Kapitel 27

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  Dennis setzte sich kerzengerade im Bett auf und sein Blick fiel auf die Leuchtzahlen seines Weckers auf dem Nachttisch.

„Fünf Uhr morgens und es ist noch stockdunkel," dachte er und schwang die Beine aus dem Bett. Er hatte gehört, dass Jonas und Lucas zurück gekehrt waren und wusste nicht, ob sie Erfolg gehabt hatten.
Schnell zog er sich einen dicken Pullover und eine Jogginghose an und warf seiner Frau einen schuldbewussten Blick zu.

Sein schlechtes Gewissen machte ihm zu schaffen und er hatte die gesamte Nacht über mit sich gehadert. Nicht nur sein schlechter Gesundheitszustand hatte ihn am Abend zuvor davon abgehalten, sich zu den anderen zu gesellen.

Er konnte ihnen einfach nicht unter die Augen treten und er wusste, dass er die Sache möglichst beenden musste.

Dennis schlich in den Flur und zögerte einen Augenblick, ehe er nach Jonas'Jacke, die an der Garderobe hing, griff.
Er wühlte zuerst in der einen und dann in der anderen Jackentasche, ehe er den Autoschlüssel des Dämonenjägers in der Hand hielt.
„Sehr gut," dachte er und schlich sich, seinen eigenen Hausschlüssel dieses Mal mitnehmend, aus der Wohnung.

Erst draußen zog er sich schnell seine bequemsten Schuhe an und dann schlich er auf leisen Sohlen durch das Treppenhaus.

Kurz darauf öffnete Dennis den Kofferraum von Julias und Jonas Auto und atmete erleichtert auf. Tatsächlich hatten Jonas und sein Bruder ihre Waffen nach ihrer Nachtwache dort untergebracht. Er griff nach Jonas Schwert und verschloss den Kofferraum wieder.

Während er den Deckel des Kofferraums schloss zweifelte Dennis daran, ob sein Entschluss richtig war. Viellicht war es besser, wieder ins Haus zu gehen und sich gemeinsam mit den anderen einen besseren Plan auszudenken?
„Jeder Plan ist besser als der, dass ich jetzt in den Park gehe und gegen das Ding kämpfe," sagte er sich, als der Drang, in eben jenen Park zu gehen, fast unerträglich wurde.

Rief sie ihn? Carolina.....

Aber wenn er sie traf war das Schwert doch eigentlich überflüssig, oder? Schließlich hegte sie doch sehr starke Gefühle für ihn und er für sie, oder?

Dennis öffnete den Kofferraum und legte das Schwert wieder hinein. Dann machte er sich auf den Weg in den Park.

Ein Auto fuhr an ihm vorbei, aber er achtete nicht weiter darauf. Wahrscheinlich war es irgendein Nachbar auf dem Weg zur Arbeit. Einige mussten ja auch Sonntags arbeiten.

Sie wartete bereits am Tor des Parks auf ihn und er fand, dass sie noch viel schöner war als bei ihrer letzten Begegnung.
„Dennis! Ich habe schon auf dich gewartet. Aber es ist schon gut, dass du erst jetzt kommst! Da waren so schreckliche junge Männer! Die wollten mir weh tun!", sagte sie und er legte beschützend die Arme um sie.

„Du brauchst keine Angst zu haben," sagte er und jeder Gedanke an Britta war verschwunden.

Es gab jetzt nur noch Carolina für ihn und als sie ihn küsste spürte er, dass er wackelig auf den Beinen wurde.
„Wir setzen uns besser ins Gras," schlug sie vor und bald darauf lagen sie nebeneinander auf der Wiese und sie schob ihre Hand unter seinen Pullover.

Ihre Berührung war kalt. Als würde ein Stein ihn berühren, aber das bildete er sich sicherlich nur ein und dann wurde ihre Hand warm und er schloss die Augen und genoss ihre Berührungen....




Gegen sieben Uhr morgens schlich sich Dennis müde und erschöpft in die Wohnung zurück. Er fühlte sich noch elender als vor seinem Aufbruch zwei Stunden zuvor und jetzt zeigte auch das neu besorgte Eisenkraut wieder seine Wirkung.

„Warum hab ich das gemacht?", fragte er sich, während er den Schlüssel zurück in Jonas Jacke stopft. „Warum nur?", dachte er und bemerkte nicht, dass jemand seine Abwesenheit mitbekommen hatte....

Während Dennis ins Bett zurückkehrte fügten sich für Jonas einige Puzzleteile zusammen. Er hatte es nicht bemerkt, dass Dennis die Wohnung verlassen hatte, aber seine Rückkehr hatte er mitbekommen.
Durch den Türspalt hatte Jonas beobachtet, wie Dennis den Schlüssel zurück in die Jacke steckte. Was hatte er damit gemacht?

Aber mehr noch als die Tatsache, dass Dennis seine Sachen durchwühlt hatte beunruhigte Jonas die Tatsache, dass der junge Familienvater sich an der Wand abstützte, als er langsam in sein Schlafzimmer schlich.

„Sie hat ihn zu sich gerufen. Vielleicht ist er auch von sich aus gegangen. So ganz blicke ich da noch nicht durch. Irgendwie saugt sie ihm Energie ab. Ich hätte doch länger im Park bleiben sollen," dachte Jonas und hätte am liebsten mit der Faust gegen die Wand geschlagen.

Aber in der nächsten Nacht würde er mit der Statue abrechnen und für Dennis wurde es allem Anschein nach auch höchste Zeit.
„Ich werde mich verstecken, aber weder Dennis noch Britta etwas davon erzählen. Dieses Mal halte ich mehr Abstand und wenn er dann zu ihr geht schlage ich zu," beschloss Jonas, auch wenn dieser Plan für Dennis alles andere als ungefährlich war.

„Ich muss schnell sein, wenn es soweit ist," dachte er.




Julia war erleichtert, als sie am spätem Vormittag zuhause auf ihr eigenes Bett fiel. Die Nacht auf Brittas Sofa war doch ein wenig unbequem gewesen.

Julia gefiel die Vorstellung, dass Jonas erneut eine Nacht im Park verbringen wollte ganz und gar nicht.
„Das hat doch beim ersten Mal nicht funktioniert! Die Statue ist nicht lebendig geworden," gab sie zu bedenken, aber diesen Einwand ließ Jonas nicht gelten.
„Sie hat uns bemerkt und sie hat wahrscheinlich auch gewusst oder geahnt, was wir vorhaben. Da hat sie es vorgezogen, nicht zum Leben zu erwachen. Vielleicht wird sie auch nicht jede Nacht lebendig, sondern nur zu bestimmten Zeiten. Ich werde es noch mal versuchen. Vielleicht habe ich diese Nacht ja mehr Glück."

Den Umstand, dass Dennis ihm gewissermaßen als Köder diente, ließ er lieber unerwähnt.

„Wirst du wieder bei Britta und Dennis übernachten?", fragte Julia und diesen Zahn musste Jonas ihr so schnell wie möglich ziehen.
„Nein, und bitte erwähne es auch nicht, falls du noch mal mit Britta telefonierst. Vielleicht hört die Statue ja mittlerweile die gesamte Nachbarschaft ab...," sagte er und fügte für sich in Gedanken hinzu: „Und vor allem sollte Dennis nichts davon mitbekommen!"

„Soll ich mitkommen?", fragte Julia. „Es gefällt mir nicht sonderlich..."

Jonas versuchte seine Frau ein wenig zu beruhigen. „Bleib zuhause. Es ist nicht die erste Statue und ich glaube, sie ist bei weitem nicht die gefährlichste. Ich rufe dich auch an, sobald die ganze Sache überstanden ist!"

„Es gefällt mir trotzdem nicht," murmelte Julia.  


Dämonische Statuen - RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt