81. Kapitel

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Ayato Pov.

Daheim angekommen, ließ ich unsere Butler mein Gepäck ausräumen und rannte sofort zurück zur Eingangshalle.
Dort legte ich mich in einem anschließenden Nebenraum auf ein Sofa.
Draußen hatte es zum Regnen begonnen, und ich lauschte süchtig den Regentropfen die an die Fenster klatschten.

,,Was machst du hier?" fragte mich plötzlich eine niedliche Stimme.

,,Warten, und du?" antwortete ich auf ihre Frage und sah in zwei riesige, grüne Augen.

,,Miu." fügte ich hinzu und setzte mich auf.

,,Ich will die Erste sein, die meine Oneesama sieht, wenn sie wieder da ist." entgegnete das kleine Mädchen und setzte sich ohne zu fragen neben mich.

,,Alle hier hatten eine beschissene Kindheit. Wie war deine denn so?" fragte ich sie, als wir ca 5 Minuten schweigend da gesessen haben und Miu wie wild auf dem Sofa rumhoppte.

,,Bis zum Verlust meiner Oneesama recht schön. Mein Vater hab ich nie kennengelernt, also trauere ich seinem Tod auch nicht nach."

,,Sind eigentlich all eure Väter gestorben?"

,,Nein, der von Shina lebt noch, und reißt um die halbe Welt in der Hoffnung, Leonore würde ihn nie wieder finden."
Sie lachte.

,,Kleines Plammermaul! Das ist Familiensache! Das gehört nicht in aller Weltsmund!" drang eine Stimme in mein Ohr.

,,Hörst du das auch?" flüsterte ich, worauf Miu nickte.
Sie hatte bereits einen ziemlich schockierten und abgefuckten Blick drauf und begann zu zittern.
Was ging denn in der vor sich?

Ich stand auf und lief in die Mitte der Eingangshalle, vor die riesige Treppe.

,,Zeig dich." befahl ich gelangweilt, worauf ich urplötzlich von hinten umarmt wurde.

,,Ohayo, Ayato-chan!" begrüßte mich eine weibliche Stimme.
Weißes Haar fiel mir über die Schultern, und jemand leckte mir über den Nacken.
Diesen Geruch kannte ich von irgendwo her, nur wem war er zuzuordnen?
Ich konnte mich aus irgend einem Grund nicht bewegen, ich war einfach viel zu angespannt.
Als Miu das bemerkte, rannte sie los und blieb aufgeplustert vor mir stehen.

,,Was machst du hier?" zischte sie und sah leicht an mir vorbei, im die Richtung unseres Besuchers.
Dieser ließ mich los und ging mit langen, anmutigen Schritten auf das kleine Mädchen zu.

,,Leonore?" erschrak ich, als ich kurz von der Seite in diese glühend roten Augen gesehen hatte.

Der ungeladene Gast lachte fies und lief selbstbewusst um die kleine Vampirin herum.

,,Du erzählst also Dinge aus meinem Privat leben weiter? Das ist sehr umgezogen, ich sollte dich wohl besser bestrafen!" meinte Mius Mutter und blieb stehen.
Unglaublich wie man sich in einer Person täuschen kann!
Unsere erste Begegnung war der diesen völlig fremd!
Damals war sie um ihre Töchter besorgt, und jetzt?
Jetzt sah es so aus, als würde sie Miu gleich in der Luft zerfetzten.

,,Hey! Was glaubst du eigentlich wer du bist?" rief jemand von der oberen Hälfte der Treppe hinunter.
Es war Reika, die Shu und ihr Katana angeschleppt hatte.
Shu lag jedoch bereits auf dem Sofa, auf dem ich vorhin gelegen hatte.
Elegant rutschte die schwarzhaarige das Geländer der langen Treppe hinab und stellte sich schützend vor ihre kleine Schwester.
Zwischen sie und ihre Mutter.

,,Du stellst dich also gegen mich, so ist das?" erkannte Leonore noch immer selbstbewusst und berührte zärtlich Reikas Wange.

,,Lass mich!" brüllte diese und schlug Leonores Hand mit dem Katana, welches noch in seiner Scheide steckte, zur Seite.

,,Ungezoge Gören!" beschwerte sich Leonore und warf Reika mit einem Schlag zu Boden.
Und das bis hinter zu Shu aufs Sofa.
Dieser fing sie geschickt auf, jedoch rettete da sie Situation kein bisschen.
Reikas Bauch war aufgekratzt und sie verlor viel Blut.
Zu viel.

Ich wollte, ich könnte mich bewegen und helfen, aber meine Muskeln waren wie eingefroren!

Furchteinflösend grinsend ging die Weißhaarige zu Miu, die schon längst zitternd am Boden saß.
Leonore packte das kleine Mädchen am Hals und hob sie in die Luft.

,,Ich kann... nicht... atmen!" rann Miu nach Luft.

,,Ich habe längst keine Verwendung mehr für euch! Der Vertrag mit Karl Heinz ist geplatzt! Es kann keine Hochzeit mehr geben, denn eine von euch ist...bereits tot!" lachte Leonore und schmiss Miu zu Boden.
Ich zählte nicht mit, wie viele Tritte sie von ihrer Mutter einstecken musste, aber es waren reichlich viele.
Mit verheulten Augen sah sie zu Leonore hoch.

,,Shu mach doch was!" brüllte ich meinem Bruder entgegen, doch auch er meinte, er könne sich nicht bewegen.
Ich schätze, das keiner hier im Haus das mehr konnte.

,,Hör auf, so was...zu sagen! Wir leben! Miu, Yasu, Kaede, Shina, ich und Akina!" schrie Reika ihre Mutter an.

Diese hörte wie auf Knopfdruck auf ihre jüngste Tochter zu quälen.

,,Bei Akina wäre ich mir da nicht so sicher! Ja, richtig gehört! Ich habe angeordnet sie im Gefängnis Köpfen zu lassen, und da sie nun weg ist, kann ich Vampir Prinzessin werden!"

Mir wurde heiß und kalt!
Das konnte doch nicht wahr sein!

Der ganze Raum war ins Schweigen gehüllt.
Reika liefen lautlos die Tränen hinunter, Miu ebenfalls.
Selbst ich konnte sie nicht zurück halten.
Selbst ich musste eine Träne vergießen.
Sie konnte nicht tot sein!
Ich wollte sie sehen, sie fühlen, sie berühren, sie küssen... sie heiraten.

Das Gewitter draußen schien heftiger zu werden, denn die Regentropfen hörten sich wie schnell nähernde Fußstapfen an.
Und als hätte ich es nicht geahnt, knallte wenig später krachend die Tür auf.

Von wegen Opferbraut! (Diabolik Lovers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt