Kapitel 68

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Es geht weiter mit dem nächsten Kapitel. Was als nettes Gläserrücken zwischen vollgekifften und betrunkenen jungen Leuten begann, geht in eine Richtung, die alles andere als lustig ist.


Kapitel 68



Lucas und Meike beobachteten aus einiger Entfernung Klausi und Benny, die an der Tür eines Einfamilienhauses klingelten und dann schnell davon liefen.
„Das ist so blöd," sagte Lucas, an Meike gewandt. „Wird dir das nicht zu doof? Was ist überhaupt mit dir los?"

Sie griff nach seiner Hand, aber er zog sie fort.

„Ich sollte eher dich fragen, was mit dir eigentlich los ist," zischte sie ihn wütend an. „Den ganzen Abend über behandelst du mich schon wie Dreck. Wenn du in Wahrheit keine Lust auf die Party hast, dann hättest du ja zuhause bleiben können.

Lucas wurde ebenfalls wütend. Der ganze Abend war ein einziger Reinfall und jetzt begaben sie sich wahrscheinlich auch noch in Gefahr. Leider konnte er Meike davon nichts erzählen, denn trotz eigener, aber weitgehend verdrängter Erfahrungen, würde sie das meiste nicht glauben.

„Beim nächsten Mal bleibe ich auch zu Hause. Vielleicht sollten wir es auch ganz sein lassen. Das mit uns, meine ich...hat doch eh keinen Zweck. Geh doch zu deinem blöden Benny zurück, es merkt doch jeder Blinde, dass du nach wie vor auf ihn scharf bist."

Sie gab ihm eine Ohrfeige. Lucas rieb sich die Wange.

Dann wandte Meike sich schweigend ab und ging ein Stück auf Benny und Klausi zu, die ihr entgegen kamen.
„Ja, geh zu denen. Die passen viel besser zu dir," rief Lucas ihr nach.

In diesem Moment fragte er sich, was er jemals an ihr gefunden hatte, auch wenn es ihm leid tat, dass seine erste richtige Beziehung mit einem Mädchen gerade anscheinend ihr Ende fand. Das hatte er eigentlich nicht gewollt. War er vielleicht zu weit gegangen?

Benny und Klausi klatschten sich unterdessen mit der Hand ab und lachend kamen sie bei ihren Begleitern an. „Das macht Spaß! Klingelmäuschen."

Lucas nickte. „Ja, macht es. Wenn man gerade sechs geworden ist, dann ist es wirklich lustig!"

Meike sah ihn kopfschüttelnd an. „Jetzt sei nicht so ein Spielverderber. Hab doch mal ein bisschen Spaß. Aber du hast überhaupt keinen Humor mehr. Früher war es mit dir lustiger."

Ein Fenster wurde aufgerissen und ein Mann steckte den Kopf heraus. „Glaubt nicht, dass ich euch nicht sehe! Ich kenne dich, Klaus. Ich glaube, ich werde mal mit deinen Eltern sprechen. Oder ich rufe die Polizei! Alle zwei Tage dasselbe Theater! Wie alt bist du eigentlich?"

Lachend liefen Benny, Meike und Klausi, gefolgt von einem genervten Lucas, davon. Letzterer hoffte, dass der Mann nicht tatsächlich die Polizei rufen würde. Das wäre für seinen armen Vater wahrscheinlich zu viel des Guten.
„Dann gehen wir jetzt mal zu diesem komischen Stein," sagte Klausi mit einem Grinsen, als sie das Ende der Straße und damit beinahe schon das Ende des kleinen Ortes erreichten. „Kommt, es ist nicht weit. Nicht mal ein halber Kilometer."

„Gut," freute sich Benny und öffnete eine Bierdose, die er bereits die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte. „Dann gucken wir jetzt mal, ob wir da einen Geist oder einen Außerirdischen treffen. Vielleicht ist er ja blau, so wie die Wesen aus Avatar, diesem Film, der nächsten Monat startet."
Benny lachte. Allzu ernst nahm er die ganze Sache anscheinend nicht und auch Meike kicherte, als sie an Bennys Bierdose nippte.

Klausi hingegen schien ein wenig beleidigt zu sein. „Ihr seid doch blöd. Geht mal mit ein bisschen mehr Ernst an die Sache ran."

Meike hingegen wandte sich an Lucas und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Sollen wir in den Avatar-Film gehen? Ich will mal wieder ins Kino."

War dies ein Versöhnungsangebot? Lucas war nicht in der Stimmung, darauf einzugehen.

„Geh doch mit Benny ins Kino! Oder mit Benny und Klausi. Aber Klausi kapiert den Film wahrscheinlich nicht.", sagte er und Meike gab ihm einen Klaps gegen den Oberarm. „Dann eben nicht. Du bist blöd."

Benny grinste und legte einen Arm und Meike. Sie lächelte ihn an und schien tatsächlich darüber nachzudenken, mit ihm ins Kino zu gehen.

Lucas hingegen dachte ernsthaft darüber nach, Benny seine Faust ins Gesicht zu schlagen.

Aber hatte er sich einiges nicht selber zuzuschreiben? Hatte er nicht gerade erst seine Beziehung zu Meike in Frage gestellt? Konnte er ihr wirklich vorwerfen, dass sie auf Bennys Anäherungsversuche einging?

Andererseits hatte sie dies auch schon vorher getan.

Ein Feldweg führte zum Waldrand und dort hätte Lucas beinahe, trotz seines Ärgers mit Meike und seiner Sorge wegen einem möglichen Dämon, gelacht. Bei dem alten Stein handelte es sich tatsächlich um einen....Stein.

Genau genommen handelte es sich um einen etwa 2 Meter und vielleicht einen Meter breiten Felsen.
„Wenn das Ding ein bisschen dünner wäre, dann würde es wie einer von Obelix Hinkelsteinen aussehen," dachte Lucas grinsend.

„Wer von euch hat das Glas eben geschoben? Das ganze war ein Fake!", fragte er denn dann auch. „Das Teil wird doch bestimmt nichts damit zu tun haben, oder?"

Benny lachte ebenfalls und versetzte dem Felsen einen Fußtritt. „Klausi, du hast das Glas geschoben. Bestimmt."

„Ihr seid gekommen, zu viert," ertönte eine Stimme und Lucas blieb einen Augenblick stocksteif stehen, ehe er den Rucksack von seinen Schultern gleiten ließ und diesen dann öffnete, um nach dem Dolch zu suchen.

Anscheinend steckte doch weitaus mehr dahinter...

„Wer war das?", fragte Benny unterdessen und ging um den Stein herum, während Meike kicherte, aber Lucas bemerkte, dass sie sich nicht wirklich amüsierte.

Sie griff nach seiner Hand. Diese Mal zog er sie nicht zurück. „Vielleicht sollten wir wirklich gehen," sagte sie leise genug, damit Benny und Klausi es nicht mitanhörten.

Vor den beiden wollte sie offenbar nicht zugeben, dass es ihr unheimlich zumute war.

„Lauf weg!", zischte Lucas ihr zu. „Hör ausnahmsweise nicht auf die beiden Idioten und hau hier ab!"
Sie ließ seine Hand los und anscheinend schien sie zu begreifen, dass es ihm wirklich ernst war.


„Ich werde euch töten, zuerst dich, Klaus! Dann die anderen! Dank euch bin ich eine Stunde früher erwacht als gewöhnlich.", sagte die Stimme und Meike folgte dem Rat ihres Freundes und lief den Feldweg entlang, in Richtung Dorf.

Sie blickte zur Seite und glaubte kurz, eine Gestalt dort stehen zu sehen, war sich aber nicht sicher und lief weiter. Sie musste Hilfe holen. Wahrscheinlich befanden sich ihr Freund, Benny und Klausi in Gefahr.

Oder war dies alles ein makabrer Scherz? Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht!

„Ich muss Hilfe holen!", dachte sie verzweifelt. „Vielleicht läuft wirklich ein Irrer herum und schlachtet meine Freunde ab!"

Den Gedanken an etwas Übernatürliches verdrängte sie...

Klausi schrie und klammerte sich an Benny, als sich eine große dunkle Gestalt aus dem Felsen heraus löste und Lucas zog seinen Dolch aus dem Rucksack und ließ letzteren dann zu Boden fallen.

Benny warf zuerst Lucas und dann der Gestalt einen verwirrten Blick zu, während er versuchte, sich aus Klausis Umklammerung zu lösen.

Die Gestalt war vollkommen schwarz, Lucas konnte weder Gesichtszüge noch die üblichen roten Augen erkennen. Aber die Stimme klang so ähnlich wie die aller anderen Dämonen.
„Das Mädchen hole ich mir später. Sie wird zu mir zurück kehren", zischte das Wesen und griff nach Klausi, der, noch immer Benny umklammernd, ängstlich in die Richtung des Dämons starrte.

Unterdessen gelang es Benny, sich loszureißen und er lief davon, was dem Dämon ein Lachen entlockte. „Du wirst auch noch heute Nacht zu mir zurück kehren."

Lucas wäre Bennys Beispiel gerne gefolgt. Er wusste nicht, wie stark dieser Dämon war und er wusste auch, dass er kein wirklicher Dämonenjäger war wie Jonas, Felix oder einer der anderen. Vollkommen alleine hatte er noch nie eines der Wesen bekämpft, immer hatte er Unterstützung gehabt.

Einmal hatte er einen Dämon gemeinsam mit Sabrina, einer Freundin aus Schulzeiten, besiegt. Auch sie war keine Dämonenjägerin. Aber im Gegensatz zu Benny und Klausi war Sabrina zum einen mutiger und vor allem klüger gewesen.

Aber als der Dämon Klausi zu Boden stieß und sich dann über ihn beugte, überwand Lucas seine Zweifel und lief auf den Dämon zu, der ihn nicht einmal zu beachten schien.
Er schlug mit seinem Dolch auf den Nacken des Wesens ein und wollte es auf diese Weise enthaupten.

Aber der Dämon drehte sich ruckartig um,fing seinen Arm ab und verdrehte diesen schmerzhaft.

Lucas konnte den Dolch nicht mehr festhalten und ließ ihn los.

„Glaubst du, ich hätte dich nicht bemerkt?", fragte das Wesen und nun erschienen rot leuchtende Augen in dem schattenhaften Gesicht. „Ich werde euch beide töten. Und dann hole ich mir die anderen drei..."

„Bitte nicht," wimmerte Klausi und wollte davon kriechen, aber der Dämon stellte einen seiner Füße auf Klausis Bein und hinderte ihn so an der Flucht. Der Dämon legte die Hand auf Klausis Brust und dieser schrie gequält auf, als seine Seele aus ihm heraus gerissen wurde.

Dann riss er Lucas an seinem Arm zu Boden, aber dieser tastete mit seiner freien Hand nach seinem Dolch und schlug zu, so schnell er konnte.
Er traf den Unterarm des Dämons und trennte diesen ab. Dadurch wurde sein eigener Arm wieder frei.

„Das wird dir leid tun," sagte der Dämon, während Lucas von ihm weg kroch und aufstand. Aber der Dämon war schneller als er und er erhielt einen Schlag ins Gesicht. Er spürte, dass Blut aus seiner Nase floss. Er hoffte inständig, dass sie nicht gebrochen war.

Mit diesem Dämon hatte er sich alleine anscheinend übernommen.

Aber dann schrie der Dämon gequält auf, als sein anderer Unterarm vom Körper getrennt wurde. Überrascht sah Lucas, dass ihm jemand zur Hilfe gekommen war.

Eine dunkel gekleidete Person, die eine Waffe, die wie ein längeres Messer aussah, in der Hand hielt, hatte den Dämon offenbar angegriffen.

Das Wesen konzentrierte sich nun auf den weiteren Angreifer und achtete nicht mehr auf Lucas.

Er ignorierte die Schmerzen an seiner Nase und wollte den anderen unterstützen, aber dieser stieß ihn unsanft zur Seite und zog ein weiteres Messer hervor. Er warf sich auf den Dämon und beide stürzten zu Boden.

Dann saß der Dämonenjäger, denn so etwas musste er sein, auf dem Wesen, setzte seine Messer an jeweils einer Halsseite des Wesens an und trennte so den Kopf ab.

Er stand auf, während einige blauweiße Lichter aufstiegen. Wahrscheinlich war auch die Seele von Klausi dabei.

Auch wenn ein solcher Gedanke boshaft und nicht angebracht war, fragte Lucas sich, ob Klausi wohl klug genug war, in die richtige Richtung zu schweben...

Lucas stand mit wackeligen Beinen auf und fasste sich an die Nase. Sie blutete noch immer. Aber wenigstens war er noch am Leben. Dies hatte er dem Dämonenjäger zu verdanken. Der andere war ein wenig kleiner als er und trug eine dunkle Hose und einen dunklen Kapuzenpulli. Lucas konnte das Gesicht des anderen nicht erkennen, der er mit dem Rücken zu ihm stand.

Der andere sagte etwas. Die Stimme war eindeutig männlich, also handelte es sich nicht um eine Dämonenjägerin sondern um einen männlichen Vertreter dieser Zunft. Aber Lucas verstand die Worte nicht. Sie klangen zwar irgendwie vertraut, aber entweder sprach der Fremde einen Dialekt oder sogar eine gänzlich fremde Sprache. Er verstand lediglich ein Wort, dass so ähnlich wie „Dämonenhelfer" klang...

Lucas ging auf den Dämonenjäger, der ihm zur Hilfe gekommen war, zu und wollte sich bei ihm bedanken, auch wenn dieser ihn zur Seite gestoßen hatte.

Für Klausi war leider jede Hilfe zu spät gekommen. Auch wenn er den anderen nicht gemocht hatte, hatte Lucas ihm trotzdem nicht den Tod gewünscht. Er wusste auch nicht, was Klausis Tod jetzt nach sich ziehen würde.
Wahrscheinlich würden er, Meike und Benny der Polizei einiges erklären müssen, auch wenn die Todesursache wahrscheinlich Herzstillstand aufgrund von Drogenmissbrauch oder irgendetwas in der Richtung lauten würde.

Lucas dachte mit Schrecken daran, wie sehr sich sein Vater aufregen würde. Da er minderjährig war, würde man Georg informieren. Dabei ging es ihm nicht gut...

Lucas machte sich auf der einen Seite Sorgen wegen dem Ärger, den er bekommen würde. Aber würde Georg nicht sogar verstehen, dass Lucas mit Meike zu der Party gegangen war? Dies hatte er ja offiziell und nicht heimlich getan. Dass er sie dann vor dem Dämon beschützen wollte, konnte Georg ihm doch nicht wirklich übel nehmen, oder?
Zum Glück konnte er die Wahrheit sagen, was den Dämon anging. Aber dass Drogen im Spiel gewesen waren, auch wenn er keine genommen hatten, machte ihm beinahe noch mehr Sorgen.

„Hoffentlich bekommt er keinen Herzinfarkt," dachte Lucas und griff nach dem Arm des Dämonenjägers.
„Danke für deine Hilf...", sagte er, aber seine Worte brachen ab, als der Dämonenjäger sich ruckartig umdrehte und ihm sein langes Messer zwischen die Rippen stieß.

Der Fremde sagte noch einmal dieses Wort, dass so ähnlich und doch nicht genauso wie „Dämonenhelfer" klang und er spürte, wie der andere seine Waffe wieder aus seinem Körper zog.

Er versuchte sich mit den Händen abzustützen, als er zu Boden stürzte, stieß sich dabei aber schmerzhaft seinen Arm. Er versuchte, sich hinzusetzten und sah sich nach dem Dämonenjäger um.

„Warum hat er das getan," dachte Lucas und drückte seine Hand auf seine Seite. Es tat abscheulich weh und ihm wurde schwindelig. Er wusste auch nicht, was er jetzt tun sollte. Sollte er sich hinlegen und auf Hilfe warten? Sich setzen? Oder versuchen, ins Dorf zu gehen?

Er blickte auf. Würde ihn der Dämonenjäger erneut angreifen? Aber von dem Fremden war weit und breit nichts zu sehen.

Er zog seine Hand fort und sah das ganze Blut.

Lucas fragte sich, wie er seinem Vater das erklären sollte.


Hinweis
Der Avatar startete im Dezember 2009. Und in dieser Geschichte befinden wir uns noch im November 2009. Irgendwie hinkt sie zeitlich hinterher. Ich wollte diese zeitliche Kontinuität beibehalten.


Dämonische Statuen - RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt