Seidig weiß floss der Stoff ihres Kleides an ihrem zierlichem, aber mächtigem Körper entlang. Es bauschte auf, sobald die Herrin des Waldes einen Schritt auf die nächste Stufe tat. Ein sanftes Lächeln zierte ihre rosanen Lippen und ihre Augen strahlten Weisheit aus. Ich wusste, dass sie eine der ältesten noch lebenden Elben war und mehr gesehen und erlebt hatte als viele. Selbst ihren Gemahl übertraf sie in Lebenserfahrung, die sie vor so vielen Jahrtausenden bri der Überreise der Helcaraxe gesammelt hatte.
Demütig hatte ich meinen Kopf gesenkt und sah nur wie ein paar goldene Locken vor meinen Augen tanzten.
"Schaut doch auf Leyla", bat Galadriel leise. Ihre Stimme hallte in meinen Gedanken wider und sofort hob ich den Blick. Jedoch sah ich nicht ihr freundliches Gesicht, sondern einen breit grinsenden Haldir direkt hinter ihr am Ansatz der Treppe, die nach oben und zum Gemach der Herren des Waldes führte.
"Es freut mich, Euch auch endlich in Augenschein nehmen zu dürfen", fuhr ihre liebliche Stimme, die mein Ohr wie ein sanftes Sommerlüftchen striff, leise fort.
"Es freut mich ebenfalls, Frau Galadriel", erwiderte ich und löste endlich meinen Blick von Haldir, bevor ich wieder daran denken musste, wie er Eönwë und mich für ein Paar gehalten hatte.
"Euch zu sagen wer Ihr seid und worin Eure Angaben bestehen, muss ich ja nicht mehr. Ihr habt ja bereits meinen Gemahl kennengelernt, zudem auch einige Elben meines Volkes", Galadriel stand nun direkt vor mir und sandte jetzt doch ein ungutes Gefühl durch meine Adern. Ich fühlte mich etwas unbehaglich und nickte deshalb auch einfach so.
"Ja er ist sehr nett und zuvorkommend", meinte ich den Kopf wieder senkend. Ich hoffte, dass das Gespräch sehr schnell vorbei sein würde. Galadriels Lachen klang wie der Wind, der im Sommer die Blätter zum rascheln brachte.
"Ja da habt Ihr Recht", ihr bohrender Blick traf mich und schmunzelnd musterte sie mich von oben bis unten. Frech grinsend drehte sie sich zur Treppe um und gab Haldir ein schwaches Zeichen mit der Hand. Ich verstand es nicht, er jedoch schon und kam nickend auf mich zu.
"Wir sehen uns bestimmt noch einmal, Leyla", erwiderte Galadriel und stieg die Treppenstufen wieder hoch. Aus reinem, leicht bläulich schimmerndem Mamor oder auch Glas bestanden sie, denn der dicke, tragenden Baumstamm mit der weißen Rinde schimmerte hindurch.
"Leyla kommst du?", fragte Haldir und leise drang sein Lachen an mein Ohr. Ich hatte wohl die Stufen angestarrt, doch jetzt löste ich mich von dem Anblick und schloss zu dem blondem Krieger auf.
"Faszinierend die Herrin des Waldes?", fragte er und grinste noch breiter als zuvor.
"Nein, aber die Treppe", antwortete ich daraufhin und lachte nun selbst, als ich sein Gesicht sah, das die Verwirrung nur zu deutlich zeigte.Haldir führte mich zurück zu meinem Zimmer und zum Glück sprach er das Thema Eönwë nicht noch einmal an. Ich und Eönwë? Allein die Vorstellung brachte mich zum Lachen! Vor der Tür aus hellem Holz blieben wir beide stehen und er wand sich dann doch nochmal an mich.
"Allein damit ich das jetzt nicht falsch verstehe. Also zwischen Eönwë und dir ist nichts?", hackte er noch einmal nach. Mein Lachen ließ ihn überrascht zusammenzucken und einen Schritt zurückweichen. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal gelacht hatte, dich diese Idee war einfach so absurd für mich.
"Nein Haldir ist es nicht", flüsterte ich und drückte seine Schulter, nachdem ich meine Hand auf ihr plaziert hatte. Der weiche Stoff seines Hemdes kitzelte meine empfindliche Haut, als ich betrübt den Kopf senkte.
"Mein Herz gehört jemand anderem", seufzend wand ich mich ab und ließ den blonden Krieger einfach stehen. Zu weiteren Fragen und Antworten fehlte mir einfach die Kraft. Bereits als ich die Tür schloss, bahnten sich die ersten Tränen ihren Weg an meiner Wange hinunter.
"Dann habe ich es also richtig gehört und irgendwie ja auch schon geahnt. Dein Herz gehört jemandem." Erschrocken fuhr ich herum und blickte Amarí aus weit aufgerissenen, tränenden Augen an. Das Gespräch mit ihr hatte sich komplett in den Hintergrund gedrängt und schließlich hatte ich es sogar vergessen.
"Ja", hauchte ich und jeder kleiner Platscher einer Träne auf dem Holzfußboden, hallte in meinem Ohr. Meine Schultern zuckten und schon begannen sie zu beben.
"Ich hasse es!", schluchzte ich und wimmerte leise auf, als meine Knie auf dem Boden aufschlugen.
"Ich vermisse ihn! Mein Herz sehnt sich nach ihm. Es tut so weh, Amarí, so weh." Am ganzen Leib zitternd kniete ich auf dem Boden und ließ das erste Mal nach meiner Reise nach Mittelerde meinen Gefühlen gegenüber jemand anderem freien Lauf. Nicht einmal Selena wusste davon, Amarí hatte es erraten und damit richtig komplett gelegen.
Geschockt hatte sie mit angesehen wie ich zu Boden gesunken war, aber nun kam sie auf mich zu und ließ sich neben mir auf die Knie sinken. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, zog sie mich in eine feste Umarmung und strich beruhigend über meinen Rücken und den Kopf, der von dem goldenen Haar bedeckt wurde.
"Über zwei Jahre habe ich ihn jetzt nicht gesehen. Er ist hier auf Arda, aber ich kann nicht zu ihm", es quälte mich von Thranduil getrennt zu sein, es tat mir weh auch Chris nicht an meiner Seite zu haben. Doch ich hatte nie gedacht, dass ich jemals jemanden so sehr vermissen würde, wie es jetzt bei dem sturen Elbenkönig der Fall war. Ich liebte es wenn seine hellblauen Augen mich anschauten und ich in ihnen Himmel und Meer zugleich sah. Es erfüllte mich mit unendlichem Glück wenn er mich anlächelte und versank beinahe in mir selbst und ihm, wenn unsere Lippen sich berührten. Dann waren wir eins! Jetzt war ich zerbrochen.
"Ich weiß nicht wie das ist jemanden so sehr zu vermissen. Zwei Jahre sind für einen Elben ein Zwinkern, für Liebende ist es die Ewigkeit", flüsterte Amarí und hatte damit vollkommen recht. Wahrlich fühlten sich die zwei Jahre wie zwei Jahrtausende an, die ich nun von ihm schon getrennt war.
"Möchtest du mir etwas über ihn erzählen?", fragte sie leise und hob meinen Kopf an. Rotgeweinte Augen und Tränen auf meinen Wangen, machten den Anblick nicht gerade zum Schönsten, aber ich nickte und so fing ich an von Thranduil zu erzählen.
"Noch nie haben meine Augen solch einen Mann gesehen. Seine Augen, so blau wie der Himmel an einem Sommertag, aber wenn er wütend ist, dann werden sie so tiefgründig blau wie der Ozean bei Sturm. Sie sind wahrlich das Tor zu seiner Seele, denn ich sah auch den Schmerz und die Trauer in ihnen, als wir uns getroffen sind. Es ist mehr ein Zufall gewesen, aber sein Haar war von Weitem sichtbar.
Es wechselt die Farbe in jedem Licht, doch ist es silberweiß wid das seines Vaters. Manchmal aber auch weißblond so wie die blonden Haare seines Sohnes." Meine Tränen wurden weniger, jetzt wo ich von Thranduil erzählte. Ich wusste nicht warum ich mich Amarí auf einmal öffnete, aber ich tat es einfach.
"Weißt du, er hat zwar einen Sohn von seiner ersten Frau, die tragisch ihr Leben verlor, aber mir ist das egal. Ich bin begierig darauf ihn kennenzulernen um zu schauen ob auch er von so stattlicher Statur wie sein Vater ist. Sein Gang ist königlich und erhaben, immerzu strafft er Schulter, Brust und auch sonst sieht man ihm an wer er ist. Selbst für einen Elben ist er in meinen Augen wunderschön", schwärmte ich und jetzt stutzte Amarí erst.
"Du liebst also nicht diesen Menschen von dem du auch mal erzähltest? Dem Chris?", verwirrt folgte sie mir hoch auf die Beine und zum Balkon, zu dem ich gegangen war.
"Chris ist und war schon immer mein guter Freund und das wird er auch bleiben. Ich weiß von den Gefühlen seinerseits, aber ich liebe ihn nicht. Er ist mir wie ein Bruder und genau so liebe ich ihn auch. Wie einen Bruder. Mein Herz habe ich aber nicht an ihm verloren", erklärte ich und sah wie Amarí nachdenklich nickte.
"Und wem gebührt dann das Glück das Herz einer Calwafëa zu besitzen? Etwa Haldir? Oder mein Bruder Elenión?", verwirrt hatten sich ihre Augen weit geöffnet vor Erstaunen.
"Nein", lachte ich leise.
"Beide sind gute Freunde. Haldir ein toller Kampflehrer, wie auch seine Brüder. Dein Bruder ist nett und überaus freundlich. Ich mag ihn, aber mehr auch nicht. Und nein es ist auch nicht Eönwë, wie Haldir vorhin bereits vorschlug." Ich beobachtete wie immer mehr kleine helle Sterne am Nachthimmel erschienen und auch die tiefrote Färbung im Westen verschwand so langsam.
"Ich wäre heilfroh wenn er doch nur hier wäre, aber er ist weit, weit entfernt im Osten. Im großen Düsterwald", murmelte ich und dachte, dass Amarí jetzt darauf kommen würde wem ich mein Herz geschenkt hatte.
"Im Düsterwald liegt das Reich König Thranduils. Ein Sinda, dessen Vater einst aus Doriath herkam. Mehd weiß ich leider auch nicht über sein Volk oder gar ob jemand dort sich in eine Maia verliebt hat. Wie lautet denn der Name des Glücklichen?", fragte sie neugierig und das brschte mich jetzt doch zum Grinsen.
"Du hast ihn bereits erwähnt Amarí", schmunzelnd studierte ich ihre Reaktion, die noch erst bei Nachdenken lag. Doch dann weiteten sich plötzlich ihre Augen und sie verstand.
"Thranduil ist der, dem mein Herz gehört und nach ihm schreit auch meine Seele, aber er weit entfernt von mir", bedauerte ich und seufzte.
"Ich weiß nicht viel von Thranduil, aber ich freue mich natürlich für dich. Ich hoffe du wirst ihn bald wiedersehen, aber nun muss ich auch gehen. Elenión wartet sicher schon auf mich. Gute Nacht Leyla", verabschiedete sie sich.
"Dir auch eine Gute Nacht", erwiderte ich den Abschiedsgruß und als das Klacken der Tür mir verriet, dass sie gegangen war, drehte ich mich zurück zum Balkon um und betrat ihn. Es tat gut mich jemandem anvertraut zu haben.
Mein Blick galt den funkelnden Sternen und wie so oft wanderten meine Gedanken sofort zu dem Elb, den ich liebte.
Ob Thranduil nun auch genau diese Sterne betrachtete und an mich dachte?Hey als Entschädigung für die lange Abwesenheit ein etwas längeres Kapitel voller Gerede xD
Ich hoffe es wirkt dadurch nicht langweilig :/
Ich habe jetzt zwei der vier Vorabiklausuren hinter mir, also habe ich bald wieder mehr Zeit zu schreiben :)Was meint ihr? Stellt Amarí nun etwas blödes mit dem neu errungenem Wissen über Leylas Geliebten an oder nicht? ;)
Laura :*
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Fly with me
FanfictionWas ist wenn eine einzige Begegnung dein ganzes Leben auf den Kopf stellt? Was ist wenn du jemanden liebst, den du manchmal nicht lieben solltest und du es trotzdem tust, weil du es nicht verhindern kannst? Was ist wenn alles an das du geglaubt hast...