Kapitel 61

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„Chris!", rief ich vor Freude aus und konnte meine Tränen bereits jetzt nicht mehr zurückhalten.
„Leyla", flüsterte er, seine sanfte Stimme klang wie Musik in meinen Ohren. Wie sehr hatte ich ihn vermisst. Seine Wärme, seine Stimme, das Blitzen in seinen dunklen Augen und immer hatte er ein Schmunzeln auf den weichen Lippen. Sein Bart kratzte meine Wange. Selbst ihn hatte ich vermisst. Einfach ihn, das Gefühl verstanden zu werden. Er war mir die liebste Gesellschaft, neben Thranduil.

„Endlich! Endlich bist du hier. Oh Gott wie sehr ich dich vermisst habe. Lass dich anschauen", er drückte mich von sich weg und ein schelmisches Grinsen huschte über seine Lippen.

„Mm gut. Du siehst nicht ausgehungert aus. Du siehst aus wie immer. Bezaubernd. Aber komm du musst mir erzählen was hier vor sich geht. Ich habe das Gefühl, dass ich langsam verrückt werde und aus dem Sturkopf, den du liebst, ist auch keine Erklärung herauszubekommen", Chris griff nach meinem Handgelenk und bevor mir bewusst wurde, was hier gerade geschah, hatte er mich bereits aus dem Zimmer gezogen.

Mehr stolpernd als gehend folgte ich dem jungen Mann durch verschiedenste schmale Gänge, Treppen, die in Holz geschnitzt waren, hoch und hinunter.
Bis Chris vor einer Tür stoppte, sie öffnete und mich in ein kleines, aber gemütlich eingerichtetes Zimmer schob. Hinter ihm fiel die Tür zurück ins Schloss.

An der Wand links von mir befand sich das Bett, eine schlichte dunkelblaue Robe lag auf ihr, dazu ein Paar brauner Lederschuhe und eine einfache beige gehaltene Hose. Etwas ungeordnet lag die Decke zusammengeknüllt neben der Kleidung. Dem Bett genau gegenüber stand ein kleiner Tisch mit einem Stuhl und eine Kommode.

„Hübsch", bemerkte ich lächelnd und wand mich meinem Kumpel zu. Jetzt war es an mir ihn im flackernden Schein einer Kerze zu mustern. Seine Kleidung hatte sich dem Stil der Elbischen angepasst und doch konnte er immer noch mühelos die Hände in seinen Hosentaschen verstecken. Ansonsten war er noch immer der Chris, den ich kannte und mochte. Dunkles, wuschiges Haar, das ihm ins Gesucht hing und ein Drei-Tage-Bart, der seinen Kiefer überzog.

„Mein Zuhause ist eher die Küche, als hier", gestand er und lachte. Wie sehr hatte ich das nur vermisst, mir wurde ganz warm ums Herz. Chris trat auf mich zu, seine Hände umschlossen meinen Oberarm, bevor er auf meinen Rücken sah. Skeptisch zogen sich seine Augenbrauen zusammen.

Hatte er sie etwa gesehen? Hatte er meine Flügel gesehen? Die Antwort wurde mir gegeben, als ich Chris' Blick sah und er abwartend die Augenbrauen hoch zog. Er erwartete eine Erklärung von mir. Keine Lügen, keine Ausflüchte, nur die schlichte Wahrheit.

Die bloße Wahrheit bekam er auch. Nichts als die Wahrheit und das komplett. Ich begann bei dem Tag, der unser beider Leben für immer verändern sollte. Als wir in Berlin standen und ich mich von der Vergangenheit lösen wollte. Keine Kleinigkeit ließ ich aus, er erfuhr alles. Mein wahres Wesen, meine Vergangenheit hier auf Arda, das Vermächtnis, das mir zuteil wurde und was von nun an meine Aufgaben sein würden.

„Ich habe es nicht mehr in Valinor ausgehalten. Ich musste zu euch zurück. Zu dir, zu Thranduil. Dorthin, wo ich Zuhause bin. Bei euch. Ich habe dich so sehr vermisst, Chris", flüsterte ich und sah von meinen Fingern auf. Chris saß auf seinem Schreibtisch, das eine Beine auf die Sitzfläche des Stuhles gestellt.
„Du bist also so etwas wie ein Engel?" Chris hatte mich kein einziges Mal unterbrochen, er hat gelauscht und ab und zu zustimmend genickt.

„Ja so kann man es auch ausdrücken."

„Weiß Thranduil es?", fragte er und erhob sich. Emotionslos musterte er mich. Es machte mich nervös, dass ich nicht sah was er nun von mir dachte. Würde er es verstehen? War er immer noch für mich da oder würde er sich von mir abwenden? Mein Herz würde zerbrechen, wenn er mich im Stich ließe.

Fly with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt