Kapitel 41

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Eine Woche später- 1. August 2949 TA

„Leyla seid Ihr bereit? Heute werdet Ihr es schaffen", fragte und zugleich erklärte Eönwë feierlich und lächelte mich aufmunternd an. Die Aufmunterung brauchte ich aber auch dringend. Der Druck es endlich zu schaffen schwebte über mir und presste mich zu Boden. Zudem hatte ich schlecht geschlafen. Träume über Thranduil hatten mich geplagt und schweißgebadet und mit tränenreichen Augen war ich aufgewacht. Hass und Liebe gegenüber diesen Träumen empfand ich. Liebe, weil ich Thranduils Gesicht vor mir sah und seine Stimme hörte. Hass, da ich ihn so sehr vermisste, dass es schmerzte. Es machte mich krank und lange würde ich das auch nicht aushalten. Wie ein Elb liebte ich, wenn nicht noch stärker.
„Bereit? Ich bin mir nicht sicher", gestand ich leise und wagte es nicht einen kurzen, raschen Blick auf Eönwë zu werfen, der direkt vor mir auf der Lichtung stand. Die einstrahlende Sonne ließ seine Haare strahlen wie Silber, meine eigenen wie pures Gold.
„Wir versuchen es einfach, Leyla, ja? Also ich möchte, dass du dich konzentrierst. Deine wahre Gestalt schlummert tief in dir, deine Seele schreit danach endlich wieder hervor zu kommen, auch äußerlich", erklärte der geflügelte Maia. Er wusste ja auch nicht wie es war sich zu verwandeln! Selena wusste es auch nicht. Meine Schwester war nach dem Tod ihres menschlichen Seins in ihrer Engelsgestalt aufgewacht. So einfach hatte ich es beim besten Willen nicht!
„Denk an etwas, das dich beruhigt, dich entspannt. Du musst es nicht auf Anhieb schaffen. Die ganze Energie kommt von dir aus und wenn ich dich zwinge, so sag es mir bitte", fuhr er fort. Ich schloss langsam die Augen und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Sie schwebten augenblicklich weg von hier, weg von der Lichtung und auch weg von den Wäldern Galadriels und Celeborns.
„Denk an etwas, dass du brauchst, dass du begehrst. Denk an den Elb, den dein Herz erzählt hat", seine Stimme strich um meine Ohren wie der laue Sommerwind, der durch meine Haare wehte und meine Haut kitzelte. Mit einem Mal schossen meine Augen auf direkt in Eönwës Gesicht, in dem sich ein Schmunzeln gebildet hatte.
„Woher weißt du, dass er ein Elb ist?", hackte ich skeptisch nach. Allein Amarí wusste, dass es sich bei meinem Liebsten um einen Elb, um Thranduil, handelte. Woher hatte dieser Maia das Wissen?!
„Amarí hat es mir verraten, weil ich sie darum gebeten habe. Mein König hat seinerseits von mir verlangt an dieses Wissen zu gelangen. Da du und deine Schwester die letzten eurer Art sind, muss unser König alles von euch wissen. So auch wem euer Herz gehört. Gib also der jungen Elbin nicht die Schuld.
Zwar habe ich Kenntnis von seinem Namen, aber niemals wird er meinen Mund verlassen, sofern du es nicht erlaubst", fassungslos starrte ich Eönwë mit offenem Mund an und brachte dennoch keinen Laut raus. Allein Eönwës Stimme durchbrach die Geräusche des Sommertages.
„Also denk an ihn, stell dir sein Gesicht vor, seine Stimme. Alles, was du an ihm liebst", hörte ich Eönwë wieder, während ich die Augen geschlossen hielt. Thranduil stand in meinen Gedanken vor mir. Seine Lippen hatte er zu einem sanften Lächeln auseinandergezogen. Himmelblau strahlten seine Augen und zogen mich in ihren Bann. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen. All meine Sorgen waren wie weggeblasen, ich war zufrieden und ein tiefes Gefühl der Geborgenheit breitete sich in mir aus.
Ich fühlte mich frei durch ihn. Meine Liebe zu ihm beschwingte mich zu Taten, die ich vorher nie gewagt hätte.
Der Wind frischte auf und spielte mit meinen Haaren, ließ sie umher tanzen. Sie streichelten meine Wangen und verfingen sich in den ersten kleinen, weißen Federn an meinem Rücken.
„Leyla", hörte ich Eönwës Stimme, die mich von Thranduil wegzog.
„Eönwë, ich schaff das nicht! Ich weiß nicht wie ich diese Gestalt hervorrufen soll. Es ist unmöglich!", beschwerte ich mich und seufzte laut.
„Leyla das denke ich nicht. Spürst du denn nicht den Unterschied? Schau an dir herunter. Fühlst du den Wind in den Flügeln? Die unglaubliche Kraft?", fragte Eönwë unbehelligt weiter und strahlte von einem Ohr zum anderen.
Verwirrt warf ich dann doch einen Blick an mir herunter und erschrak zutiefst. Die gemütliche Hose und das schlichte Oberteil waren verschwunden, so auch meine Schuhe. Stattdessen kitzelte mich das junge Gras zwischen den Zehen. Luftig wehte das weiße Kleid um meine Beine. Es reichte mir bis zu den Knien und zur Taille hin wurde es enger. Ein Gürtel mit zwei Reihen Diamanten umschlang meine Taille, verdichtete sich zur Mitte und bildete dort ein Quadrat aus glitzernden Edelsteinen. Gehalten wurde das Kleid von zwei Trägern über jeder Schulter. (Links)

„W-woher kommt dieses Kleid? Wie hab ich mich umgezogen ohne es zu merken?", stammelte ich und berührte den seidigen Stoff des Kleides.
„Du musst es getragen haben als man euch vor so vielen Jahrhunderten in eure Menschengestalt wandelte", erklärte mir Eönwë und irgendwie verstand ich es. Es war logisch!
Als ein besonders kräftiger Windstoß über die Lichtung fegte, flogen nicht nur meine Haare nach hinten. Ich quiekte auf als ich nach hinten gezogen wurde und fast hingefallen wäre. Langsam drehte ich den Kopf nach hinten und erstarrte.
„Eönwë...", flüsterte ich mit einem leisen Murmeln.
„Ich habe es geschafft!" Ein erfreutes Grinsen breitete sich langsam über mein ganzes Gedicht aus und würde auch so schnell nicht mehr verschwinden. Thranduil hatte mir geholfen! Thranduil hatte mir meine wahre Gestalt wiedergebracht. Das war der Schlüssel zu meinem Innersten. Thranduil! Er hatte in mir etwas geweckt, dass ich nicht verstand. Noch nicht! Aber Eönwë würde es mir zeigen.
„Stell dir eine Bewegung vor und es passiert. Es ist so wie du auch deine Arme und Beine bewegst", riet mir der geflügelte Gesandte Manwës. Sogleich versuchte ich es und tatsächlich!
„Es klappt", jubelte ich begeistert, als sich die riesigen Flügel so bewegten, wie ich es wollte. Vorsichtig legte ich sie an und breitete sie wieder aus. Die Federn leuchteten schwach golden im Sonnenlicht. Sie trotzten vor Gesundheit und waren so rein und sauber wie frisch gefallener Schnee.
Ich spürte die ungeheure Kraft in den Flügel. Genügend Kraft um mich in die Luft zu heben. Um zu fliegen!
„Leyla. Das genügt fürs Erste", hielt mich plötzlich Eönwës Stimme zurück. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich gewillt ihm zu widersprechen, aber schließlich überwog die Gewissheit, dass er als mein Lehrmeister wissen würde was am besten für mich wäre.
„Verwandle dich zurück. Wir machen hier ein anderes Mal weiter. Ich möchte aber, dass du dich immer mal wieder verwandelst und deine Muskeln trainierst", gab Eönwë mir noch eine Aufgabe, während ich mich wieder hinter dem menschlichen Schutzschild verbarg. Jetzt fühlte ich tief in mir mein wahres Ich und ich spürte, dass mir die Verwandlung von nun an um einiges leichter fallen würde.
„Alles klar. Das werde ich machen", nickte zur Erwiderung und zusammen mit ihm begaben wir uns auf den Rückweg.

Geschäftig liefen Elben umher, meist Soldaten. Ich entdeckte sogar Haldir und seine Brüder, die sich emotionslos mit weiteren Kriegern unterhielten. Diese Veränderung fiel mir jetzt erst auf.
„Eönwë was ist hier los? Warum sind die Krieger auf einmal so aktiv? Und vor allem hier. Sollten sie nicht die Grenzen des Waldes bewachen und schützen?", fragte ich den weisen Maia neben mir. Er wusste bestimmt was hier von Statten ging.
„Frau Galadriel und ihr Gatte erwarten Besuch. Wichtigen Besuch. Deshalb auch die erhöhte Zahl der Krieger hier. Aber keine Sorge, auch die Grenzen dieses Reiches werden weiterhin gut beschützt. Zudem bin ich hier um auf dich zu achten. Du bist noch nicht gut genug im Umgang mit deinen Waffen. Noch nicht", erklärte Eönwë. Wir wichen einem Trupp Kriegern aus. Meine Gedanken kreisten nur um die mysteriösen Gäste, die heute eintreffen sollten.

Nachdem ich mich von Eönwë verabschiedet hatte, machte ich mich zurück auf den Weg zu meinem Zimmer. Zwischendurch zog ich eine junge Elbin zur Seite, die gerade mit einem Stapel Handtücher über den Weg hastete.
„Wisst Ihr wer die Gäste sind?", fragte ich sie, doch sogleich schüttelte sie den zierlichen Kopf.
„Nein. Es wird niemand Wichtiges sein, ansonsten wüssten wir wer kommt", antwortete sie und schon war sie wieder verschwunden. Merkwürdig fand ich es schon, aber ich dachte mir nichts dabei und wenn es niemand Wichtiges war, der heute kam, dann musste ich auch nicht dort sein.

Noch mehr Elben konnte ich manchmal einfach nicht gebrauchen!

Hey :) bin zwar im Lernstress und so, aber da ich keine Schule mehr hab, außer die Prüfungen natürlich, kann ich länger aufbleiben und abends ist es zum Lernen zu spät und ich schreibe ^-^

Das ist doch bestimmt eine tolle Lösung :D

Laura :*

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt