Kapitel 5

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Dominik schloss das Fenster, als ein Windstoß den Vorhang zur Seite wehte. Nun ja, das Gewitter war schließlich lang und breit durch den Wetterbericht angekündigt worden und im Grunde war es ihm auch ganz recht, wenn es ein bisschen kühler wurde.

Als er zu seinem Bett zurückkehrte stolperte er beinahe über seinen noch in keinster Weise gepackten Rucksack, den er zu Ferienbeginn in eine Ecke gestellt hatte. Wahrscheinlich war es seiner Mutter zu verdanken, dass das Ding nun im Wege stand, als Mahnung, alles für den ersten Schultag in seinem letzten Schuljahr vorzubereiten.

Mit ein wenig Glück würde er nächstes Jahr um diese Zeit sein Abitur in der Tasche haben und sich auf irgendeinen Beruf vorbereiten, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, welche Richtung er einschlagen wollte.

Er war froh, dass die Schule noch nicht wieder begonnen hatte und ihm noch ein wenig Zeit blieb....

Auf der anderen Seite war die Schule eine willkommene Ablenkung und eine Möglichkeit, endlich wieder ein wenig aus dem Haus zu kommen.

Leider hatte er in der letzten Zeit nicht allzu viel Gelegenheit dazu gehabt, denn seine Eltern neigten seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus dazu, ihn kaum noch aus den Augen zu lassen. Sicherlich meinten sie es gut mit ihm, aber allzu glücklich war er nicht darüber. Sie hatten früher nie zur Überbehütung geneigt und ihm stets viele Freiheiten gelassen, aber seit dieser ganzen verfluchten Dämonengeschichte hatte sich diese geändert. Sie verbaten ihm nichts, aber vor allem seine Mutter gab ihm häufig zu verstehen, dass sie sich Sorgen machte und so manches nicht gut hieß.

„Du brauchst dir die Zeitschrift nicht selber kaufen! Ich bringe sie dir nachher mit! Ruh dich aus," sagte sie beispielsweise gerne, wenn er ankündigte, in den nahen Supermarkt zu gehen. Ihr Tonfall hatte ihm verraten, dass sie sich mit Mühe ein „Du weißt ja nicht, wem du auf dem Weg begegnest. Vielleicht lauert dort etwas...."

Dann hatte er vor ein paar Tagen ein Paket für die Firma seines Vaters angenommen und sich kurz mit dem Paketboten, der höchstens zwei Jahre älter als er selber war, unterhalten.

Anschließend hatte ihn seine Mutter besorgt gefragt, ob alles in Ordnung sei und was der Mann gewollt habe.

Unausgesprochen bedeutete ihre Frage wahrscheinlich, dass sie sich sorgte, dass es sich bei dem Paketzusteller um einen Dämon handeln können, der ihren Sohn in irgendeine Hölle verschleppen wollte.

Es donnerte erneut und ein Blitz zuckte über den Himmel, während die ersten Regentropfen fielen und gegen die Scheibe seines Fensters klatschten.

„Dominik, mach das Fenster zu! Sonst erkältest du dich noch," rief seine Mutter und Dominik hätte ihr am liebsten geantwortet, dass er sein drittes Lebensjahr bereits bei weitem überschritten hatte und dass die Wahrscheinlichkeit, in seinem Zimmer im ersten Stock durch den Regen ums Leben zu kommen auch bei offenem Fenster äußerst gering war.

Aber meinte sie es nicht letztendlich nur gut? Und hatte sie nicht auch allen Grund zur Sorge? Schließlich hatte sie in der letzten Zeit einiges mitmachen müssen. Ein Dämon hatte sie in ihrem eigenen Haus angegriffen, sie hatte erfahren müssen, dass eben jene Dämonen existierten und dass ihr Sohn jenen Geschöpfen näher stand, als es ihm selber lieb sein konnte.

„Ich hab es schon zugemacht," rief er daher lediglich. „Ich leg mich gleich hin...."

Aber diese letzte Bemerkung war ein Fehler, denn seine Mutter betrat kurz darauf sein Zimmer und schaute ihn beunruhigt an. „Geht es dir nicht gut? Hast du noch Schmerzen?".

„Alles in Ordnung", versuchte Dominik seine Mutter abzuwehren. Ihn stand jetzt bei weitem nicht der Sinn nach Fragen und besorgten und - auch – vorwurfsvollen Blicken.

Dämonische Statuen - RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt