Kapitel 11

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Ich wusste nicht genau wie ich hierhergekommen war, aber jetzt war ich es und starrte auf die glitzernde Oberfläche. Kleine Wellen schwappten an das Ufer direkt vor meinen Füßen und gedankenverloren starrte ich auf die völlig glatte Wasseroberfläche. Vor meinen Füßen bildeten sich die einzigen kleinen Wellen und weiße Schaumkronen zierten sie.

Ich liebte diesen See einfach nur. Hier konnte ich abschalten und entweder alles vergessen oder über etwas nachdenken. Wie auch jetzt über meine Gefühle, mein innerstes Chaos. Einerseits war das Chris, den ich seit Jahren kannte, aber eben nur als guten Freund und dann war da Thranduil. Ich kannte ihn erst seit einer Woche, aber er faszinierte mich zutiefst. Und immer rührte sich etwas in mir, wenn er mir nahe war! Ich konnte es selbst nicht beschreiben.

Ein leiser Seufzer verließ meine rosa Lippen und ich blickte hinaus auf den See. Gesäumt war er überall mit hohen, grünen Bäumen, die vor Gesundheit nur so trotzten. Die Blätter waren saftig grün und raschelten in der sanften Morgenbrise hin und her. Hier war ich, ich selbst. Hier fühlte ich mich wohl. Denn hier war die Natur noch Natur, unberührt und gesund!

Zwischen den Bäumen befanden sich Sträucher, hohe und kleine, manche dich manche dünn. Oft machten sie ein Durchkommen unmöglich, da ihre Zweige zu stark und das Buschwerk zu dicht war. Manchmal waren es aber auch nur dünne Büsche, die man mit Leichtigkeit zur Seite biegen konnte.

Kaum zu sehende Trampelfade schlängelten sich manchmal durch die Büsche und um die Bäume herum wie schmale Schlangen. Ich liebte diesen Ort einfach.

Er war schwer zu finden und bisher hatte ich allein Chris davon erzählt, doch ob er es je ohne mich finden würde, bezweifelte ich. Was mich auch wieder zu meinem Problem brachte!

~~~

Chris lief währenddessen in meinem Wohnzimmer auf und ab. Eine Hand ruhte auf dem Rücken, während die andere an seinem Kinn und Drei-Tage-Bart kratzte. Thranduil saß seelenruhig auf dem Sofabett und folgte Chris mit seinen eisblauen Augen.

Doch nach zehn Minuten wurde es auch ihm langsam zu viel.

"Chris! Setz dich hin! Beruhig dich! Ich bin sicher ihr geht es gut", versuchte er meinen besten Freund zur Ruhe zu bringen. Und tatsächlich! Chris hielt an, schaute auf Thranduil herab und öffnete den Mund.

"Und wenn nicht? Wenn sie sich etwas getan hat? Wenn jemand anderes ihr etwas getan hat?", wand Chris ein und setzte seine Tour durch mein Wohnzimmer fort. Schließlich setzte er sich doch auf das Sofabett und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Kurz fuhr er sich durch die kurzen dunkelbraunen Haare, bevor er die Hände vor den Mund legte.

"Das könnte ich mir nie verzeihen!", flüsterte er und seufzte traurig.

"Komm runter!", meinte Thranduil und musste leicht schmunzeln, als Chris ruckartig den Kopf hob.

"Wie soll ich runter kommen, wenn Leyla ganz allein dort draußen ist? Berlin ist gefährlich, besonders für Frauen, wie sie, die auch noch allein unterwegs sind", rief Chris wütend und sprang auf die Beine.

"Macht Ihr Euch etwa keine Sorgen?", fragte er sauer und funkelte Thranduil an.

"Doch, sehr sogar. Mehr als du denkst! Bei Elben sind die Gefühle viel intensiver, als bei euch Menschen", sagte Thranduil mit lauter, gebieterischer Stimme, wurde zum Ende hin aber immer leiser.

"Denkt nicht, dass ich nicht an sie denke", meinte er noch leise, dann schloss er den Mund und sagte gar nichts mehr.

Chris verstand nicht was Thranduil damit meinte, wagte es aber auch nicht zu fragen. Thranduils Körperhaltung signalisierte ihm deutlich genug, dass er ihm nichts beantworten würde.

~~~

Meine Gedanken drifteten immer wieder zu Thranduil und Chris, aber das sollten sie ja auch. Ich war heut morgen aus meiner Wonung gestürmt, weil ich mir nicht im klaren über meine Gefühle war. Langsam hing es auf den Mittag zu und sicher war ich mir immer noch nicht. Ich hatte lediglich eine Tendenz. Aber es wurmte mich, dass ich mich zwischen den Zwei entscheiden musste. Ich sollte mich nicht entscheiden, zumindest nicht mein Verstand.

Mein Herz musste sich entscheiden und das würde es für das Richtige! Blieb nur die Frage, was das Richtige sei!

Chris war mein Kumpel, mein bester Freund. Ich vertraute ihm und er mir. Alles wusste er von mir, jedes einzelne Detail aus meiner schrecklichen Vergangenheit. Umgekehrt war es genauso! Ich kannte ihn seit Jahren und wir hatten zusammen in einer WG gewohnt. Auch jetzt wo wir jeder einzeln wohnten, sahen wir uns häufig. Nichts hatte uns bisher trennen können und wir waren durch Dick und Dünn gegangen.

Ich wollte mir diese tolle Freundschaft nicht durch eine Liebe zerstören, die vielleicht erzwungen wurde von meiner Seite. Irgendwann würde es zerbrechen und Freunde könnten wir danach nicht mehr sein. Das wollte ich nicht! Er war mehr ein Bruder für mich, als ein Geliebter.

Thranduil hingegen kannte ich erst seit einer Woche. Er übernachtete bei mir auf dem Schlafsofa und letzte Nacht sogar mit mir in meinem Bett. Nicht einmal Chris genoss diesen Luxus, wenn man es als solchen bezeichnen konnte. Wir wussten nicht viel voneinander, nur dass wir beide schreckliche Zeiten durchgemacht hatten.

In seiner Gegenwart fühlte ich mich sicher und geborgen. Gut aufgehoben, als kannte ich ihn schon jahrelang. Und dennoch war das noch diese Faszination, dass da in ihm noch etwas schlummerte, dass niemand wusste, dass doch ein ganz anderer Elb in ihm steckte. Zuvorkommend, liebevoll und fürsorglich! Es machte mich neugierig!

Andererseits war er der Elbenkönig, stolz und mächtig. Nichts schüchterte ihn ein und es war sehr unglaubwürdig, dass er sich in eine einfache Menschenfrau verlieben würde, wo er doch wusste, dass es für ihn den sicheren Tod bedeuten würde! Aber Chris Gerede heute morgen ließ mich daran dann doch wieder zweifeln.

"Arghh", schrie ich und durchwühlte meine Haare. Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte, aber es war schon Mittag. Langsam musste ich mal zurück. Die beiden machten sich bestimmt schon Sorgen.

~~~

"Es ist schon nach ein Uhr. Wann kommt sie denn?", fragte Chris ungeduldig und besorgt. Immer wieder wanderte sein Blick zu der Uhr an der Wand und ein ums andere Mal seufzte er auf.

"Lasst ihr doch einfach Zeit in Ruhe nachzudenken", meinte Thranduil und starrte weiterhin an die Decke über sich. Die Arme hatte er unter seinem Kopf verschränkt und er lag auf dem Sofabett.

"Na schön", gab Chris schließlich nach.

"Aber wenn sie bis heute Abend noch nicht zurück ist, rufe ich die Polizei", meinte er und lässt sich wieder auf das Sofabett sinken. Thranduils Augen wanderten zu ihm und fragend hebt sich eine seiner Augenbrauen.

"Polizei? Was ist das?", fragte er und setzte sich langsam auf, die Hände im Schoß gefaltet.

"Wie soll ich das erklären? Es ist so in etwa wie Eure Wachen im Palast, nur für unser ganzes Land. In Berlin gibt es viele Polizisten, weil auch viele Menschen hier leben", versuchte Chris zu erklären und nahm dabei Hände und Füße zur Hilfe.

"Also sind diese Polizisten dazu da, auf die Menschen aufzupassen und sie zu schützen? ", hackte der Elbenkönig nach.

"Ähm ja. So kann man es auch beschreiben. Sie helfen, schützen, klären aber auch Verbrechen und Mordfälle auf und wenn jemand vermisst wird suchen sie ihn", erklärte Chris weiter und hoffte, dass keine weiteren Fragen mehr kamen. Und dieses Mal hatte er Glück. Thranduil fragte nicht weiter nach und ein unangenehms Schweigen breitetet sich zwischen ihnen aus.

~~~

So hier meld ich mich wieder :)
Also der Text der zwischen  ~~~  steht behandelt Thranduil und Chris jnd was um sie geschieht. Warum ich das so mache, wird im nächsten Chap klar XD
Ich wünsche euch allen noch ein Frohes neues Jahr! Oder wie man hier sagen würde: Glück int nije joar!
Laura

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt