Kapitel 44
Auch jetzt, als er im Garten seines Hauses stand, dachte Gerd an das, was seinen Opa so mit Schrecken erfüllt hatte und was er, Gerd, damals nicht hatte glauben wollen.
Er hielt in jeder Hand eine kleine schwarze, ungefähr zehn Zentimeter große Figur, oder besser gesagt, jeweils die Hälfte einer Figur. Jede Hälfte bestand aus einem halben wolfsartigen Wesen, das, vollkommen unpassend für einen Wolf, jeweils einen Flügel besaß.
Gerd wusste, was er tun musste. Er musste die kleine Figur zusammensetzen.....
Er erinnerte sich noch gut an die Worte seines Opas, als Gerd ihn, ein paar Wochen vor seinem Tod, in seiner Wohnung besucht hatte.
Damals, im Frühjahr 1994, Gerd war siebzehn Jahre alt, hatte er den Großvater aufgesucht. Dieser hatte ihm, seinem einzigen Enkel, etwas mitteilen wollen.
„Vielleicht hat er ja noch irgendwo ein Sparbuch," dachte Gerd und hatte seiner Mutter gegenüber, der einzigen Tochter des Großvaters, sogar etwas derartiges erwähnt.
Seine Mutter Helga warf ihm daraufhin einen bösen Blick zu. „Wie redest du über Opa? Es geht ihm doch so schlecht! Also besuch ihn und benimm dich. Und bettel ihn bloß nicht wieder um Geld an!"
Gerd hatte ein wenig peinlich berührt zu Boden geschaut und war dann aufgebrochen, um Opa Heinrich aufzusuchen.
Der alte Mann, er war damals achtzig Jahre alt gewesen, hatte ihm nicht mehr selber die Tür öffnen können. Gerd hatte den Zweitschlüssel, den seine Mutter besaß, benutzt und saß seinem Großvater kurz darauf im Wohnzimmer gegenüber.
Angewidert starrte Gerd auf die schmutzigen Tassen auf dem Tisch und irgendwie roch es in dem ungelüfteten Raum mit den wegen der sommerlichen Hitze heruntergelassenen Rollos nach Krankheit und irgendwie nach Tod.
Zumindest stellte Gerd sich den Geruch des Todes so vor.
Opa Heinrich litt an Krebs und seine Zeit neigte sich wohl wirklich dem Ende zu. Zumindest hatten dies, laut Gerds Mutter, die Ärzte gesagt.
„Wie geht es dir?", erkundigte Gerd sich und schluckte seinen Ekel vor dem Geruch herunter.
Er hatte als Antwort mit irgendwelchen Floskeln gerechnet, aber stattdessen lachte Heinrich spöttisch auf.
„Was glaubst du denn, wie es mir geht? Die Tumore in meinem Körper bereiten mir Schmerzen, die Medikamente helfen nicht allzu viel, hier drinnen ist es viel zu heiß, ich kann nur mit Mühe und mit Hilfe der Dame vom Pflegedienst auf die Toilette gehen und es stinkt! Meine Verletzung aus dem Krieg, mein steifes Bein, ist in den vergangenen fünfzig Jahren auch nicht besser geworden. Die Tassen müssten auch einmal gespült werden....also, wie soll es mir schon gehen?"
Gerd war zusammen gezuckt. Mit einer so ehrlichen Antwort hatte er wirklich nicht gerechnet.
„Äh...dir geht es....scheiße....," sagte er und Heinrich nickt. „Das trifft es ziemlich genau. Du bist ein kluger Junge! Kein Wunder, dass du Abitur machen wirst. Du bist nicht so wie dein Vater, der deine Mutter hat sitzen lassen. Dummer Kerl war das. Immerhin hat er Unterhalt gezahlt, wenn er es konnte. Werde nicht wie er. Such dir einen guten Beruf!"
Gerd nickte und sein Opa beugte sich plötzlich vor und umfasste seine Hand. „Ich muss dir etwas geben! Etwas Wichtiges! Und du bist klug...ein guter Schüler....ich hoffe, dass du auch weise bist...und gut damit umgehst. Verantwortungsvoll.."
Gerd schaute bescheiden zu Boden. Sicherlich wollte der Opa ihm nun sein Bargeld anvertrauen und er freute sich sogar darüber. Ein allzu herzliches Verhältnis hatte er zu seinem Opa nie aufbauen können, seine vor drei Jahren verstorbene Oma Gertrud hatte ihm weitaus näher gestanden.
Auch seine Mutter hatte sich mit der Großmutter stets besser verstanden als mit ihrem Vater, der sie stets für dumm gehalten hatte, weil sie einst auf einen seiner Meinung nach nichtsnutzigen Mann hereingefallen war, der ihr ein Kind angehängt hatte.
„Opa, das ist doch nicht nötig...und sollte Mama es nicht bekommen? Sie ist doch die Tochter....", sagte er und tat bescheiden, während er innerlich jubelte.
Aber Heinrich lachte erneut. „Ich will dir kein Geld hinterlassen. Ich habe nicht viel. Das meiste vermache ich der Dame vom Pflegedienst, die kümmert sich wirklich gut um mich und ist sich zu nichts zu schade. Mein Testament liegt schon beim Notar. Deine Mutter bekommt natürlich den Anteil, der ihr zusteht und den Schmuck deiner Oma, aber viel ist das nicht. Reich wird davon niemand werden...."
Gerd widerstand dem Drang, verärgert aufzustehen. Warum war der Opa so gehässig?
Heinrich lachte verbittert auf. „Ich bin nicht bösartig, aber ich habe mir immer gesagt, dass derjenige, der mich in den letzten Tagen pflegt, das meiste bekommt. Auch wenn es, wie gesagt, nicht viel ist. Die Dame vom Pflegedienst bekommt vielleicht 3000,00 DM und das alte Kaffeeservice, das damals versteigert wurde, als der Haushalt von dem Herrn Jakob Goldenstein aufgelöst wurde. Damals, 1937. Er ist nach Amerika gegangen, gerade noch rechtzeitig, aber er durfte seine Wertgegenstände nicht mitnehmen.....die Dame weiß nicht, woher es stammt. Ist auch besser so, denn sie ist ein guter Mensch. Im Gegensatz zu mir!"
Gerd schluckte. Auf das Kaffeeservice war er wirklich nicht sonderlich scharf gewesen.
Heinrich lachte freudlos. „Damals hab ich mich bereichert, ja. Und ich bin nicht stolz darauf. Aber das ist nicht das Schlimmste, was ich im Leben getan habe."
Gerd rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und am liebsten wäre er gegangen, aber der Opa hielt seinen Arm immer noch umklammert.
„Keine Angst, ich war kein Kriegsverbrecher oder etwas in der Art. Natürlich war ich im Krieg und während einem Kampf hab ich auch geschossen. Ich weiß nicht, ob ein anderer Soldat durch mich gestorben ist. Ich selber bin ja auch schon 1940 verwundet worden. Mein Bein war danach steif. Für mich war der Krieg zu Ende. Da war ich sechsundzwanzig.Aber das ist nicht das, was ich dir erzählen will."
Er ließ Gerd los. „Geh mal an den Nachtschrank im Schlafzimmer und mach die unterste Schublade auf. Ganz hinten, hinter meinen alten Büchern, liegt eine Schachtel. Bring sie mir!"
Gerd stand auf und betrat kurz darauf zögerlich das Schlafzimmer des Großvaters. Auch dort roch es nach Krankheit und er beeilte sich, den Wunsch des alten Mannes so schnell wie möglich zu erfüllen, denn auf dem Nachttisch lagen neben den dritten, schmuddeligen herausnehmbaren Zähnen des Großvaters auch gebrauchte Taschentücher.
Bald darauf hielt er die Schachtel in der Hand und der Großvater öffnete sie. Eine kleine Figur befand sich im Inneren und Gerd erkannte, dass es sich um eine Art Werwolf mit Flügeln handelt, auch wenn dies nicht ganz richtig war.
Es handelte sich lediglich um eine halbe Figur und als er sie in der Hand wog kam er zu dem Schluss, das sie aus Stein bestand.
„Was ist das? Wo ist die andere Hälfte?", fragte Gerd und Heinrich deutete auf den Wohnzimmerschrank.
„Auf dem Schrank liegt eine kleine Schachtel. Da befindet sich der andere Teil. Hol ihn, aber gib ihm mir! Nicht, dass du die beiden Teile am Ende noch zusammensetzt!"
Irgendwie klang die Stimme des alten Mannes wirr und Gerd wurde es zunehmend unbehaglicher zumute. Er hoffte, dass diese Figur irgendwie wertvoll war. Vielleicht wollte Opa sie ihm ja schenken und er konnte sie verkaufen? Schließlich wollte er seinen Führerschein machen und das kostete ja auch einiges.
Allzu viel verdiente seine Mutter leider nicht und mit einem großen Erbe des Großvaters war ja nun leider nicht mehr zu rechnen.
„Die besitzt keinen großen Wert, zumindest nicht in finanzieller Hinsicht," stellte Heinrich fest und Gerd zuckte zusammen. Konnte sein Opa zu allem Übel auch noch Gedanken lesen?
„Opa...was soll das denn sein?", fragte er daher, während er seinem Opa den Karton, den er mittlerweile vom Schrank geholt hatte, reichte. Heinrich öffnete den Deckel und nahm die andere Hälfte der Figur heraus.
„Niemals zusammen setzen," sagte Heinrich. „Das ist gefährlich. Ich werde dir jetzt auch erzählen, warum das gefährlich ist. Du musst die beiden Teile immer getrennt aufbewahren, verstanden?"
Gerd seufzte innerlich, wollte sich aber nicht mit dem alten Mann herumstreiten. Im Stillen dachte er daran, dass er den Besuch so schnell wie möglich beenden wollte.
„Gut, nicht zusammen bringen. Hab ich verstanden. Und warum nicht?", fragte er und Heinrich lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Dann erzähle ich dir jetzt einmal etwas aus meinem Leben. Es war damals, im Jahr 1931. Ich war siebzehn Jahre alt, so alt wie du jetzt. Und ich war verliebt. In ein Mädchen namens Margarethe. Sie war das hübscheste Mädchen im ganzen Viertel und ich sabberte beinahe, wenn ich sie sah."
Der Großvater lächelte und Gerd befürchtete beinahe, dass Heinrich auch jetzt, 63 Jahre später, noch sabbern würde.
Aber dann wurde der alte Mann ernst. „Aber sie hatte gar kein Interesse an mir. Ich nahm all meinen Mut zusammen und gestand ihr meine Liebe. Sie hat nicht einmal unfreundlich reagiert. Sie meinte nur, dass ich doch noch ein halbes Kind sei. Außerdem habe sie bereits einen Verlobten namens Carl. Der sei in ihrem Alter..."
„Wie alt war sie denn?", erkundigte sich Gerd und wurde nun ein klein wenig neugierig. Er wusste so gar nichts über das Leben seines Opas...
Heinrich zuckte die Achseln. „Sie war zweiundzwanzig. Also auch nicht so viel älter. Und vielleicht hätte ich ein paar Jahre später eine Chance bei ihr gehabt. Aber das ergab sich nicht mehr. Sie war so verliebt in ihren Carl....und ich in ihren Augen nur ein dummer Bengel, auch wenn sie mir das so nicht sagte. Sie blieb freundlich und ich war hinterher noch verliebter als vorher. Und gleichzeitig so enttäuscht...und dann war da dieser Trödelmarkt. Ich ging hin, um ihr ein Geschenk zu kaufen..."
Gerd fand, dass der Opa sich zum Narren gemacht hatte, konnte gleichzeitig aber auch dessen damalige Enttäuschung ansatzweise nachvollziehen. „Und, hast du die Statue gekauft? Die eine Hälfte für dich, die andere für sie?"
Heinrich schüttelte empört den Kopf. „Nein! Und nachdem ich wusste, was es war, hätte ich das niemals einem Mädchen geschenkt. Schon gar keinem, in das ich verliebt war! Aber ich erzähle dir, wie es weiterging."
„Na gut, meinetwegen, irgendwie komme ich wohl nicht mehr aus der Sache hier raus, bis er alles los geworden ist, was er erzählen will," dachte Gerd. „Was war mit der Figur?"
Der Großvater seufzte. „Ich habe sie auf dem Trödelmarkt gekauft. Eigentlich habe ich mich an einem Stand für eine Kette interessiert. Die wollte ich Margarethe schenken. Aber die Frau, die die Dinger verkaufte sagte, sie hätte etwas anderes für mich. Sie wolle es gerne los werden....sie mochte es nicht...es sei ihr unheimlich...."
„Naja, ein bisschen unheimlich sieht das Ding auch aus," gab Gerd zu und Heinrich nickte unglücklich.
„Sie verkaufte mir die Figur für einen Spottpreis, warum auch immer. Vielleicht wusste sie, was damit los war und wollte sie los werden. Immerhin warnte sie mich davor, die Teile zusammen zu setzen. Natürlich habe ich mich nicht daran gehalten! Ich verließ also samt Kette und Figur den Trödelmarkt..."
Gerd wollte nun wissen, worauf der Großvater eigentlich hinaus wollte. „Was passierte denn dann? Wann hast du sie zusammen gesetzt?"
Heinrich seufzte erneut und rutschte in seinem Sessel hin und her. „Mein Rücken tut weh," klagte er, fuhr dann aber mit seiner Geschichte fort. „Ich setzte die Statue zuhause zusammen, aber es passierte zunächst gar nichts. Ich stellte sie statt dessen auf meinen Schreibtisch. Aber nach Mitternacht....geschah es dann...."
„Was denn?", hackte Gerd nach. „Was geschah?"
„Die Statue wuchs. In Sekundenschnelle. Sie war größer als ich und sah mich aus roten Augen an. Es war so unheimlich....", klagte Heinrich unglücklich. „Es war schrecklich. Dann sagte das Ding, das es eine Seele brauche und dass ich ihm sagen solle, welche er holen dürfe...."
Nun war Gerd davon überzeugt, dass sein Opa auf dem besten Wege war, dement zu werden, aber noch ehe er reagieren konnte schnellte Heinrichs Hand erneut hervor und hielt seinen Arm fest. „Ich hatte Angst! Todesangst. Aber ich sah auch eine Chance. Ich sagte ihm, dass er die Seele von Carl Seeger holen solle. So hieß Margarethes Verlobter. Dabei dachte ich an Carl....ein junger Arbeiter....ein netter Kerl....und die Statue....sprang aus dem offenen Fenster und flog davon.....sie flog einfach davon...."
Gerd schluckte schwer. Er zweifelte am Verstand des Großvaters. So was war doch nicht normal....trotzdem fand er es auch interessant.
„Und dann....?", fragte Gerd und Heinrich schüttelte den Kopf, ehe er mühsam weitersprach. „Ich...konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Ich wollte meinen Eltern, deinen Urgroßeltern und deinem Großonkel Herbert davon erzählen, aber wie sollte ich so was erklären? Die hätten mich doch für verrückt gehalten..."
„So wie ich," dachte Gerd ein wenig säuerlich, während Heinrich weitersprach. „Die Statue kehrte eine halbe Stunde später zurück und dankte mir, ehe sie zusammenschrumpfte und wieder in zwei Teile zerfiel...."
„Und hat sie die Seele von diesemCarl Wieauchimme geholt?", erkundigte sich Gerd.
Heinrich warf dem Enkel einen ärgerlichen Blick zu. „Carl Seeger! Ein bisschen Respekt bitte! Er starb. Man fand ihn am nächsten Morgen tot vor dem Fabrikgebäude, in dem er arbeitete. Man ging von Herzversagen aus, obwohl er noch so jung war...."
„Na ja, aber dein Weg zu Margarethe war doch jetzt frei, oder?", erkundigte sich Gerd, der die Geschichte nach wie vor nicht glaubte ein wenig spöttisch.
Aber Heinrich nahm den spöttischen Tonfall nicht wahr. Vielleicht ignorierte er ihn auch bewusst.
„Bist du verrückt?", fragte er in aufbrausendem Ton. „Ich hätte es niemals mehr gewagt, Margarethe unter die Augen zu treten. Ich hätte ihr doch nicht den Hof machen können, so nannte man das damals, während ich für den Tod ihres Verlobten verantwortlich war! Es war nicht anders, als hätte ich ihn erschossen! Ich kam mir vor wie ein Mörder..."
„Die Figur war es doch...", murrte Gerd, aber Heinrich wollte davon nichts hören. „Die war nur das Werkzeug! Ich war es. Es war meine Schuld...und seitdem hab ich das Ding nie mehr zusammen gesetzt. Ich wollte es sogar zerstören, aber das ging nicht."
Gerd sah den Großvater zweifelnd an. „Warum nicht?"
Heinrich seufzte. „Ich dachte auch, das ginge. Aber es funktionierte nicht. Ich nahm mir einen großen Vorschlaghammer meines Vaters und schlug auf die Hälften ein, aber es gab keinen einzigen Kratzer. Ich warf sie ins Feuer. Kein Erfolg.Ich vergrub die Hälften sogar getrennt am einen und am anderen Ende der Stadt. Aber am nächsten Morgen lagen sie auf meinem Tisch. Dann vergrub ich nur eine Hälfte...aber auch da erschien das Ding nach Mitternacht wie aus dem Nichts wieder bei mir. Anscheinend wird der Besitzer es nicht mehr los....dann verkaufte ich eine Hälfte. Aber auch da kam sie zurück...und ich hatte das Gefühl, dass die Figur allmählich böse auf mich wurde."
Der alte Mann beugte sich vor und stützte den Kopf in den Händen. „Man kann die Hälften auf Dauer nicht mehr als ungefähr zehn Meter voneinander trennen. Und ich gab es schließlich auf. Ich wollte auch nicht, dass sie in andere Hände geraten und noch einmal jemand sie zusammen setzt. Also habe ich die Hälften auch nie zusammen verschenkt oder verkauft. Das hätte mein Gewissen nicht zugelassen.."
„Naja, ein Heiliger warst du auch nicht immer! Du hast dieses Kaffeeservice ersteigert, obwohl du wahrscheinlich wusstest, wo es herkam. Dann hast du meine Oma einmal betrogen. Mama hat es erzählt. Und du warst dein Leben lang ein Geizhalz, meinen Vater hast du auch weg geekelt," dachte Gerd missmutig, während sein Opa auf die Statuen deutete. „Pass auf sie auf! Bewahre sie getrennt auf! Versprich es mir! Ich habe in meinem Leben vieles falsch gemacht, aber wenigstens das hab ich nach Carls Tod geschafft! Wenigstens das...."
Gerd versprach seinem Großvater alles, was dieser hören wollte. Er hatte keine Lust mehr, auch nur noch einen Augenblick länger in der Wohnung zu bleiben.
„Hast du keine Angst, dass die Dinger wieder bei dir auftauchen?", fragte er, während er, eine Figurenhälfte in jeder Hand haltend, aufstand.
Der alte Mann schüttelte den Kopf„Nein! Sie gehören jetzt dir! Du bist jetzt dafür verantwortlich...jedenfalls hoffe ich das....und ich weiß nicht, wem ich sie sonst geben soll. Du bist klüger als meine Tochter Helga.....deine Mutter ist eine gute Frau. Aber nicht so schlau. Und die Dame vom Pflegedienst...nun ja, ihr will ich das nicht antun. Sie ist immer so gut zu mir...."
Gerd verließ kopfschüttelnd den Raum, drehte sich an der Tür aber noch einmal um. „Sag mal, Opa, was wurde eigentlich aus Margarethe?"
Er verstand noch immer nicht, dass sein Großvater die Chance bei ihr nach Carls Tod nicht genutzt hatte. Schließlich war er den Nebenbuhler doch recht elegant losgeworden. Vorausgesetzt natürlich, die Geschichte entsprach der Wahrheit.
Traurig blickte der Großvater ihn an.„Margarethe? Die hat irgendwann, Ende der dreißiger Jahre, einen anderen Mann geheiratet und ist mit ihm weggezogen. Als sie geheiratet hat haben alle gesagt, dass es ein Wunder sei, dass sie nach dem Tod ihres ersten Verlobten noch einmal so einen guten Mann gefunden habe. Ich hab es ihr gegönnt. Der Neue brauchte ihr gegenüber kein schlechtes Gewissen zu haben. Und ich hab kurz nach meiner Verwundung im Krieg deine Oma Gertrud kennen gelernt und dann haben wir deine Mutter bekommen...leider ist sie nicht so klug wie du. Sie hat es nicht aufs Gymnasium geschafft....und sie und Gertrud wussten nichts von der Statue. Gertrud hatte einmal eine Hälfte in der Hand und fand sie scheußlich. Sie hat sie weggeworfen, aber sie kehrte ja zurück. Das hat Gertrud zum Glück nicht mitbekommen!".
Gerd beeilte sich, die Wohnung des Großvaters zu verlassen.
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Dämonische Statuen - Rache
Misterio / SuspensoDiese Geschichte bringt die verschiedenen Handlungsstränge aus Dämonische Statuen - Zwei Feinde und Dämonische Statuen - Jessicas Geschichte zusammen. Vier der Höllendämonen wurden bereits besiegt, aber die Dämonenjäger werden nach wie vor gefordert...