Kapitel 31

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Amarí führte mich durch den Wald zum Trainingsplatz. Ich fragte mich die ganze Zeit was ich denn trainieren musste! Waren es Pfeil und Bogen? Oder das Schwert? Vielleicht ja auch Dolche oder Doppelschwerter, wie Thranduil sie hatte! Vielleicht war es auch etwas ganz anderes, an das ich jetzt niemals denken würde. Vielleicht kannte ich es ja auch noch gar nicht!
"Wir sind gleich da", informierte mich die leise, schüchterne Stimme Amarís. Sie war das komplette Gegenteil zu ihrem Bruder Elenión. Er war aufgedreht und schusselig und eine Frohnatur, wohingegen sie schüchtern und zurückhaltend war. Ihre Stimme war leise und ihre Körperhaltung schüchtern und geduckt, dennoch aber anmutig, elbisch eben. Beide waren jedoch super nett und akzeptierten mich, was man natürlich nicht von allen Elben erwarten würde.
Erestor zum Beispiel, der Berater Elronds. Ich wusste, dass er etwas gegen Menschen hatte, warum jedoch wusste ich nicht, und es interessierte mich auch nicht.
Schon von Weitem hörte ich das Lachen zweier Elben. In meinen Kopf schlichen sich bereits die Namen Rúmil und Orophin, die Brüder Haldirs. Kurz darauf betraten wir das lichte Waldstück, das direkt neben einem See lag. Die beiden Brüder verstummten augenblicklich und warteten geduldig bis ich vor ihnen stehen blieb. Amarí hatte sich bereits am Rande der Lichtung von mir verabschiedet, denn nun ging die Verantwortung auf die beiden blonden Elben über. Was ich nicht wusste, denn alle Elben mit denen ich zu tun hatte, waren meine Beschützer, vor all dem was mir schaden wollte. Blu hatte uns von der Luft aus beobachtet und machte es sich jetzt auf einem Ast eines Baumes gemütlich, der am Rande der Lichtung stand. Sie wollte mein Training noch beobachten, bevor sie meine Nachricht an Thranduil und Chris überbringen würde.
"Hallo Leyla", begrüßte mich Orophin.
"Schön, dass Ihr gekommen seid", fuhr Rúmil fort und grinste schief.
"Mir wurde keine Wahl gelassen", gab ich zu und presste meine Lippen aufeinander, als würde es mir gewaltig auf die Nerven gehen, dass ich hier sein musste.
"Aber ich bin neugierig was passiert", meinte ich lachend und löste meine starre Haltung wieder. Rúmil und Orophin entspannten sich merklich und brachten selbst auch zwei schiefe und etwas gekünstelte Lächeln zustande.
Hinter uns hörten wir plötzlich ein Lachen und als sich die beiden Elben umdrehten, entdeckten sie ihren älteren Bruder an einem Baum lehnend und lachend.
"Entschuldige Leyla, dass ich dich vorhin nicht begleiten konnte, aber es kam etwas wichtiges dazwischen", gab Haldir mir Bescheid, da er ja eigentlich meine Begleitung zum Trainingsfeld war.
"Hilfst du uns jetzt Bruder oder wie?", fragte Orophin leicht genervt und legte die Hand auf den Knauf des Schwertes, dann an seinem Gürtel befestigt war.
"Nein ich werde nur beobachten, schweigen und vielleicht mal einen Kommentar abgeben", erwiderte Haldir und verschwand mit einem verschmitzem Lächeln zum Rand des Trainingsplatzes.
"Ältere Brüder", kommentierte Rúmil das ganze genervt und verdrehte die Augen, bevor er sich wieder mir zuwand.
"Was trainieren wir überhaupt heute?", fragte ich neugierig und verschränke die Arme vor der Brust. Seit ich wusste, dass ich nciht Thranduils Tod sein würde und seit ich wusste, dass er hier irgendwo in der Nähe war und ich ihn wiedersehen konnte, fühlte ich mich viel lebendiger ind fröhlicher. Obwohl dieser Frohsinn auch oft getrübt wurde durch die Entfernung von Thranduil. Die zwei Jahre Trennung durch die zwei Welten hatten mich zerstört. Chris hatte es gemerkt, aber er konnte den Schmerz auch nicht lindern. Dennoch war ich ihm unendlich dankbar dafür, dass er mir beigestanden und mich getröstet hatte. Er war immer für mich da gewesen, wenn ich ihn gebraucht hatte und das machte ihn zu einem so tollen Freund.
"Wir wollen herausfinden welche Waffe am besten für Euch geeignet ist. Habt Ihr schon einmal gekämpft?", fragte mich Rúmil und sofort schüttelte ich den Kopf und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar.
"Ihr seid eher der Einzelgänger und habt wenige Freunde nehme ich an", fuhr Orophin fort. Dieses Mal nickte ich.
"Aber die die mit Euch befreundet sind können auch Euch vertrauen und sie stehen Euch auch sehr nahe", ergänzte Rúmil seinen Bruder.
"Ja das stimmt alles", meinte ich verwirrt und zugleich verwundert wie die beiden das so schnell herausfinden konnten.
"Dann würde ich mal sagen, Ihr braucht eine Waffe mit der man Mann gegen Mann kämpfen kann. Also weder Bogen noch Sperr. Das sind Waffen für den Fernkampf. Wir brauchen etwas für den Nahkampf", kombinierte Rúmil daraufhin und brachte mich noch mehr zum wundern. Ich fragte mich wirklich, woher die beiden so viel über mich herausgefunden hatten. So ein gutes Kombiniertalent hatte ich vorher noch nie erlebt, aber es war interessant was die beiden so redeten und wie sie dich für eine Waffe entschieden, die zu mir passen könnte.
"Andererseits sind ihre Freunde alles für sie und die können sich auf sie verlassen. Immer und überall! Die Waffe müsste aber auch auf einer etwas größeren Entfernung funktionieren. Wie wäre es mit Doppelschwertern? Oder ein Schwert und Wurfdolche?", wand sich Orophin jetzt direkt an mich und drehte sich fragend zu mir um.
"Ich weiß nicht", meinte ich schulterzuckend.
"Kann ich nicht beides ausprobieren?", fragte ich und schaute zwischen den Brüdern hin und her.
"Ich denke das ist möglich", meinte Orophin und ging auf eine kleine Hütte zu. Zurück kam er mit einem Schwert, Doppelschwertern und zwei Dolchen, die denen von Legolas in einer gewissen Weise ähnlich waren.
"Was haben denn die einzelnen Waffen für Vor- und Nachteile?", fragte ich neugierig und brachte die beiden damit fast zur Verzweiflung. "Schon gut Jungs", lachte ich.
"Das war nur eine Scherzfrage. Gib mir doch mal das Schwert", bat ich und streckte meine Hand aus. Orophins Lippen bildeten nur einen schmalen Strich und auch Rúmils sahen nicht anders aus. Haldir dagegen konnte kaum noch vor lachen. Orophin drehte das Schwert in seiner Hand und reichte mir den Griff entgegen.
"Danke", flüsterte ich und schloss meine zierlichen Finger um den hölzernen Griff. Das Schwert lag schwer in meinem Arm und irgendwie wirkte es klobig in meiner Hand.
"Ich weiß nicht", meinte ich nachdenklich und wog es ein wenig in meiner Hand ab. Es war so schwer, dass ich es schließlich in beide Hände nahm.
"Ich denke die Doppelschwerter sind besser für mich und dazu trotzdem die Dolche", meinte ich und gab Orophin das Schwert zurück.
"Zwei elegante Waffen für eine elegante Frau", erwiderte eine sanfte, tiefe Stimme hinter mir.
"Hír nín (mein Herr) ", sagten Orophin und Rúmil zugleich und neigten kurz die Köpfe. Ich drehte mich um und begrüßte Celeborn ebenso wie die beiden, was den Herrn des Waldes zum Schmunzeln brachte.
"Ich hoffe ich störe nicht, doch heute Abend hast du einen Termin Leyla. Ich wünsche, dass du sobald wie möglich, also am besten jetzt gleich zu meinen Gemächern kommst. Haldir wird dich begleiten sobald du hier fertig bist. Es wartet jemand auf dich", erklärte Celeborn, dann dreht er sich um und verschwindet mit raschen Schritten wieder, was dennoch elegant wirkte. Wer wollte mich wohl sprechen?
"Dann machen wir hier morgen weiter wenn das geht", sagte Rúmil und nahm die Doppelschwerter und Dolche an sich.
"Die Waffen werden wir dann morgen wieder herausholen und mal schauen wie Ihr Euch damit anstellt", meinte er, dann verabschiedeten sich die beiden von mir und ich ging zu Haldir und Blu, die sich auf seine Schulter gesetzt hatte.
"Leyla ich fliege jetzt los. Hast du die Nachricht?", fragte Blu leise, obwohl sie noch in ihrer Vogelgestalt war. Es überraschte mich und Haldir und wir beide starrten den blauen Vogel an.
"Ähh....fast warte kurz", stammelte ich und suchte ich meiner Hose nach dem Zettel und dem Stift den ich eingepackt hatte. Schließlich fand ich beides und strich den zerknitterten Zettel auf einem breiten Baumstamm glatt, der waagrecht über dem Boden wuchs. Ein ideler Tisch!

Hallo ihr beide

Ich habe eure Nachricht von Blu erhalten und schicke sie euch jetzt mit einer von mir. Mir geht es gut, auch wenn ich euch beide so sehr vermisse. Leider darf ich euch nicht sagen wo genau ich bin, da dies irgendwie meine Sicherheit gefährdet, aber in Mittelerde bin ich. Macht euch keine Sorge um mich, ich bin sicher wo ich gerade bin.
Ihr könnt Blu mit einer neuen Nachricht zurückschicken, sie weiß wo ich bin.
Ich wünschte ich könnte zu euch, doch leider geht das nicht. Ich erfuhr, dass ich unsterblich bin wie Elb, doch mehr weiß ich noch nicht. Irgendwann in den nächsten Tagen werde ich erfahren was ich wirklich bin, aber ich denke, dass ich euch das auch nicht sagen darf, doch ich hoffe, dass ich euch beide bald besuchen darf.
Ich vermisse euch beide so sehr! Thranduil ich liebe dich mehr als alles andere und ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem ich dich wieder in die Arme schließen kann.
Chris du bist ein toller Freund. Danke, dass es dich gibt und achte mir ein wenig auf Thranduil und dass er nicht zu viel Wein trinkt.
In Liebe Leyla

Ich setzte den Stift ab und seufzte leise. Noch einmal las ich den Brief durch und rollte ihn dann zusammen.
"Hier Blu und flieg vorsichtig", bat ich sie und steckte ihr den Zettel in den Schnabel. Sie nickte mit ihrem kleinen Kopf, breitete die Flügel aus und flog in den nachmittaglichen Himmel hinauf. Eine Weile schaute ich ihr noch hinterher, bevor ich mich an Haldir wand und ihm zunickte.
"Wir können gehen", meinte ich, Haldir nickte und ich folgte ihm zurück durch den Wald zu den Baumhäusern der Elben.

Hey ^-^
Auch hier nochmal. Ich habe das erste Kapitel meiner neuen Fanfiktion 'Who you truly are' veröffentlicht und ich würde mich freuen wenn ihr mal reinschaut.
Natürlich wieder eine Tolkien Fanfiktion ;) aber mehr sage ich nicht, also lest den Klapptext und das erste Kapitel und wartet dann auf mehr
Laura

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt