Kapitel 49

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Lisa wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Wurden ihr Freund Toni und dessen zickige Freundin tatsächlich von einer Dämonenstatue angegriffen? Im eigenen Wohnzimmer?

Nun wurde ihr die Bedeutung des Ausspruchs „die Gedanken überschlagen sich" klar.

Am liebsten wäre sie davon gerannt, aber konnte sie die anderen einfach so im Stich lassen, auch wenn sie Sarah nicht leiden konnte? Immerhin war Toni auch in Gefahr....
Sie trat an den Rand der Treppe.
Dann sah sie, dass Toni das Wohnzimmer verließ. Er wirkte weder aufgeregt noch hatte sie den Eindruck, dass er sich in Gefahr befand.

„Ich hole dir ein Glas Tee! Meine Oma hat den immer in ihrer Wärmekanne und er soll die Nerven beruhigen...und vielleicht hätten wir doch besser Sissi gucken sollen....", rief Toni, während aus dem Wohnzimmer ein missmutiges: „Das war auch gruselig, als Freddy.....igitt....", erklang.

Lisa atmete erleichtert auf. Also hatte Sarah, von der der Schrei wohl stammte, sich lediglich wegen einer Filmszene so erschrocken.
Sie folgte Toni in die Küche und zog die Tür ein Stück zu. „Ist sie immer so schreckhaft? Den Eindruck hatte ich eigentlich nicht! Schließlich wollte sie den Film unbedingt sehen!"

Toni grinste. „Sie ist ängstlich! Sie will sich nur keine Blöße geben. Aber sie hat oft Angst. Ihre Mutter sagte, dass sie bis sie Vierzehn war im Flur das Licht angelassen hat."

„Das ist wirklich peinlich," stellte Lisa fest. „Sie ist doch keine Vier mehr!"

„Ihre Mutter hat ihr Gruselgeschichten erzählt, als sie noch klein war. Die waren so unheimlich, dass ihr Stiefvater der Mama verboten hat, der kleinen, gemeinsamen Tochter auch so was zu erzählen," versuchte Toni, seine Freundin ein wenig in Schutz zu nehmen.

Aber während er den Tee in eine Tasse goss fuhr er, wenn auch mit gedämpfter Stimme, fort.

„Letztes Jahr war ich mit ihr und ein paar anderen aus der Schule auf dem Oktoberfest, auf einer Geisterbahn. Da war ein Werwolf oder halt eine Werwolffigur. Sarah war sich sicher, dass die Augen geleuchtet haben und sie hatte danach richtig Angst vor dem Ding. Sie hat sich an eine Freundin geklammert....und ich fand das irgendwie niedlich....aber ich konnte sie nicht trösten, wir waren noch nicht zusammen!"
„Ein Weichei....", murmelte Lisa und kicherte, wurde aber ernst, als sie über das, was Toni ihr gerade erzählt hatte, genauer nachdachte. „Leuchtende rote Augen...."

Toni zuckte die Achseln. „Ein paar Tage später war die Geisterbahn geschlossen. Der Besitzer ist wohl gestorben oder so. Der Mann vom Kettenkarusell neben der Geisterbahn hat es gegenüber einem anderen Schausteller erwähnt, als ich an der Kasse anstand....keine Ahnung..."

Er sah sie ein wenig zweifelnd an. „Manchmal nervt ihre Ängstlichkeit ein bisschen. Ich liebe sie. Aber das ist etwas....war irgendwie süß und nervig zugleich ist. Verstehst du, was ich meine? Wir waren neulich im Kino. Eine Komödie, ich weiß nicht mehr, wie die hieß...muss ich überlegen....aber auf jeden Fall hat sich dort ein Mann an eine Frau angeschlichen und sie erschreckt. Es war eine lustige Szene, aber Sarah hat sich auch erschrocken, ist aufgesprungen und hat ihr Popcorn über den Vordermann geschüttet.

Lisa fand die Vorstellung so lustig, dass sie zu lachen begann. Die Anspannung, die seit Sarahs Aufschrei auf ihre gelastet hatte, verschwand.
„Ich dachte, sie glaubt an nichts Unheimliches, und schon gar nicht an Stat..."

Toni schüttelte den Kopf. „Glaubt sie auch nicht. Aber sie ist trotzdem recht schreckhaft. Viellicht lebt sie auch einfach nach dem Motto: Ich glaube nicht dran. Aber es könnte ja trotzdem sein, dass....aber es nervt manchmal ein bisschen. Auch bei anderen Dingen macht sie sich gerne über andere lustig. Ein Mädchen aus der Schule hat sich im Sportunterricht nicht getraut, auf dem Schwebebalken zu balancieren und Sarah hat sich über sie lustig gemacht.."

Toni schwieg. Anscheinend ging es ihm gerade auf, dass er über seine Freundin, in die er doch nach eigenen Angaben sehr verliebt war, lästerte. War in dieser Beziehung doch nicht alles perfekt?

Aber trotzdem war Lisa nun neugierig geworden und sie gestand sich sogar ein, dass sie es ein wenig genoss, über Sarah, die sie nun so gar nicht ins Herz schließen konnte zu lästern.

„Konnte sie es denn besser? Das mit dem Schwebebalken?"erkundigte sich Lisa. „Ich hab das im Sport eigentlich immer ganz gerne gemacht. Gymnastik und so."

Toni seufzte und schien zu überlegen, ob er die Frage beantworten sollte. Schließlich tat er es, wenn auch erneut mit gesenkter Stimme.
„Nein, sie konnte es nicht. Sport ist wirklich nicht ihr Ding. Als sie an der Reihe war hat sie sich geweigert, den Balken überhaupt zu betreten und die Sportlehrerin hat sie entsprechend zurecht gestutzt. Und vor allem leidet sie unter Prüfungsamt und bekommt regelmäßig Panik, wenn sie an ihre Abiturklausuren nächstes Jahr denkt."

Er seufzte, lächelte, gleichzeitig aber fast schon liebevoll und Lisa kam zu dem Schluss, dass ihm Sarah trotz allem sehr am Herzen lag.

„Ihr seid so fies," erklang es in diesem Moment von der Küchentür. „So denkt ihr wirklich über mich? Von der Bitch da hätte ich ja nichts anderes erwartet, aber von dir?"

Sarah brach in Tränen aus und knallte die Tür zu, gerade als Toni auf sie zueilen wollte. Er hielt sich den Kopf.
„Aua...das hab ich jetzt wohl verdient, oder?", klagte er, während Lisa nicht wusste, ob sie sich schämen oder lachen sollte. Irgendwie hatte die ganze Situation etwas unsagbar komisches an sich.

Die Haustür schlug zu. Offenbar hatte Sarah das Haus verlassen.

Lisas Lächeln verschwand. „Oh je....sie ist raus gegangen und irrt jetzt durch den Ort. Hoffentlich ist sie wirklich so ängstlich, wie du sagst, Toni...denn dann kommt sie schnell zurück..."

Toni hatte unterdessen den Kühlschrank geöffnet und hielt sich eine kalte Getränkedose an den Kopf. „So gefährlich ist Raichelbach doch jetzt auch nicht. Und draußen zieht Nebel auf. Das erinnert mich an was..."
„Bei Nebel war Franzl früher immer besonders aktiv," antwortete Lisa seufzend und fügte schnell hinzu: „Du kannst glauben, was du willst. Aber ich weiß, was ich erlebt habe und ich weiß, was Gerrit erlebt hat...."
„Es gibt Dämonenstatuen?", fragte Toni ein wenig spöttisch und schien trotzdem ein wenig nachdenklicher geworden sein.
„Sarah täte wirklich gut daran, wenn sie möglichst schnell wieder ins Haus kommen würde....und ich gehe sie jetzt suchen. Ich glaube auch, dass ich mich bei ihr entschuldigen muss. Sie glaubt jetzt bestimmt, sich würde nicht allzu viel von ihr halten und wir hatten bislang noch nie Streit..."

Toni machte Anstalten, die Küche und wohl auch das Haus zu verlassen und Lisa fühlte sich immer unbehaglicher.

„Ich komme mit! Ich helfe beim Suchen. Sie kennt sich ja auch nicht besonders gut in Raichelbach aus...," bot Lisa an und fügte für sich in Gedanken hinzu: „Jetzt passiert genau das, was nicht hätte passieren dürfen. Wir irren alle drei durch Raichelbach und das Wetter ist nebelig....genau das wollte ich nicht..."1. Kapitel 12. Kapitel 23. Kapitel 34. Kapitel 45. Kapitel 56. Kapitel 67. Kapitel 78. Kapitel 89. Kapitel 910. Kapitel 1011. Kapitel 1112. Kapitel 1213. Kapitel 1314. Kapitel 1415. Kapitel 1516. Kapitel 1617. Kapitel 1718. Kapitel 1819. Kapitel 1920. Kapitel 2021. Kapitel 2122. Kapitel 2223. Kapitel 2324. Kapitel 2425. Kapitel 2526. Kapitel 2627. Kapitel 2728. Kapitel 2829. Kapitel 2930. Kapitel 3031. Kapitel 3132. Kapitel 3233. Kapitel 3334. Kapitel 3435. Kapitel 3536. Kapitel 3637. Kapitel 3738. Kapitel 3839. Kapitel 3940. Kapitel 4041. Kapitel 4142. Kapitel 4243. Kapitel 4344. Kapitel 4445. Kapitel 4546. Kapitel 4647. Kapitel 4748. Kapitel 4849. Kapitel 4950. Kapitel 5051. Kapitel 5152. Kapitel 5253. Kapitel 5354. Kapitel 5455. Kapitel 5556. Kapitel 5657. Kapitel 57

Dämonische Statuen - RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt