Kapitel 62

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Ich lächelte noch immer voller Freude, als wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit voneinander lösten.

„Bist du gut hierher gekommen?", fragte er leise, als er mich von der Tanzfläche führte, um den anderen Tanzpaaren mehr Platz zu bieten. Wir zogen uns zurück in eine etwas ruhigere Ecke, genau dorthin wo Feren, dessen Frau und Legolas beisammen standen. Der Blick des Prinzen war eindeutig. Er erkannte mich. In mir blieb nur die Frage, ob er es schlimm fand, dass ich ihn möglicherweise ein wenig angeflunkert hatte.

„Ohne Zwischenfälle. Ganz im Gegenteil zum Hinflug. Der war eine Katastrophe", erklärte ich mit gedämpfter Stimme.

„Später werden wir genügend Zeit finden, um miteinander in Ruhe sprechen zu können. Wusstest du, dass ich am heutigen Abend ein Fest gebe?", fragte der große König. Ich hatte meinen Arm bei ihm eingehakt und strich über seine langen Finger.

„Ehrlich gesagt. Nein. Chris hat mich mit der Neuigkeit überrumpelt. Er hat mich auch in dieses Kleid gezwungen. Eigentlich hatte ich gedacht in Ruhe hier anzukommen und es langsam anzugehen. Aber da hatten die Valar andere Pläne mit mir", ich lachte leise. Ein fröhliches Lachen.

Wir erreichten die kleine Gruppe, die uns die ganze Zeit beobachtet hatte, während Thranduils Lippen noch immer von einem amüsierten Schmunzeln geziert waren.

„Thranduil, ist sie es?", fragte der braunhaarige Elb leise, der dem Darsteller aus den Filmen erstaunlich nahe kam. Sein Haar jedoch war eine Spur dunkler, das Gesicht schmaler und der Blick intensiver und eindringlicher.

„Mylady. Hocherfreut Euch endlich treffen zu dürfen", er verbeugte sich vor mir, ebenso tat es seine Frau. Verwundert starrte ich die beiden Elben an, irgendjemand kicherte amüsiert.

„Das ist eine Begrüßung, die einer zukünftigen Königin würdig ist. Oder magst du es lieber wie im Wald?", Legolas schob sich vor mir, ein spitzbübisches Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Keine Anzeichen mehr von der Aggression und der Hilflosigkeit, die er bei unserer ersten Begegnung an den Tag gelegt hatte.

„Also habe ich deiner Meinung nach die Wahl zwischen fast erdolcht werden oder dem hier?", ich ignorierte sowohl Thranduils entsetzten Gesichtsausdruck, der sich schnell in Wut wandelte, als auch Legolas, der mich verdattert ansah. Die Finger des Mannes, den ich liebte, schraubten sich um meine Hand.

„Verzeiht Feren. Die Freude ist auch auf meiner Seite", erwiderte ich freundlich und endlich erhoben sie sich wieder.

„Aber bitte nennt mich nicht Mylady. Da komme ich mir alt vor oder allzu vornehm. Ich heiße Leyla", fuhr ich fort und lächelte sanft, während ich Thranduil beruhigend über den Arm strich.

„Was im Namen der Valar ist im Wald vorgefallen?! Erkläre dich Legolas!", forderte Thranduil streng mit drohend tiefer Stimme. Seine Miene verfinsterte sich und wenn ich nicht wüsste, dass hinter dieser Fassade, hinter dieser Wut, ein ebenso weicher, warmer Kern steckte, so hätte ich es wirklich mit der Angst zu tun gehabt.

„Thranduil lass ihn! Er hat mir nichts angetan, genau genommen wusste er nicht einmal, wer ich bin. Ich bin auf ihn zugegangen! Ich habe das Risiko auf mich genommen. Ich bin bei Weitem nicht mehr so hilflos und unbeholfen im Umgang mit meinen Waffen, wie damals. Ich hatte den besten Lehrer", flüsterte ich und strich über den edlen feinen Ring an meinem Finger. Das Geschenk Eönwës.

„Das wage ich zu bezweifeln. Orophin und Rumíl? Legolas wäre dir sicherlich ein besserer Lehrmeister", bemerkte Thranduil leise in mein Ohr. Eben Erwähnter grinste breit, als er seinen Namen vernahm. Ich hoffte nur, dass er nicht die Namen der beiden Elben gehört hatte, die mich vor Eönwë trainiert hatten.

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