"Ja ich weiß! Ich bin eine der letzten Calwafëa, habe somit meine Aufgaben und Pflichten. Es ist meine Bestimmung", genervt rollte ich mit den himmelblauen Augen und senkte seufzend den Blick. Oft äffte ich Eönwë damit nach, der geflügelte Maia wusste dies auch. Er war ja nicht dumm. Aber meistens schmunzelte er dann nur, so wie jetzt auch. Amarí merkte, dass ich die letzten Tage ziemlich launisch geworden war, aber den Grund verstand sie nicht. Von Chris wusste jeder, aber von Thranduil niemand. Noch kein einziges Mal hatte ich gefragt ob ich nicht für ein paar Tage frei bekommen könnte. Ich war schlau genug dies bisher noch nicht getan zu haben, weil es schlichtweg sinnlos sein würde. Niemand durfte wissen was ich war und wo ich lebte, da würden sie mich nicht gehen lassen.
"Wir reden später miteinander", flüsterte Amarí leise, ich nickte schwach als sie mir auf die Schulter klopfte.
"Bis dann", Amarí wunk mir und Eönwë noch einmal zu, dann ließ auch sie mich allein. Mir war hundertprozentig klar, dass Amarí mich heute Abend auf meine schnell wechselnden Launen ansprechen würde. Manchmal war ich völlig hibbelig und aufgeregt, was aber sehr selten war. Eher starrte ich gedankenverloren in die Luft oder fing für sie grundlos an zu weinen. Jedes Mal sank ich dann schluchzend zu Boden.
"Leyla ist alles in Ordnung mit Euch? Ihr scheint mir so abwesend", meinte Eönwë, legte die Hände auf meine Schultern und setzte sich schließlich neben mich, sodass ich meinen Kopf auf seine Schulter legen konnte.
"Schon ok. Mir geht es gut", murmelte ich, aber natürlich war dies glatt gelogen. Mir ging es dreckig. Mein Herz zeriss jeden Tag den ich von Thranduil getrennt war mehr und mehr. Mein Körper verlangte nach ihm, seiner Nähe, seiner Liebe und Zuneigung.
Ich hörte Eönwë leise seufzen, seine warme Hand mit den kleinen Federn auf dem Handrücken ruhte auf meiner Schulter und er legte einen seiner großen weißen Flügel um mich.
"Wisst Ihr Leyla. Celeborn und auch ich sind der Meinung, dass Ihr erst gehen dürft wenn Ihr in der Lage seid Euch zu verteidigen. Frau Galadriel, die Herrin des Waldes kam vor ein paar Stunden zurück, sie möchte Euch später auch mal sehen, aber das ist etwas anderes. Sie erzählte von einer Gruppe Zwerge und einem Halbling, die unterwegs zum Erebor sind. Sollten sie es dorthin schaffen, dann wird es zu einer Schlacht geben. Dann dürftet Ihr meiner Meinung nach Eure Kampfkünste unter Beweis stellen und den Wald verlassen", erklärte Eönwë, doch erschrocken weiteten sich meine Augen.
"A-aber das ist erst in über drei Monate", rief ich entgeistert und musste schlucken. Es war gerade einmal Ende Juni und Ende August würden sich die Zwerge ungefähr in Thranduils Gewahrsam befinden. Allein bis dahin wären es noch ganze zwei Monate. Das würde ich nicht schaffen! So lange konnte ich einfach nicht ohne Thranduil und Chris. Mir fehlte mein Kumpel, der mich immer tröstete und in den Arm nahm. Er war immer für mich da! Nur jetzt wo ich ihn dringend brauchte, war er bei Thranduil im Düsterwald.
Verzweifelt atmete ich immer schneller, bis ich nur noch schluchzend nach Luft rang. Mein Körper bebte als ich mich nach vorne beugte und das feuchte Gesicht mit den Händen bedeckte. Sanft zog Eönwë mich in seine Arme und zusätzlich die großen Flügel um mich schlingend schenkte er mir Geborgenheit und eine wärmende Umarmung. Zusätzlich struch er mir über die blonden Locken und drückte meinen Kopf an seine Brust. Der Maia war zwar mein Lehrer und Beschützer, aber auch ein guter Gesprächspartner.
"I-ich kann das nicht. Das schaff ich nicht", schluchzte ich panisch und klammerte mich an sein Shirt. Er trug nur eines aus Leinen und keine Rüstung.
"Möchtet Ihr mir nicht sagen was los ist?", fragte Eönwë mit leiser und beruhigender Stimme. Stumm schüttelte ich den Kopf und verneinte damit sein Angebot eines Gesprächs. Ich wusste, dass ein Gespräch immer das Beste war, aber Chris ist der einzige mit dem ich sprechen wollte, aber er war nicht hier.
"Schaut mir mal bitte in die Augen", bat der geflügelte Maia, legte seine schlanken Finger sanft unter mein Kinn und hob es hoch. Seine Augen leuchteten leicht golden bläulich. Sie strahlten Weisheit und Lebenserfahrung aus und schmunzelnd blickte er tief in meine himmelblauen. Sein Daumen strich sanft über meine Wange und er lächelte aufmunternd.
"Die Liebe ist schon unergründlich. Selbst Manwë kann sich ihre Kraft nicht erklären", flüsterte Eönwë und ließ mich verwirrt die schmalen Augenbrauen anheben.
"W-wie weißt du das?", fragte ich, meine Stimme zitterte und immer wieder kullerten kleine Träne über meine Wangen. Sie wurden schnell von Eönwës Finger weggewischt.
"Ich sehe es in Ihren Augen."
"Du kannst mich duzen", unterbrach ich ihn flüsternd und fälschte ein schwaches Lächeln.
"Ich sehe es in deinen Augen. Sie sind das Tor zur Seele eines jeden Menschen. Námo schaut auch jedem zuerst in die Augen, Manwë genauso. Jeder der Valar und Maiar tut dies um die Gefühle und das Wesen des Gegenüber ausfindig zu machen.
Du liebst jemanden. Korrigiere mich wenn ich falsch liege", erklärte Eönwë und strich unablässig über meinen Arm.
"Doch es stimmt", gab ich leise zu und senkte betrübt den Kopf. Meine Augen waren rot geweint und ich sah einfach nur schrecklich aus.
"Ich weiß nicht viel über die Liebe, persönlich hatte ich damit noch nie etwas zu tun. Was ich weiß ist, dass wir Maia uns verlieben wie die Elben. Unsere Bindung zu jemand anderem ist stark, sehr stark, stärker als die der Sterblichen. Ich sehe ja wie du ihn vermisst.
Der einzige Unterschied zwischen uns Maia und den Elben ist, dass wir uns auch schon ein zweites Mal verlieben können. Wir gehen auch nicht in Mandos Hallen über wenn unser Geliebter stirbt, schließlich sind wir unsterblich. Schlimm ist es natürlich schon, so denke ich mal. Mehr weiß ich leider nicht", erklärte Eönwë und fuhr sich durch das weißsilberne Haar. Ein paar Strähnen hingen ihm lose ins Gesicht und tanzten im Wind.
"Nun da ich weiß was mit dir los ist, kann ich mich ja noch einmal mit Celeborn zusammensetzen und vielleicht darfst du ihn dann mal sehen", Eönwë riss erstaunt und überrascht die Augen auf als ich ihn wortlos umarme.
"Danke", schluchzte ich, doch dieses Mal waren es Freudentränen. Natürlich vermisste ich Thranduil jeden einzelnen Tag und wollte sofort zu ihm, aber mir war klar, dass ich nicht alles haben konnte. Ich war allein schon darüber froh und glücklich, dass Eönwë mit Celeborn reden wollte.
"Schon gut Leyla", lachte er und versuchte mich sachte von sich wegzuschieben, aber erst eine Minute später löste ich mich von ihm.
"Du bist der beste", flüsterte ich, beugte mich nach vorne und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. Er lachte erneut auf, ein helles Lachen, das zu seinem Charakter perfekt passte und umarmte mich noch einmal.
So lange bis sich hinter uns jemand räusperte. Erschrocken fuhr ich herum und blickte hoch in Haldirs schmunzelndes Gesicht.
"Frau Galadriel möchte mit dir reden Leyla", erklärte der blonde Elb und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Breit grinsend schaute er zwischen Eönwë und mir hin und her.
"Okay ich komme", rief ich und damit sprang ich auf und klopfte mir den Dreck, ein paar Blätter und Grashalme von der Kleidung. Haldir ging voraus und ich folgte ihm, aber nicht ohne mich vorher noch einmal von Eönwë zu verabschieden.
"Sag mal Leyla. Du und Eönwë. Ist da etwas zwischen euch?", fragte Haldir neugierig und sofort blieb ich wie angewurzelt stehen.
"Nein!", stellte ich deutlich klar. Wie kam er denn jetzt auf einmal darauf?
"Ich kann ihm vieles anvertrauen, aber ich liebe ihn dich nicht", beschwerte ich mich und als Haldir leise lachte, boxte ich ihm in die Seite.Hey :)
Ich melde mich auch nochmal wieder. So langsam habe ich einen Rhythmus im Schreiben gefunden xD aber ich denke bald wird der wieder verschwinden wegen Vorabi.
Was denkt ihr wie lange Leyla noch auf ein Wiedersehen mit Thranduil warten muss? ;)
Laura :*
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Fly with me
FanfictionWas ist wenn eine einzige Begegnung dein ganzes Leben auf den Kopf stellt? Was ist wenn du jemanden liebst, den du manchmal nicht lieben solltest und du es trotzdem tust, weil du es nicht verhindern kannst? Was ist wenn alles an das du geglaubt hast...