Kapitel 43
Kurz nach Mitternacht verließ Gerd Valler sein kleines angemietetes Haus und begab sich in seinen Garten.
Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass hinter den Fenstern der Nachbarhäuser zu seiner Linken kein Licht mehr brannte. Dies wunderte ihn nicht sonderlich. Schließlich lebten dort ältere Leute, die gerne früh zu Bett gingen. Zu seiner rechten Seite wohnte niemand, dort befand sich lediglich ein weites Feld, das darauf wartete, dass die geernteten und zu einem Haufen zusammenstapelten Zuckerrüben abgeholt wurden.
Überhaupt war in dem kleinen Eifeldorf nicht allzu viel los und er dachte wehmütig an die Zeit zurück, als er noch in Düsseldorf gewohnt hatte. Dort hatte Nachts das Leben getobt und seine damalige Schule lag nur zehn Minuten von seiner Wohnung entfernt.
Nun musste er jeden Morgen fast anderthalb Stunden mit dem Auto fahren und daher recht früh aufstehen.
Gerd hatte einst in Düsseldorf eine wunderbare Referandarzeit erlebt. Die Kollege waren nett gewesen, mit den Schülern gab es keine größeren Probleme und dann war da noch seine damalige Nachbarin, Moni, gewesen.
Eigentlich hieß sie Simone Giesen, aber dies war ihm gleichgültig. Für ihn war sie einfach nur Moni gewesen. Schon am ersten Tag hatte er sie so genannt, auch wenn sie so getan hatte, als wäre es ihr unangenehm.
„Moni," dachte er seufzend und das Lächeln, das kurz seine Lippen umspielt hatte verschwand und machte einer wütenden Fratze Platz.
Zwar hatte sie mittlerweile ihr Fett wegbekommen, aber dennoch....
Diese Frau hatte ihn doch nach Strich und Faden verarscht. Erst grüßte sie ihn so freundlich und hieß ihn in der Nachbarschaft willkommen. Dann hatte sie ihm sogar mitgeteilt, dass im Garten des Mehrfamilienhauses ein Grillfest stattfand und ihm gesagt, dass er auch willkommen sei.
Gerd hatte sogar Würste mitgebracht und sich mit den neuen Nachbarn ganz gut verstanden. Auch Moni war anfangs noch freundlich gewesen und er hatte sich mit seinem Teller neben sie an den Tisch setzen wollen. Doch dann war da dieser....Kerl gewesen. Er hatte sich neben seinen neuen Schwarm gesetzt und ihr einen Kuss gegeben.
Moni hatte einen Freund!
Aber war die Beziehung nicht kaputt? Schließlich hatte sie ihn, Gerd, zum nachbarschaftlichen Grillfest eingeladen. Hatte sie am Ende nur freundlich sein wollen? Ein anderer Nachbar, ein älterer, eindeutig chronisch übergewichtiger Mann, hatte ihm ebenfalls freundlich zugenickt. „Ich hatte Simone, ich meine Frau Giesen, gebeten, ihnen Bescheid zu sagen. Schließlich sind wir jetzt alle Nachbarn. Ich bin übrigens der Heiner, der Hausmeister"
Heiner hatte ihm zugeprostet und Gerd hatte daraufhin sogar mit ihm angestoßen, aber bestimmt irrte der ältere Nachbar sich oder hatte etwas missverstanden.
Moni hatte ihn nicht aus Nettigkeit und in Hausmeister Heiners Auftrag eingeladen. Sie hatte ihn doch eindeutig eingeladen, weil sie Interesse an ihm hatte.
In den folgenden Wochen hatte Gerd um Monis Zuneigung gekämpft. Er hatte ihr Blumen und Briefe geschickt und sie hatte ihn tatsächlich gebeten, dies zu unterlassen. Sie hätte einen Freund....
Der hatte ihn, ähnlich wie Jonas der Schläger, versucht einzuschüchtern und mit der Polizei gedroht...
Moni hatte sich also als Miststück entpuppt und dass er nicht mehr weiter um ihre Zuneigung kämpfte lag an der neuen Putzfrau der Schule. Er war ihr, nach einer Konferenz, über den Weg gelaufen, als sie den Flur vor dem Lehrerzimmer putzte.
Daniela Möhnke. Sein neuer Schwarm.
Daniela war ein paar Jahre älter als er und wohl etwas schüchtern, denn als er ein paar Tage später hinter sie trat, als sie sich bückte um eine Toilette zu reinigen, hatte sie zuerst gekreischt, sich dann aber beruhigt.
„Ich dachte, Sie hätten schon Feierabend..."
„Das habe ich auch," hatte er gesagt. „Ich bin extra Ihretwegen länger geblieben und habe gewartet, dass Ihre Kollegin ein Stockwerk höher sauber macht. Wir können und in Ruhe unterhalten. Ich bin übrigens Gerd....und darf Sie doch sicherlich Ela nennen, oder?"
Sie hatte ihn verdutzt angesehen und er kam zu dem Schluss, dass sie darüber nachdachte, welchen Kosenamen sie ihm geben konnte.
Statt dessen hatte sie ihm ihre Hand samt Ehering unter die Nase gehalten. „Ich bin verheiratet und habe eine vierjährige Tochter!"
„Aber...bestimmt nicht glücklich! Anscheinend kann dein Mann dir nicht viel bieten, wenn du hier putzen musst! Ich bin Lehrer, ich könnte besser für dich sorgen!", hatte er gesagt und Ela hatte sich an ihm vorbei gedrängt und war zu ihrer Kollegin, die gerade die Treppe herunter kam, geflüchtet.
Er hatte auch eine Weile um Elas Zuneigung gekämpft, aber dann hatte ihn die Direktorin der Schule zu sich gerufen. Zu seinem Bedauern dachte er bei diesem Besuch im Büro der Dame, dass sie leider zwanzig bis dreißig Jahre zu alt für ihn war. Sie stand kurz vor der Pensionierung, aber wäre sie jünger gewesen, hätte sie durchaus in sein Beuteschema gepasst.
„Herr Valler, mir sind Beschwerden über Sie zu Ohren gekommen. Eigentlich wollte ich mich dafür stark machen, dass sie nach Ihrer Referendarzeit hier anfangen können. Aber....ich halte das für keine gute Idee."
Er hatte sie erschrocken angeblickt. Was für Beschwerden?
„Herr Valler, ich will ehrlich zu Ihnen sein," hatte die Rektorin geantwortet und nervös ein paar Papiere auf dem Schreibtisch hin- und hergeschoben.
„Ich gehe in Kürze in den wohlverdienten Ruhestand und möchte mich nicht mehr mit Ihnen und einem möglichen Verfahren gegen Sie herumschlagen. In zwei Wochen endet das Schuljahr. Daher lege ich Ihnen nahe, sich für diese Zeit krankschreiben zu lassen. Nächstes Schuljahr werden Sie hier nicht mehr auftauchen. Sie müssen nach einer neuen Anstellung suchen...und überdenken Sie ihr Verhalten gegenüber Frauen..."
Anscheinend hatte sich Ela über ihn beschwert...
Aber glücklicherweise fand ihn die Direktorin wohl recht attraktiv, schließlich ersparte sie ihm ein Verfahren und legte ihm keine weiteren Steine in den Weg....wahrscheinlich bedauerte auch sie es, dass sie vom Alter her nicht besser zueinander passten.
Die nächsten Jahre hatte Gerd stets nur kurze Arbeitsverträge erhalten und dann wurde ihm auch noch die Wohnung gekündigt. Das war die Schuld von Pia, der Tochter des Vermieters. Die junge Frau hatte ihn ebenfalls ermuntern und ständig angeflirtet. Ihr Vater hatte von Stalking gesprochen und ihm die Wohnung gekündigt.
Natürlich hatte Gerd mit rechtlichen Schritten gedroht, aber der Vermieter hatte seinerzeit angekündigt, ihm die Polizei auf den Hals zu hetzen. Er hatte sogar ein Foto gemacht, als Gerd eine tote Ratte vor die Haustür der Vermieter-Tochter legte....
„Ich habe dem Vieh gar nichts getan, sie lag schon tot am Straßenrand," dachte Gerd und ärgerte sich immer noch.
Nach Moni, Ela und Pia hatte es noch eine Uschi und eine Heike gegeben und letztere hatte ihm beinahe tatsächlich eine Anzeige und ein Disziplinarverfahren eingebracht. Bei Heike hatte es sich um die Sportlehrerin der nächsten Schule, an der er unterrichtete, gehandelt.
Dieses Mal war er ins Sauerland in eine ländliche Gegend gezogen.
„Aber im Gegensatz zu diesem Eifelkaff steppte dort der Bär," dachte Gerd ärgerlich.
Auch diese Kollegin, Heike, hatte ihn, während er sich noch über seinen Kummer mit Uschi, der Postbotin, die ihm anfangs so nett ein Päckchen überreicht hatte, hinweggetröstete, angeflirtet und ihm sogar einen Kaffee hingestellt.Zur Tarnung tat sie dies auch bei anderen Kollegen...
Sie war im Grunde die einzige gewesen, die sogar tatsächlich zweimal mit ihm ausgegangen war. Aber dann hatte sie ihm mitgeteilt, dass sie sich eine Beziehung mit ihm nicht vorstellen könne und das Verhältnis lieber auf einer freundschaftlichen oder vielmehr lediglich kollegialen Basis weiterführen wolle.....
Damals hatte er sich das Rauchen angewöhnt und war dieses Laster bislang nicht wieder los geworden. Aber so leicht gab er sich, was seine Beziehung zu Heike anging, nicht geschlagen.
Er hatte nicht aufgegeben, jedoch Blumen, Geschenke und schließlich tote Tiere und Anrufe mitten in der Nacht hatten nicht dazu geführt, dass sie anders über die ganze Sache dachte.
Letztere Dinge waren aus Wut geschehen. Schließlich reagierte sie auf seine nett gemeinten Geschenke in keinster Weise, einmal hatte er geschickte Blumen sogar in der Biotonne vor dem Haus entdeckt.
Also hatte er zu anderen Mitteln greifen müssen. Zum einen gefiel ihm die Vorstellung, dass sie nun Angst empfand. Angst und hoffentlich auch Reue darüber, dass sie ihn so mies behandelt hatte. Sie hatte ihn doch erst dazu getrieben....
Aber auch Heike hatte ihn STALKER genannt und dann hatte er gehört, wie sie am Telefon davon sprach, am nächsten Tag zur Polizei zu gehen und die Person, mit der sie telefoniere, anscheinend eine Freundin, gebeten, sie zu begleiten.
Aber dies hatte er nicht zugelassen. Er würde sich das nicht gefallen lassen. Wer war Heike denn, dass sie einfach so sein Leben zerstörte?
„Am Ende klappt es nicht mit meiner neuen Stelle an der St. Andreas Gesamtschule," hatte Gerd zu sich selber gesagt.
Endlich eine Festanstellung, auch wenn er erneut umziehen musste. Er hatte sich ein kleines Häuschen in der Eifel gemietet, auch wenn ihm die Gegend nicht wirklich zusagte. Aber er sollte seine neue Stelle bereits nach den Ferien antreten und auf die Schnelle hatte er nichts anderes gefunden, auch wenn er nicht plante dort seinen Lebensabend zu verbringen.
Jedoch zuerst musste er noch etwas anderes erledigen. Heike ließ ja nicht mit sich reden, sie würde am nächsten Tag zur Polizei gehen....
„Das wird sie nicht! Ich werde das ausprobieren, wovon mir mein Opa einst abriet....," hatte Gerd gedacht.
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Dämonische Statuen - Rache
Mystery / ThrillerDiese Geschichte bringt die verschiedenen Handlungsstränge aus Dämonische Statuen - Zwei Feinde und Dämonische Statuen - Jessicas Geschichte zusammen. Vier der Höllendämonen wurden bereits besiegt, aber die Dämonenjäger werden nach wie vor gefordert...