alles, auch meine kleine Konfrontation mit dem Spiegel in Celeborns Gemächern.
Nachdenklich nickte Thranduil, Chris hingegen biss sich auf die Lippen, um nicht doch nachzuhacken. Er machte sich wirklich große Sorgen, aus dieser Welt kannte er kaum etwas, einzig die Lebensformen, die Tolkien beschrieb und davon auch nicht alle. Thranduil wusste im Gegensatz zu meinem Kumpel, dass der Herr dieser Maia auch nur einer der Maiar oder sogar einer der Valar sein musste. Ihm erklärte es sich nicht anders und auch wenn er immer noch nicht verstand warum ich wenn ich doch unsterblich und kein Mensch war, in dieser anderen Welt gewesen war, so freute ihn dieses eine kleine Detail. Ich war unsterblich und somit nicht der Grund für Thranduils verfrühten Tod durch Liebeskummer.
Thranduils Wachen öffneten die großen Tore zu seinem Beratungssaal. Es handelte sich um einen großen Raum, die Architektur mit den geschwungenen Säulen setzte sich auch hier an den Wänden fort und ließ Öffnungen zu allen Seiten zu. Durch einige fiel Licht, da sich dort Fenster befanden, eine Seltenheit bei einem Palast, der in Stein gehauen worden war.
"Wow!", staunte Chris mit offenem Mund und großen Augen. Blu beobachtete alles nur mit mäßiger Begeisterung und setzte sich auf den Stuhl, den Thranduil ihr anbot. Chris setzte sich ebenfalls an den großen Runden Tisch aus Eiche, der mit vielen Schnitzereien verziert war.
Fasziniert strich Chris darüber und spürte an den Fingern die äußerst präzise und ordentliche Arbeit der Elben. Einen solchen Tisch hätte niemand in unserer Welt jemals gemeistert. Thranduil nahm auf einem etwas größerem Stuhl mit Lehnen Platz und überkreuzte die Beine.
"Ich verstehe, dass du nicht verraten darfst wer oder was Leyla ist", begann der Elbenkönig und lehnte sich gemütlich zurück.
"Aber warum dürfen wir nicht wissen wo sie ist? Sowohl ich als auch Chris machen uns große Sorgen, auch wenn ich mir denken kann, dass sie in Sicherheit ist."
"Ich nicht!", meldete sich Chris zu Wort.
"Nun. Blu ist eine Maia. Ihr Herr kann somit nur ein höherer Maia oder ein Vala sein. Du weißt doch wer die Maiar und Valar sind oder?", fragte Thranduil nachdem er seine logische Erklärung dargelegt hatte.
"Ja das weiß ich und deshalb ist Leyla sicher?...naja stimmt irgendwie. Die Valar sind Götter und die Maiar auch irgendwie nur etwas schwächer", meinte Chris und seufzte leise als er verstand wie sich Thranduil etwas beruhigte.
Komplett beruhigt wären beide aber erst wenn ich mich wieder in ihrem Sichtfeld befände.
"Ja Thranduil Ihr habt Recht und du auch Chris. Wir beschützen Leyla so ght es in unserer Macht liegt. Gefahr droht ihr, deshalb darf niemand erfahren wo sie ist, auch ich muss Umwege fliegen wenn ich zu ihr zurückkehre. Es tut mir Leid. Ich weiß wie sehr ihr beide Leyla liebt, auf eure spezielle Art und Weise, aber ich darf es euch nicht sagen, so sehr ich es auch wollen würde. Leyla hat jetzt andere Aufgaben und Pflichten und ich glaube eure Anwesenheit würde sie nur davon ablenken. Was ich aber versprechen kann, ist, dass ihr sie bald wiedersehen werdet", Blu lächelte die beiden an und versuchte sie so zufriedenstellen.
"Ich verstehe", murmelte Thranduil wieder tief in seine Gedanken versunken und erhob sich dann mit einem Seufzen.
"Entschuldigt mich, aber ich ziehe mich zurück. Blu Ihr seid uns herzlich hier willkommen solange Ihr bleiben wollt."
"Macht Euch keine Mühe Thranduil. Ich werde sogleich zurückfliegen, damit ich morgen wieder bei Leyla bin, aber danke für das freundliche Angebot", bedankte sich die Maia bei dem Elb, den ich über alles liebte. Sein Haar schimmerte leicht golden in der Fackel an der Wand.
"Das verstehe ich natürlich. Dann wünsche ich Euch einen guten Flug und sagt Leyla, dass ich sie sehr vermisse und liebe, egal wer oder was sie auch ist. Sie soll sich darüber keine Gedanken machen", bat Thranduil und schritt auf eines der Fenster zu. Ein frischer Windzug kam kam ihm entgegen als er es für Blu öffnete, die sich auch von Chris verabschiedet hatte und nun auf das Fenster zukam.
"Ich werde Leyla ausrichten was ihr mir sagtet", versprach sie, ihre Augen funkelten kurz und schon wandelte sich ihre Gestalt. Ihre Arme wurden länger und breiter und langsam wuchsen blaue Federn daran.
Ein leises Krächzen verließ ihren schwarzen Schnabel, sie sprang auf das Fensterbrett und von dort flog sie davon in die Dunkelheit.
"Da fliegt unsere einzige Verbindung zu Leyla", seufzte Chris und stellte sich neben Thranduil, der nach draußen in die Dunkelheit starrte.
"Ja", hauchte er und drehte sich von dem Fenster weg, nachdem er es geschlossen hatte.
"Wir haben eine lange Reise hinter uns. Feren, mein Berater wartet vor der Tür und wird dich zu deinem neuen Gemach geleiten. Ich ziehe mich dann zurück und hab eine gute Nacht", erklärte Thranduil und lächelte schwach. Seine Augen zeigten jedoch seine wahren Gefühle.
"In Ordnung. Schlaft gut Thranduil", wünschte Chris, zusammen verließen die beiden den Beratungssaal und trennten sich vor der großen Holztür.
Chris folgte Feren nach rechts zu den Gemächern der Bediensteten, Thranduil schlug den linken Weg zu den königlichen Gemächern ein.
Wenige Minuten später betrat er schon sein großes Zimmer, doch steuerte direkt auf die Balkontür zu und betrat den Balkon.
Es war frisch draußen, doch Thranduil störte es nicht und er stand einfach dort und beobachtete den Nachthimmel. Der Mond schien hell diese Nacht und um ihn herum glitzerten und blitzten die Sterne.
Das milchig weiße Licht brachte Thranduils Tränen zum glitzern, als sie langsam über seine Wange nach unten liefen.
"Leyla", flüsterte seine zitternde Stimme, er stützte sich an der steinigen Wand ab und schließlich rutschte er an ihr nach unten. Schluchzend schlang er die Arme um seine Beine und beobachtete durch den Tränenschleier weiter die Sterne.
"Ada", Legolas sanfte Stimme ließ Thranduil erschrocken zusammenzucken und panisch seinen Sohn anstarren.
"Geh bitte", flehte Thranduil und verdeckte das verweinte Gesicht vor seinem einzigen Sohn.
"Du solltest mich nicht so sehen. Niemand sollte das!"
"Ada ich bleibe", vorsichtig legte Legolas seine Hand auf die Schulter seines Vaters und jetzt merkte dieser wie sehr er seinen Sohn brauchte.
"Komm wir gehen rein. Es ist kalt hier draußen", flüsterte Legolas und half seinem Ada auf die zittrigen Beine. Der schlang jedoch nur die Arme um ihn und vergrub schluchzend den Kopf an seiner Halsbeuge.
"Danke iôn nín (mein Sohn). Ich habe dir nie gesagt wie sehr ich dich liebe", schniefte Thranduil und ließ seinen Sohn für ein paar Minuten nicht los, in denen Legolas nur über das Haar seines Vaters streichelte.
"Ada ich liebe dich auch", erwiderte Legolas und führte seinen Ada doch langsam zurück in das große Zimmer. So hatte er seinen Vater noch nie erlebt, in den letzten zwei Jahren hatte er sich selbst vor Legolas zurückgezogen und oft die Tränen zurückgehalten. Nachts hatte er sich dann meist in einen unruhigen Schlaf geweint. Als Legolas Nana starb, war dieser noch zu jung gewesen um die Trauer seines Vaters zu verstehen.
"Ada warum weinst du denn? Leyla ist dich in dieser Welt", fragte Legolas besorgt und setzte seinen Ada auf dem großen Bett ab, das an der Fensterseite direkt neben der Balkontür stand. Zu beiden Seiten befanden sich große Fenster, die jetzt das Mondlicht in den Raum ließen.
"Deswegen weine ich ja auch. Ich bin so glücklich, dass sie es ist. Leyla ist zudem unsterblich, wie ich erfahren habe und deshalb werde ich auch dich nicht alleine lassen iôn nín. Ich werde für euch beide da sein", flüsterte Thranduil, ein sanftes Lächeln umspielte seinen Lippen als er durch das blonde Haar seines Sohnes strich. Er gab ihm einen Kuss auf die Stirn und seufzte.
"Ich weine, weil Leyla dennoch nicht bei mir ist, aber mach dir keine Sorgen um mich. Mir geht es gut", flüsterte Thranduil mit sanfter Stimme.
"Klar Ada", erwiderte der Elbenprinz auch wenn er seinem Vater nicht so wirklich glaubte.
"Ich gehe dann auch mal und lasse dich in Ruhe schlafen. Bis morgen Ada", Legolas erhob sich und verließ das Zimmer seines Adas um in sein eigenes zu gehen.
Kaum dass Legolas verschwunden war, legte sich Thranduil hin und starrte noch lange an die Zimmerdecke bevor er wirklich einschlief.

Heyyyyyyy :)))))
4 Freistunden, die ich genutzt habe um ein neues Kapitel zu schreiben, 2 hab ich immer noch xD

Mal wieder ein kleiner Teil von Thranduil und Chris :))

Laura :*

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt