Kapitel 14

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Ich betrachtete die junge Frau vor mir und nippte ein wenig an dem Glas, das sie mir reichte.

"Und wer seid ihr?", fragte ich leise und schaute der braunhaarigen Frau in die schokobraunen Augen. Sie begann schwach zu lächeln.

"Ich bin Sofie", stellte sie sich vor, drehte sich zur Seite und deutete auf die blondhaarige Frau.

"Das ist Annie. Sie ist schon am längsten her. Ein Jahr, ich erst seit drei Monaten", erklärte Sofie und wanderte weiter zu der Frau mit den rabenschwarzen Haaren.

"Und das ist Julia. Sie ist seit knapp eineinhalb Monaten hier", beendete Sofie ihre Vorstellungsrunde und drehte sich zurück zu mir.

"Du bist jetzt die Neue hier", flüsterte sie und schaute mich bedauerlich an.

"U-und was ist das hier? Wo sind wir hier?", fragte ich mit zittriger Stimme.

"Wo wir uns aufhalten, kann dir keiner von uns sagen", erklarte Sofie mit gesenkter Stimme.

"Ich denke für so etwas gibt es keine Defintion", fuhr sie fort und meine Augen weiteten sich immer mehr. Die drei jungen Frauen, besonders die andere Blonde, die schon ein Jahre hier war, sahen zermürbt und irgendwie kaputt aus, seelisch wie körperlich.

Annie, wie die blonde Frau hieß, hatte traurige Augen und tiefe Augenringe. Ihre Haare wirkten stumpf und kaputt und keineswegs mehr gesund wie es meine taten. Ich klammerte mich an dem Glas fest und schaute wieder zu Sofie.

"Es gibt diesen Mann. Er trägt immer einen Anzug und er ist der Boss hier. Von allen wird er deswegen auch nur Boss genannt. Niemand kennt seinen richtigen Namen oder sonst irgendwas aus seinem Privatleben, außer, dass er eine Schwäche für blonde Frauen hat", erklärte Sofie mir und endlich meinte ich zu verstehen, was Annie vorhin gemeint hatte.

"Er hat zwei Handlanger, die wir nur Schweinchen und Bohne nennen", meinte Sofie und seufzte leise.

"Ich nannte sie gedanklich Schrank und Spargeltarzan", flüsterte ich leise und starrte den Boden des durchsichtigen und leeren Glases an.

"Auch gute Namen", meinte Julia, die uns aufmerksam zuhörte, während sie auf ihrem Bett saß.

"Auf jeden Fall. Die beiden sind dafür zuständig, Nachschub für den Boss zu holen", begann Sofie weiter zu erklären, doch ich unterbrach sie.

"Nachschub?", fragte ich und musste schlucken. Ein ungutes und beklemmendes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Eine dunkle, böse Vorahnung, die sich wie ein Feuer in jede Faser meines Körpers ausbreitete.

"Ja Nachschub für ihn. Der Boss bevorzugt Jungfrauen, wenn du verstehst was ich meine", Sofie schaute auf und blickte direkt in meine weit aufgerissenen blauen Augen und mein Gesicht wurde aschfahl, während ich nickte. Auch Sofies Augen weiteten sich erschrocken und sie öffnete den Mund wieder.

"Oh Gott", flüsterte sie geschockt und hielt sich die Hand vor den Mund

"Was ist los Sofie?", mischte sich plötzlich auch Annie ein und stand wieder direkt hinter der Boxentür. Durch die Gitterstäbe hindurch konnte ich die hautenge schwarze Leggings sehen und das dazu passende weiße Oberteil mit tiefem Ausschnitt, der viel zeigte. Meinem Geschmack nach viel zu viel, aber mit einem kurzen Blick stellte ich fest, dass alle drei dieses Outfit trugen.

"Du bist doch nicht etwa noch....", Sofie machte eine kurze Pause.

"...Jungfrau?", fragte sie geschockt und auch ein bisschen Panik schwang in ihrer Stimme mit. Verwirrt schaute ich ihr in die schokobraunen Augen und nickte schwach.

"Doch bin ich", erwiderte ich leise und hörte ein entsetztes Luftschnappen von allen dreien.

"Das ist nicht gut. Ganz und gar nicht gut", flüsterte Sofie.

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt