An diesem Abend öffnete Julia eine Flasche Sekt und schenkte sich und Jonas ein Glas ein.
„Also feiern müssen wir das Urteil eigentlich nicht...", wandte er ein, aber sie war da gänzlich anderer Ansicht.
„Ich feiere auch nicht, dass wir unseres armes Sparschweinchen schlachten müssen, damit du deine Geldstrafe zahlen kannst. Ich feiere, dass ich jetzt endlich mal wieder ruhig schlafen kann, ohne mir darüber Gedanken zu machen, ob ich dich demnächst im Knast besuchen muss."
Dies sah Jonas durchaus ein. „Na gut, dann trinken wir jetzt diesen Sekt und noch einmal, es tut mir leid, wie es gelaufen ist."
„Nun ja, du hast dich ja auch bei den armen Leuten entschuldigt.Und wir haben es jetzt auch oft genug durchgekaut."
Doch dann dachte Julia an ihren Schwiegervater und ihre eigentlich recht gute Stimmung verflog ein wenig. Hoffentlich ging es Georg bald besser und hoffentlich regte sein jüngerer Sohn ihn nicht zu sehr auf....
"Ich hatte Angst, dass die Schnickse beim Prozess auftaucht...", wollte sie sagen.
Aber dann begann Jonas damit, ihre Schultern zu massieren und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wenigstens zwischen ihnen war alles gut.
"Vielleicht sollten wir uns mit dem Sekt beeilen und dann einen Raumwechsel ins Schlafzimmer vornehmen?", fragte sie und ihre Laune stieg beträchtlich, da Jonas eine Hand unter ihren Pullover schob und dies ebenfalls für eine sehr gute Idee zu halten schien.
Bald darauf waren ihre Sorgen über ihr Sparschwein, den Schwiegervater und eventuelle Knastbesuche verschwunden.
An Wanda Schnickse verschwendete sie erst recht keinen Gedanken mehr.
Georg schloss ein wenig lauter als es notwendig gewesen wäre die Zimmertür seines Sohnes. Er widerstand dem Drang, sich an die Brust zu fassen. So schlimm und erschütternd war das Gespräch mit Lucas schließlich auch nicht verlaufen. Seine leichten Herzstiche bildete er sich wahrscheinlich nur ein.
Und war es nicht verständlich, dass Lucas unfreundlich reagiert hatte? Schließlich hatte Georg ihn direkt gefragt, ob er mittlerweile regelmäßig irgendwelche Drogen nehmen würde.
Dabei hatte er sich doch vorgenommen, einfühlsam und freundlich auf seinen Sohn einzugehen.
Zumindest der Wortlaut des Gesprächs hatte ihn ein klein wenig beruhigt. Nein, Lucas nahm keine Drogen. Er rauchte kein Haschisch und hatte auch sonst noch nie etwas mit Dingen dieser Art zu tun gehabt. Seine Freundin Meike auch nicht.
Aber leider gab esBenny, Meikes Ex-Freund. Und einer seiner Kumpel rauchte regelmäßig merkwürdige Zigaretten, die wohl keine normalen Zigaretten waren. Laut Lucas stank Bennys ganzes Auto danach, wenn der Typ mitfuhr.
Herzstiche machten sich erneut bemerkbar und Georg wurde sich bewusst, dass sich, als er Lucas gegenüber seinem Ärger Luft machte, lediglich ein Ventil geöffnet hatte.
Irgendwo musste er seinen Stress ja abladen, und da war ihm im Grunde genommen die stinkende Jacke seines Sohnes gerade recht gekommen. Und es war doch auch nicht wirklich gesund, das Zeug einzuatmen, oder? Darüber schien sich Lucas auch keine Gedanken zu machen.
„Ich muss mich hinlegen," dachte Georg. „Vielleicht sieht die Welt morgen früh schon wieder ein bisschen anders aus und wir können noch mal in Ruhe darüber reden."
Georg hatte seinem jüngeren Sohn nichts über seinen derzeitig ein wenig oder laut seinem Arzt ein wenig mehr angegriffenen Gesundheitszustand erzählt. Damit wollte er den Jungen nun wirklich nicht belasten. Er war nicht so wie Hedwig, die stets, wenn sie sich über Jonas geärgert hatte, Kopfschmerzen bekommen und diese auch für alle bemerkbar ausgelebt hatte.
Als kleiner Junge hatte Jonas sich durchaus Sorgen gemacht, dass seine Mama wegen ihm krank werden könnte, später hatte er nicht mehr darauf reagiert.
Nein, so war er nicht, obwohl er seinen jüngsten Sohn doch mittleriweile so gut kannte, dass er wusste, dass dieser auf ein „Fahr nicht mehr mit diesen Typen durch die Gegend! Sonst kriege ich einen Herzinfarkt, der Arzt hat gesagt, ich muss mich schonen", durchaus reagieren würde. Nein, kalt lassen würde Lucas ein solcher Vorhalt nicht.
Aber was war auf Dauer dadurch gewonnen?
Lucas nahm die stinkende Jacke und warf sie wütend in die Zimmerecke. Das blöde Ding stank wirklich zum Gotterbarmen und er konnte sogar nachvollziehen, dass sein Vater auf dumme Gedanken kam.
Am frühen Abend hatte Benny zuerst seinen miefenden Kumpel, dann Meike und schließlich ihn zuhause abgesetzt.
Er hatte sich selber über den kiffenden Beifahrer geärgert, aber sollte er der Spielverderber sein, der sich beschwerte? Das hatte dann Meike übernommen, die wütend. „Ich kotz gleich! Mach wenigstens das Fenster auf!", gesagt hatte.
Das hatte ihr von Bennys Seite ein verächtliches „Baby! Können die Kleinen auf den Kindersitzen mal bitte ruhig sein?", eingebracht.
Der Beifahrer, Klausi oder Karli oder so ähnlich hieß er, hatte dement gelacht und irgend etwas vor sich hingefaselt. Dann hatte er noch an seiner Bierdose genippt, dabei aber die Hälfte des Inhalts über seinen eigenen Klamotten vergossen.
Dies wiederum hatte ihm ein fast schon weinerlich klingendes „Meine Sitze! Mein Vater bringt mich um!", von Benny eingebracht.
„Ich denke, der Wagen gehört dir!", stellte Lucas darauf spöttisch fest, während Meike tatsächlich kicherte. Irgendwie schien sie die Situation mittlerweile komisch zu finden. Oder stieg ihr das im Auto verqualmte Hasch zu Kopfe?
Benniy war eine Antwort schuldig geblieben, denn als er an einer Ampel hielt, stoppte im Gegenverkehr ein Polizeiwagen.
Aber offenbar hatten die es nicht auf Benny und seinen Wagen und seine Mitfahrer abgesehen.
„Verhaltet euch so normal wie möglich!", zischte Benny. „Nicht, dass sie uns anhalten und ich noch den ganzen Ärger kriege!"
„Sag das mit dem Ärger normal lieber dem Kiffer da vorne," antwortete Lucas und in seiner Nervosität würgte Benni nun auch noch den Wagen ab, als die Ampel wieder auf Grün wechselte.
„Mist! Das ist mir seit der ersten Fahrstunde nicht mehr passiert!", klagte er, aber der Polizeiwagen fuhr bereits an ihnen vorbei.
Anscheinend war es ihnen gelungen, keinen Verdacht zu erwecken.
„Und natürlich denkt mein Vater jetzt, dass ich kiffe oder irgendwelche Pillen einwerfe!", murrte Lucas. Am liebsten hätte er ein paar Klamotten zusammen gepackt und die Wohnung verlassen. Anscheinend passte seinem Vater im Moment sowieso nichts....
Er bückte sich und wollte einen unordentlich unter das Bett gestopften Rucksack hervor holen, besann sich dann aber eines besseren.
Wie alt war er eigentlich? Dreizehn?
Er war siebzehn! Ein wenig zu alt, um wie ein beleidigtes pubertierendes Kind davon zu laufen. Kein Wunder, dass sein Vater ihn wohl auch irgendwie als etwas derartiges ansah.
„Ich rede morgen noch mal in Ruhe mit ihm," sagte er sich und ließ sich auf sein Bett sinken.
Auch ihm war es schließlich nicht entgangen, dass Georg im Augenblick unter ziemlichem Stress stand. Dann kam da noch Jonas' Prozess und seine miefenden Klamotten hinzu.
„Ich rede mit ihm!", sagte Lucas sich und beschloss, den Kontakt zu Meikes dämlichem Ex-Freund und dessen noch dämlicheren Kumpels einzustellen oder zumindest drastisch herunter zu schrauben. Er machte den ganzen Mist mit den Typen sowieso nur Meike zuliebe mit und fragte sich erneut, ob sie im Grunde immer noch etwas von Benny wollte.
Irgendwie lief die Beziehung zu ihr nicht so wirklich rund und vielleicht sollte er auch mit ihr reden?
Aber vielleicht trennte sie sich, wenn er ihr klipp und klar sagte, was er wirklich von Benny und dessen Freunden hielt und keine Lust mehr hatte, etwas mit ihnen zu unternehmen.
In der nächsten Woche fand irgendwo in irgendeinem Kaff in der Eifel eine Party im Keller eines Kumpels von Karliklausi statt und er hatte Benny, Meike und Lucas dazu eingeladen. Dabei hatte er dämlich gegrinst und Lucas dachte bei sich, dass es nicht das schlechteste wäre, mit einer kugelsicheren Weste und schwer bewaffnet dorthin zu gehen.
Bestimmt gab es dort nicht nur Cola und gewöhnliches Bier.
Vielleicht beschworen die im Suff auch noch Dämonen? Vielleicht wollte Klausikarli Meike, Benny und ihn diesen Dämonen opfern? Auszuschließen war das schließlich nicht, dazu hatte er bereits schon zu viel erlebt.
Nicht wirklich wahrscheinlich, aber auch nicht ganz ausgeschlossen.
Lucas wollte nicht dorthin hingehen, von dem ganzen kriminellen Kram, der eine Polizeirazzia oder erscheinende Dämonen während der Party befürchten ließ, mal ganz abgesehen, hatte er schlicht und ergreifend keine Lust dazu.
Er seufzte. Was zählte seinen Meinung schon? Denn Meike wollte unbedingt hingehen, was hieß, dass er auch dort sein würde.
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Dämonische Statuen - Rache
Mystery / ThrillerDiese Geschichte bringt die verschiedenen Handlungsstränge aus Dämonische Statuen - Zwei Feinde und Dämonische Statuen - Jessicas Geschichte zusammen. Vier der Höllendämonen wurden bereits besiegt, aber die Dämonenjäger werden nach wie vor gefordert...