Kapitel 42

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Der warme Sommerwind strich mir um die nackten Füße und spielte mit dem Stoff des dünnen Kleides, das ich mir übergezogen hatte. Noch nie hatte ich viel für Kleider übrig gehabt. Mir standen sie, ich konnte sie auch tragen, das bezweifelte niemand, aber ich mochte sie einfach nicht.
Das Kleid, was nun meinen Körper bedeckte, war ein Nachtkleid. Alles andere hatte ich bereits abgelegt, selbst meinen BH, da ich mich fürs Bett fertig machte.
Ich wollte einfach nur noch schlafen und zugleich hoffte ich von Thranduil zu träumen und nicht von ihm zu träumen. Es schmerzte wie es mich auch mit Freude erfüllte.
Mit einem leisen Seufzer ließ ich mich auf das weiche Bett sinken und hob dann doch nochmal den Kopf, als es an der Tür klopfte. Zugleich schwebte auch ein blauer, großer Vogel durch die fensterlosen Öffnungen. Blu ließ sich krächzend auf einer Stuhllehne nieder und plusterte die tiefblauen Federn auf. In ihrem großen, schwarzen Schnabel steckte ein Brief, der die lange Reise leicht zerknittert überstanden hatte.
„Wer ist da?“, fragte ich denjenigen, der an die hölzerne Tür geklopft haben musste. Gleichzeitig stand ich auf und überwand die Distanz zu meiner blauen Freundin mit wenigen Schritten.
„Ein Brief. Von Thranduil?! Danke Blu“, flüsterte ich und nahm ihr den Umschlag ab. Ich hatte schon lange keine Nachricht mehr von ihm erhalten. Briefe lösten die gleichen Gefühle in mir aus, wie es Träume so oft taten. Blu krächzte leise, flatterte mit den Flügeln und saß immer noch aufgeplustert auf der Stuhllehne. Mit halb offenen Augen beobachtete sie wie ich den Umschlag in den Händen drehte. Das Papier war fein und weich. Thranduil hatte in seiner edlen Schrift meinen Namen darauf geschrieben. Er war leicht zur Seite geneigt, einfach wunderschön. Kaum zu vergleichen mit der Schrift, die Thranduil in dem Brief benutzt hatte, der mit Chris Kugelschreiber geschrieben worden war.
Lächelnd betrachtete ich meinen Namen, als der erste kleine Tropfen auf das Papier fiel und von diesem eingezogen wurde.
„Ich bin es Amarí“, rief die helle, liebliche Stimme des Elbenmädchens durch die Tür hindurch.
„Komm herein“, murmelte ich, während meine Finger den Umschlag öffneten und ein säuberlich gefaltetes Papier herauszogen.
„Oh ein Brief von Thranduil“, stellte Amarí fest, als sie den Brief in meinen Händen und die Tränen auf meiner Wange sah. Auch bemerkte sie das schwache Lächeln meiner Lippen. Es ärgerte sie zutiefst, dass sie mir die neuesten Begebenheiten erzählen musste.
„Leyla... Celeborn und Galadriel wünschen doch, dass ihr den Gästen vorgestellt werdet. Eönwë hat bereits sein Einverständnis gegeben“, hörte ich Amarí sagen und löste nur ungern den Blick von dem Papier und der Schrift.
Meine geliebte Leyla.
Mehr hatte ich nicht lesen können und jetzt sollte ich doch den geheimnisvollen Gästen vorgestellt werden? Verwundert zog ich die Augenbraue hoch und öffnete die weichen Lippen. Bevor mir jedoch die Möglichkeit gegeben wurde etwas zu sagen, ergriff Amarí wieder das Wort.
„Ich habe eine Idee. Ich richte dir deine Haare und danach suchen wir dir etwas Passendes zum Anziehen. Dann hast du Zeit die Worte deines Geliebten zu lesen“, schlug sie vor und kam breit grinsend auf mich zu.
„Ja so machen wir das“, stimmte ich zu und ließ mich von ihrer Freude anstecken. Dann wand ich mich wieder den Worten Thranduils zu, während Amarí begann meine Haare zu entknoten.
Ich bemerkte nicht wie sie mir kleine, blaue Blümchen in mein Haar steckte. Amarí sortierte vorsichtig meine blonden, langen Haare auf die eine Seite und studierte die kleine, feine Kette um meinen Hals. Ein Geschenk von Chris, wie auch das Armband, das ich trug. Allein der Ring, der an meinem Finger steckte, war der Ring Thranduils. Ich hatte so immer ein Teil von ihm bei mir, obgleich er immer mein Herz besetzte.

 Ich hatte so immer ein Teil von ihm bei mir, obgleich er immer mein Herz besetzte

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