Kapitel 30

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Kapitel 30


 Am nächsten Wochenende verließen Julia und Jonas tatsächlich, wie geplant, gegen vier Uhr morgens eine Disko in der Kölner Innenstadt und lachend setzte sich die junge Frau auf eine Bank. Ein leichter Wind wehte, aber ansonsten war das Wetter im Laufe der Woche ein wenig milder geworden.
Dies war vor allem passend für die sich in den Herbstferien befindlichen Schüler, die Julia so auch eine kleine Ruhepause während ihrer Arbeitszeit gönnten. Auch Herr Valler hatte sich während der ersten Ferienwoche nicht blicken lassen.
Das Leben konnte im Augenblick nicht schöner sein, denn vor dem Diskobesuch waren Julia und Jonas noch in ein italienisches Restaurant gegangen und hatten den Abend entspannt bei einem guten Essen und einem Glas Wein begonnen.

„Ich falle nachher ins Bett! Oder ich lege mich hier auf die Bank und schlafe hier," sagte sie kichernd, während Jonas neben ihr Platz nahm.

„Dann kommt irgendwann die Polizei und schafft uns weg! In eine Ausnüchterungszelle oder so! Und dann rufe ich meinen Vater an, damit er uns abholt!", erwiderte Jonas grinsend, was Julia erneut zum Kichern brachte.
„Armer Georg! Dann denkt er am Ende noch, dass ich einen schlechten Einfluss auf dich habe!"

„Nein, deine Eltern glauben, dass ich nicht gut für dich bin. Dann sagen sie, du sollst mich verlassen und...," sagte Jonas, aber Julia bekam einen Hustenanfall. Sie hatte sich verschluckt.

Jonas klopfte ihr auf den Rücken.

„Ich bleib doch bei dir," antwortete Julia und hustete erneut. „Sonst klopft mir doch keiner auf den Rücken, wenn ich mich verschlucke! Neulich ist mir das bei Britta passiert und sie hat gar nicht reagiert! Böse Freundin!"

Jonas lachte und stand auf. Er zog seine Frau auf die Beine und deutet auf das Schaufenster eines sich gegenüberliegenden Reisebüros. „Ich will mit dir in den Urlaub fliegen! Am liebsten direkt morgen früh! Lass uns zum Flughafen fahren und abhauen! Wir nehmen uns ein Taxi und hauen für ein paar Tage ab!"

Julia schüttelte lachend den Kopf. „Das geht vielleicht bei dir! Du hast bei dem Cremer ja Narrenfreiheit, seitdem du ihm mal das Leben gerettet hast! Du kannst einfach sagen, du müsstest irgendwo Dämonen jagen und bräuchtest dafür ein paar Tage frei! Aber ich kann leider nicht so schnell Urlaub nehmen!"

Sie seufzte, lächelte dann aber. „Ich kläre ab, wann ich frei kriege! Und dann buchen wir was für nächstes Jahr oder so. Ich würde gerne mal in die Türkei. Antalya oder so. Da soll es schön sein! Meine Kollegin, Frau Hellenberg, war letztes Jahr da und begeistert!"

„Türkei?", fragte Jonas, nickte dann aber zustimmend. „Warum nicht? Da war ich noch nicht! Also wälzen wir morgen mal ein paar Prospekte und schauen mal im Internet nach..."

Jonas legte einen Arm um Julia und beide machten sich auf den Weg in Richtung Taxistand. „Lass uns nach Hause fahren! Und es war schön, dass wir mal wieder raus gegangen sind!", sagte er und fügte hinzu: „Das sollten wir wirklich viel öfter machen!"








Lucas schlich leise durch das Treppenhaus und versuchte dann, die Haustür so still und leise wie irgend möglich zu öffnen.

„Vier Uhr morgens," dachte er und hielt sich kurz an der Wand fest, denn irgendwie musste ein Bier in der Disko ein wenig schlecht gewesen sein. „Aber der Abend mit Meike war es wert!"

Meike hatte behauptet, bei einer Freundin zu übernachten und Lucas hatte sich am späten Abend, nachdem Georg ins Bett gegangen war, heraus geschlichen. „Wären wir offiziell in die Disko gegangen, hätten wir wahrscheinlich zu Hause sein müssen, so lange es noch hell ist!", dachte er mit einem Anflug von schlechtem Gewissen.

Natürlich wusste er, dass Georg sich nur Sorgen machte, dass Sorgerecht besaß, dass er, Lucas erst im nächsten Monat siebzehn und somit noch minderjährig war und was es sonst noch an Argumenten gab, die Minderjährigen das Leben schwer und sie zu Sklaven ihrer Eltern machten.

„Es ist ja nichts passiert," sagte Lucas sich, während er in sein Zimmer schlich und sich schnell auszog, um dann ins Bett zu kriechen. „Die letzte Statue, mit der ich es indirekt zu tun hatte war die aus dem Park. Aber die hat Jonas letzte Woche erledigt. Ich bin auch keiner begegnet...."

Trotzdem stieg einen Augenblick Ärger in ihm auf. Er hatte Meike vor einer Stunde zu ihrer neunzehnjährigen Freundin aus der Berufsschule gebracht, die bereits eine eigene kleine Wohnung besaß, die sie sich mit einer anderen jungen Frau teilte. Anschließend war er den weiten Weg nach Hause zu Fuß gegangen.
Auf dem Weg zur Disko, früher am Abend, war er ins Auto eines weiteren Bekannten aus Meikes neuer Berufsschulklasse gestiegen, aber diese Schulfreundin hatte es vorgezogen, ihren Wagen stehen zu lassen und sich ein Taxi zu nehmen.

„Ich bin müde," dachte er und zog sich die Bettdecke über den Kopf.

Zum Glück war Sonntag und er konnte lange ausschlafen.....



Georg schloss, nachdem er einen Blick ins Zimmer seines schlafenden Sohnes geworfen hatte, die Tür und zog sich in sein eigenes Schlafzimmer zurück.
Er hatte bereits kurz nach Mitternacht bemerkt, dass sich sein Sohn heimlich hinaus geschlichen hatte. Dem Geruch der Kleidung nach hatte es Lucas offenbar in eine Kneipe, oder, was wahrscheinlicher war, in die Disko verschlagen.

„Er hat etwas getrunken! Keine gute Idee! Und dass die auch keine Ausweise kontrollieren! Es ist doch immer derselbe Mist," dachte Georg verärgert. „Die Tochter meines Arbeitskollegen ist vor einem Monat im Krankenhaus gelandet. Sie hatte eine richtige Alkoholvergiftung und musste zwei Tage dableiben! Dabei ist sie wahrscheinlich noch gut weggekommen! Und Lucas hätte ich eigentlich mehr Verstand zugetraut!"

Schließlich bestand, außer den so realen Gefahren wie Alkohol, Raubüberfällen und falschen Freunden auch noch das Risiko, von einem Dämon angegriffen zu werden.

Und verhielt sich Lucas sonst nicht weitgehend vernünftig? In der Schule lief es recht gut, die ersten Arbeiten waren gut ausgefallen und er kam mit dem Unterrichtsstoff zurecht. Aber leider gab es da dieses Mädchen, Meike.

Georg mochte sie nicht sonderlich. Sie war recht hübsch, trug ihr schwarzes Haar kurzgeschnitten und ihr Kleidungsstiel war nicht übertrieben freizügig. Sie bevorzugte einen etwas lässigen, sportlichen Look. Ihr Äußeres wirkte durchaus sympathisch. Aber es gefiel Georg nicht, dass sie mitunter etwas unzuverlässig war. Bereits zweimal hatte sie Verabredungen mit seinem Sohn platzen lassen, weil ihr etwas anderes dazwischen gekommen war.

Lucas war sichtlich enttäuscht nach Hause gekommen. Und hatte sie ihn nicht schon einmal wegen eines anderen Jungen sitzen lassen, auch wenn die Beziehung damals bei weitem nicht so ernst gewesen war wie jetzt?

„Er muss seine Erfahrungen selber machen! Aber wenn er glaubt, er kann seinen Rausch ausschlafen, dann hat er sich geschnitten," dachte Georg.
„Ich werde ihm keinen Vortrag halten. Ich mache das anders....und hoffe, dass es funktioniert....hab es mal irgendwo so gelesen...oder war es im Fernsehen?

Er seufzte und sah auf seinen Wecker. Halb Fünf Uhr morgens. Nun, das würde eine kurze Nacht werden. Er stellte den Wecker auf halb sieben.

Flüchtig dachte er an seine eigene Jungend zurück und etwas Ähnliches wie das, was er in ungefähr zwei Stunden plante, hatte seine Mutter Johanna einst mit ihm Mitte der Siebzigerjahre gemacht.
Damals hatte er sich auch einige Dinge geleistet, die er seinem eigenen Sohn heutzutage nicht durchgehen lassen würde.....

„Schon verrückt! Der Große kämpft, manchmal zusammen mit dem Kleinen, gegen Dämonen und ich muss es akzeptieren. Gleichzeitig rege ich mich über so reale Dinge auf wie ein zu spätes Nachhausekommen und Alkohol, der an Jugendliche ausgeschenkt wird!", dachte Georg und er gähnte.

Er musste dringend noch ein wenig Schlaf bekommen, die Nacht würde schnell genug vorüber sein,.  



Dämonische Statuen - RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt