Kapitel 8

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Es wurde ein richtig schöner Abend mit Thranduil in dem Restaurant. Ich amüsierte mich köstlich und das seit Wochen oder gar Monaten das erste Mal wieder. Zu tief saß immer noch der Schmerz von der Ermordung meiner Schwester.

Das Essen schmeckte wie immer köstlich und fast gar nichts störte unseren Abend mehr. Zwischendurch gingen ich und Thranduil sogar auf die kleine Bühne im Restaurant, auf der normalerweise die Musiker spielten. Doch hatte Thranduil sie höflich darum gebeten, ob wir nicht auch mal könnten.

So sang er mir ein elbisches Lied vor, das seine Mutter ihm beibrachte und im Gegenzug sang ich I will always love you von Whitney Houston. Es war das absolute Lieblingslied meiner Schwester gewesen und ich war einige der wenigen, die dieses schwere Lied überhaupt singen konnte. Es war schwer zu singen, auch für mich, aber hatte das bei mir einen anderen Grund. Sah man sich den Liedtext an, wusste man warum. Immer wenn ich das Lied sang, kam es mir vor, als würde meine Schwester genau das zu mir sagen und das brachte mich immer zum weinen. Auch an dem Abend vergoss ich einige Tränen.

Als wir das Restaurant verließen, kam Chris uns noch hinterhergerannt. Ihn wunderte es sehr, dass ich in Begleitung ins Restaurant kam und ebenso erkannte er Thranduil nicht. Ich klärte es ihm natürlich auf, aber Chris wollte mir nicht glauben. Er machte sich vielmehr Sorgen um mich, weil er mich so gar nicht kannte. Er wusste ganz genau, dass ich sonst einen völlig Fremden nie mit in meine Wohnung nehmen würde und natürlich wollte er auch wissen wo Thranduil denn jetzt schlafen solle. Ich antwortete daraufhin, dass er das Sofabett bekäme und nach einiger Zeit war Chris endlich beruhigt und Thranduil und ich konnten zu meiner Wohnung gehen.

An dem Abend genau eine Woche nach dem Restaurantbesuch wollte Thranduil, als wir wieder in meiner Wohnung waren, wissen warum ich immer von meiner Pubertät ablenkte und so erzählte ich ihm die ganze traurige Geschichte von der Ermordung meiner Schwester.

Es wurde eine lange Geschichte, da ich sie auch einfach oft unterbrechen musste, weil ich nur schluchzen konnte. Ich erzählte Thranduil alles, wirklich alles. Vom Anfang bis zum Ende. Noch nie hatte ich mich so schnell jemandem anvertraut und das war bei mir sehr ungewöhnlich. Normalerweise dauerte es sehr lange bis man mein Vertrauen gewann, was auch wieder daran lag, was damals mit Selena passierte. Sie vertraute der falschen Person und bezahlte mit ihrem Leben. Das wollte ich nicht und so war ich vorsichtig.

Aber Thranduil hatte etwas an sich, dass ich zuvor bei keinem anderen Mann gemerkt hatte. Er faszinierte mich auf irgendeine Weise und vielleicht fühlte ich mich ihm auch so nah, weil er ähnliches durchmachte wie ich, denn auch er vertraute mir mit der Zeit mehr und erzählte aus seinem Leben, was bei über 3000 Jahren nicht wenig war.

Hauptsächlich erzählte er mir von dem Tod von Legolas Mutter. In Tolkiens Werken oder in Peter Jacksons Filmen wurde das nie erwähnt. Doch natürlich wusste Thranduil darüber Bescheid. Ich war mir dadurch auch hundertprozentig sicher, dass er aus Mittelerde kam, auch wenn ich immer noch nicht wirklich verstand wieso und vor allem wie.

Während Thranduil vom Tode seiner Frau erzählte fing er an zu weinen. Ich hatte sofort Mitleid mit ihm und nahm ihn ohne lange zu überlegen in meine Arme. Zuerst realisierte er das gar nicht, aber als er es tat schob er mich sanft weg. War aber auch verständlich! Für ihn war ich immer noch die Menschenfrau.

Als ich aber begann über Selenas Ermordung zu sprechen und zum Schluss, als ich geendet hatte, weinend vor dem Fenster im Wohnzimmer stand, spürte ich plötzlich zwei warme Hände auf meinen Schultern, die mich langsam herumdrehten.

Ohne ein Wort zu sagen, drückte Thranduil mich an sich und ich vergrub meinen Kopf in seine Brust und heulte einfach alles aus mir heraus. Jahrelang hatte ich die ganze Trauer zurückgehalten und alles in mich hineingefressen. Jetzt ließ ich alles heraus und es war mir egal, dass es der Elbenkönig war, den ich vollheulte. Er hielt mich einfach nur in seinen Armen und strich mir beruhigend über den Rücken.

Ich fühlte mich sicher in seinen Armen und seit Jahren spürte ich etwas von dem ich dachte das gäbe es nicht mehr. Geborgenheit! Ich fühlte mich geborgen in Thranduils Nähe und glücklich. Seit Jahren war ich selten so glücklich gewesen. Einzig und allein, wenn mein kleiner Bruder oder Chris bei mir waren, aber mein Bruder lebte seit ein paar Monaten in Amerika und auch Chris hatte sich verändert.

Das erste Mal fiel es mir damals im Restaurant auf und dann später sprach mich Thranduil auch drauf an. Chris hatte sich anscheinend in mich verliebt, doch war und blieb er für mich immer wie ein zweiter Bruder. Doch wie sollte ich ihm das klarmachen, ohne ihn zu verletzten? Ich wusste es nicht.

Lange lang ich weinend in Thranduils Armen und beruhigte mich nur sehr langsam wieder. Ich merkte kaum wie Thranduil seinen Arm in meine Kniebeugen legte und mich hochhob, als würde ich gar nichts wiegen.

Er trug mich durch das Wohnzimmer auf mein Schlafzimmer zu, öffnete mit dem Fuß die Tür und betrat vorsichtig den Raum. Er benötigte kein Licht, um etwas zu sehen und steuerte zielstrebig auf das Bett zu, auf das er mich vorsichtig bettete, da ich in seinen Armen eingeschlafen war.

Thranduil legte mich auf die Matratze, sodass mein Kopf in das Kissen einsank. Meine blonden Haare lagen verteilt auf dem ganzen Kissen und meine Augen waren ganz rot vom weinen.

Er ließ meine Klamotten an und schnappte sich die Decke, die am Fuß des Bettes lag. Langsam legte er sie über mich und deckte mich zu. Ich bekam von all dem gar nichts mehr mit, auch von dem was er jetzt tat.

Vorsichtig beugte Thranduil sich nach unten und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.

"Schlaf gut", flüsterte er, dann drehte er sich um und verließ leise das Schlafzimmer. Die Tür ließ er dabei angelehnt. Ich schlief so tief und fest wie seit langem nicht mehr.

Thranduil setzte sich unterdessen auf das Schlafsofa, auf dem er seit über einer Woche schon schlief. Er saß lange einfach nur rum und tat gar nichts, nur geradeaus starren, bis auch ihm langsam die Augen zufielen und er nach unten in das Kissen rutschte.

Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel ^-^
Diesmal ein kleiner Zeitsprung sonst wäre es zu viel geworden zu schreiben XD
Laura

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt