Kapitel 1

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11 Jahre später

Mit einem Schrei auf den Lippen fuhr ich erschrocken aus dem Schlaf. Mein Zimmer war lichtdurchflutet von der warmen Sommersonne. Ein ganz normaler Augusttag.

Mit geweiteten Augen, die noch gerötet vom Weinen waren saß ich aufrecht in meinem Bett. Die Decke lag zerwühlt zu meinen Füßen, wie immer wenn ich davon träumte. Vom Tag an dem ich meine Schwester ermordet auffand.

Ich fuhr mir durch die langen blonden Haare, die mir wie wild vom Kopf abstanden und rieb mif die Augen

7 Uhr stellte ich erstaunt mit einem Blick auf den Wecker fest.

"Zeit aufzustehen", murmelte ich und schwang die Beine über die Bettkante. Meine nackten Füße berührten den von der Sonne aufgewärmten Parkettboden und gaben leise Geräusche von sich, als ich über den Boden tapste.

Müde durchquerte ich mein Schlafzimmer. Es war für diese Gegend Berlins ziemlich groß und ich hatte es mir sehr gemütlich eingerichtet. An der einen Wandseite ein großer Eichenschrank mit Doppeltüren und einem Spiegel. Gegenüber ein großes Bett, dasselbe Eichenholz aus dem auch der Schrank bestand und natürlich ausgestattet mit zwei kleinen Nachtschränkchen. Neben der Tür befand sich noch eine Kommode, auf der sich neben einem Fernseher auch einige Bilder befanden. Das große Fenster befand sich direkt gegenüber.

Müde lächelte ich meinem Spiegelbild zu. Eine 24-jährige junge Frau, gutaussehend wenn ich meine. Langes blondes Haar, das ab und zu in leichten Wellen über meine Schultern fiel. Hing davon ab wie ich geschlafen hatte. Blaue Augen, die mir zwar nicht jetzt, aber sonst fröhlich anfunkelten. Groß, schlank, gut gebaut und Kurven da wo sie hinsollten, eigentlich das was jeder Mann wollte.

Eigentlich...

Nur hatte ich bisher noch nie einen gehabt. Ich hatte einen guten Freund, Chris, aber er war für mich immer wie ein zweiter Bruder gewesen. Und so bin ich, 24, noch ungeküsst, abr das machte mir nichts. Ich hatte alles was ich mir wünschen konnte und ich brauchte keine Beziehung um glücklich zu sein.

Genauer gesagt war ich seit 11 Jahren nicht mehr glücklich gewesen, seit der Ermordung meiner Schwester.

Es hatte mich sehr aus der Bahn geworfen, vor allem da ich da gerade mal 13 Jahre alt gewesen war.

Seufzend öffnete ich die Schranktür und suchte mir Klamotten heraus. Es sollte ein heißer Tag werden, also entschied ich mich für ein hellblaues Trägertop und eine Jeanshotpants.

Ich schlüpfte in die Sachen, öffnete noch schnell das Fenster um kurz durchzulüften und ging dann ins Badezimmer.

Seit dem gefühltem tausendsten mal fuhr ich jetzt mit der Haarbürste durch meine Haare. Ich hatte mal wieder viele dieser hartnäckigen Knoten, die ich immer nach Albträumen hatte. Ein letztes mal bürstete ich, dann war ich zufrieden mit meinen Haaren.

Heute fielen sie mit leichten Wellen über meine Schultern und reichten mir fast bis zur Mitte meines Rücken. Ich liebte meine Haare und brachte es nicht übers Herz mehr als die Spitzen schneiden zu lassen.

Ein letztes Mal grinste ich mein Spiegelbild an, dann ging ich in die Küche und machte mir ein leichtes Frühstück. Halb acht zeigte die Uhr über der Küchentür. Eine Viertelstunde hatte ich noch, dann musste ich los um pünktlich um acht bei der Arbeit zu sein.

Ich nippte gerade an meinem Tee, als ich ein vertrautes Geräusch aus dem Wohnzimmer hörte. Kurz darauf kam ein großer blauer Vogel anmutig durch die Küchentür geflogen und setzte sich auf meine Schulter.

"Guten morgen, Blu", flüsterte ich und kraulte ihre Brustfedern. Blu war seit ich 15 war mein Haustier. Wenn man das Haustier nennen konnte.

Ich hatte sie damals in einer Obstkiste gefunden, die meiner Mutter direkt aus Brasilien zugeschickt worden war. Neben dem Obst saß auch ein kleines Küken in der Kiste. Blu.

Ein Lear-Ara Weibchen. Lear-Aras gab es nur noch in Brasilien. Sie waren vom austerben bedroht, da die Menschen ihren natürlichen Lebensraum den Regenwald abholzten und Jagd auf ihre wunderschönen blauen Federn machten.

Ich hatte sie damals als kleines Küken behalten dürfen und hatte ihr damit das Leben gerettet. 

Seitdem vertraute sie mir und ich ihr. Außer mir vertraute sie nur meiner Mutter, meinem Bruder und Chris. Fremde griff sie immer gern an und um ihre Zuneigung zu zeigen spielte sie mit den Haaren oder zwickte in Ohren. Aber ansonsten war sie ganz nett und machte nicht viel Arbeit.

Viertel vor acht machte ich mich auf den Weg zur Arbeit. Ich musste nur ein paar Meter zur nächsten U-Bahn Station gehen und dann vier Stationen fahren. Seit zwei Monaten war ich Lehrerin an einem Gymnasium in der Stadt. Kunst- und Englischlehrerin um genau zu sein.

Ich mochte Kinder, aber auch nur weil sich meine sechste Klasse bis jetzt noch nicht auffällig verhalten hatte.

Grinsend stieg ich in die U-Bahn und fuhr zur Arbeit.

Woop! Woop! So viel Zeit zu schreiben :)
Laura

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt