Kapitel 12

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Ich blieb dennoch noch ein paar Minuten dort am See sitzen und beobachtete die kleinen Wellen, die ans Ufer schwappten und dort kleine weiße Schaumkrönchen bildeten.

Mit einem Seufzer erhob ich mich dann doch und trat einen Schritt ans Ufer. Ich schloss die Augen und holte tief Luft. Glücklich atmete ich sie wieder aus und schlug die Augen auf. Ein breites Lächeln lag auf meinen rosa Lippen.

Ich hatte mich entschieden!

Hoffentlich für das Richtige, aber es fühlte sich richtig an und mein Herz sagte mir, es sei richtig und darauf hörte ich. Auch wenn es bedeutete, dass ich einen der beiden enttäuschen musste!

Schweren Herzen drehte ich mich um und ging ein paar Schritte mit gesenktem Kopf. Weit kam ich nicht, denn plötzlich lief ich gegen eine breite, muskulöse Brust. Ich schaute nach oben und sofort stockte mir der Atem.

"Hallo, schöne Frau! Ganz allein unterwegs? ", fragte er mit dreckiger Stimme, schaute mir einmal über den ganzen Körper und grinste breit. Ich stolperte zurück und drehte mich um. So schnell es ging wollte ich wegrennen, doch hielt mich plötzlich ein zweiter Mann zurück.

"Wohin denn so schnell?", fragte er und lachte widerlich.

"Lass mich los!", schrie ich und wand mich in seinem Griff. Er drückte nur noch mehr zu und ich quietschte auf und verzog schmerzvoll das Gesicht.

"Wehrhaft", flüsterte der Mann, gegen den ich gelaufen war. Er kam auf mich zu und bekam meine Spucke ins Gesicht als ich auf ihn zielte. Wütend wischte er sich das Gesicht ab, holte aus und schlug mich hart auf die Wange. Mein Kopf schleuderte zur Seite, doch nicht lange, dann wurde er von dem Mann zurückgedreht. Ich musste gezwungenermaßen in seine graublauen Augen blicken, sein Gesicht durchfurcht von vielen Narben. Der andere sah nicht besser aus, war nur im Gegensatz zu seinem Kumpane spindeldünn, der der vor mir hatte einen dickeren Bauch. Er ähnelte eher einem Schrank, als einem Menschen.

Den Schrank mit den Piercings in der Nase und den Ohren und dem Tattoo am Hals schätzte ich auf Anfang dreizig. Er trug ein ärmelloses Shirt, was ziemlich dreckig und löchrig war. Den anderen Spargeltarzan hatte ich nur kurz gesehen.

Doch auch er hatte eine Narbe mitten durch seine Wange und roch wiederlich. Er war stark, trotz seiner geringen Körpermasse. Er trug kein Oberteil und präsentierte seinen nackten Oberkörper. Auf seinem Oberarm prangte ein riesiger brüllender Tiegerkopf. Ihn schätzte ich eher auf mein Alter, also Anfang zwanzig, vielleicht auch sogar 24, so wie ich.

Verzweifelt versuchte ich mich zu befreien und biss mir verbissen auf die Zähne. Dennoch kullerten kleine Tränen über meine Wangen und meine Gedanken wanderten zu Chris und Thranduil. Natürlich wussten sie nicht wo ich war! Natürlich hatte ich kein Handy mitgenommen! Und natürlich war hier niemand anderes, der mich hören würde wenn ich schrie!

Aber ein versuch ist es wert!

"HILFE!", schrie ich aus Leibeskräften und hatte kurz darauf eine ekelige Hand auf meinem Mund liegen. Ich meckerte weiter, doch verstand man durch die Hand nichts mehr! Nur noch ein unverständliches Gemurmel.

"Die Kleine ist zu auffällig", beschwerte sich Schrank und gab seinem Kumpanen ein Wink mit der Hand.

"Bring sie zum Schweigen und dann nimm sie mit zum Auto! Hier kann uns jeder sehen", meinte er noch. Schon beim ersten Satz riss ich die Augen weit und panisch auf. Zum Schweigen bringen?! Das sagte man doch, wenn man jemanden umbringen wollte! Weiter konnte ich gar nicht mehr denken, da spürte ich einen harten Schlag auf dem Hinterkopf und alles um mich herum wurde pechschwarz.

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