7

361 21 0
                                    


Der Blick des Uley Jungen drückte mindestens dieselbe Abneigung gegen mich aus, wie meiner gegen ihn. Es war auf der Stelle klar, dass keine von uns mit dem anderen zusammen arbeiten wollte. Kein Wunder, denn seit unserer ersten Begegnung in der Cafeteria hatte es weitere Treffen gegeben, die mich davon überzeugt hatten, dass Liam ein absoluter Vollidiot war. Aber nicht nur er hinterließ ein bleibendes Bild - auch seine Freunde gingen mir gehörig auf den Geist. Alle machten einen riesigen Aufstand um sie und taten beinahe so, als wären sie etwas Besonderes. Dabei blieben sie doch bloß eines - selbstverliebte, ignorante Tiere.
Ein Grund mehr dieses Los nicht zu akzeptieren. Jede Sekunde an seiner Seite wäre Verschwendung. Außerdem gab es doch genug andere, die nur allzu gerne mit mir tauschen würden.
Mein Stuhl schabte lautstark über den Boden, als ich aufstand. „Mrs. Johnson, so Leid es mir tut, aber ich denke nicht, dass ich mit diesem Typen zusammenarbeiten kann." Während ich dies sagte, bemühte ich mich darum einen ruhigen Tonfall zu bewahren. Immerhin musste ich meine Lehrerin davon überzeugen, dass ich einen triftigen Grund für meine Entscheidung besaß.
Allerdings wurde meine Kontrolle sogleich auf die Probe gestellt, als sich mein vermeidlicher Partner zu Wort meldete: „Genau, wie könnte ich mit so einer etwas anfangen. Zwischen uns liegen doch Welten."
Kaum, dass er zu Ende gesprochen hatte, begann die Klasse zu lachen. Was für Idioten. Ich hingegen warf den Kopf herum und schenkte Liam einen vernichtenden Blick. Als er daraufhin die Arme vor der Brust verschränkte und mich triumphierend anlächelte, vergas ich mich für einen Moment. „Lieber wäre ich Tod, als so ein wichtig-tuender arroganter Arsch zu sein, der in seinem Leben nie etwas erreichen wird."
Bam. Das hatte gesessen. Allein sein Gesicht, welches daraufhin folgte, reichte mir um mich wieder besser zu fühlen.
Nun war Liam an der Reihe sich zu erheben uns sich vor mir aufzubauen. Mit zusammen gepressten Zähnen lehnte er sich langsam zu mir vor und zischte: „Du bist ein Niemand. Eine Fremde, die keinen Wert besitzt und nie zu irgendetwas dazugehören wird!"
Unwillkürlich bildete sich ein Kloß in meinem Hals und ich musste schlucken. Selbst aus seinem Mund spürte ich, wie mein Herz einen Riss bekam. Es war eine alte Wunde, die entstanden war, als ich erfahren hatte, dass meine Eltern nicht meine Eltern waren und ich somit nicht über Blut mit ihnen verbunden war. Zu dieser Zeit hatte ich geglaubt niemals meinen Platz in der Welt zu finden und nun hörte ich diese Sachen wieder. Vermutlich war ich auf Ewig dazu verdammt einsam mein Leben auf dieser Erde zu bestreiten.
Trotzdem versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und knurrte: „Du weißt absolut nichts über mich!"

"Das reicht jetzt! Setzt euch sofort hin!" Die Stimme meiner Englischlehrerin drang wie durch Watte an mein Ohr. Ich hörte zwar, was sie sagte, aber verstand nicht, worum es ging. Mein Blick war gefangen in den bernsteinfarbenen Tiefen seiner Augen.
"Mr. Uley, Ms. Moore, wenn sie sich nicht sofort hinsetzten wird das Konsequenzen haben!" Bei der erneuten Ermahnung von Mrs. Johnson ließ Liam sich brav auf seinen Platz fallen, während ich stehen blieb.
"Meine Entscheidung steht fest: Sie werden miteinander klar kommen müssen, wenn sie keine schlechte Note haben wollen. Und zum letzten Mal Ms. Moore hinsetzten!!!"
Am liebsten wäre ich ihrer Anweisung nun gefolgt, da meine Beine sich wie Pudding anfühlten und ich Angst hatte, dass ich vor allen Augen zusammen brechen würde, aber ich konnte nicht. Ein Zittern durchlief meinen Körper und drohte immer stärker zu werden. Ich wusste, dass es somit an der Zeit war zu verschwinden.
Kopfschüttelnd blickte ich zu meiner Lehrerin, die mich mit hochroten Kopf anstarrte, ehe ich flüsterte: „Ich kann nicht."
Damit stürmte ich aus dem Klassenzimmer hinaus und rannte weiter, bis meine Schritte das Gebäude verließen. Aber selbst dann stoppte ich nicht, sondern steigerte mein Tempo weiter, bis ich bei meinem Motorrad stehen blieb.
Eilig schloss ich es ab, sprang aus und raste davon.
Die Tränen, die ich bisher zurückgehalten hatte, flossen mir nun in Strömen über die Wangen. Fast vollkommen blind versuchte ich dem Verlauf der Straße zu folgen und hätte so um ein Haar einen Unfall gebaut. Schnell merkte ich, wie das Ziehen in meinem Rücken immer stärker wurde.
Halt an! Jetzt halt schon an!, schrie mein Verstand und lenkte mich zum Waldrand hin. Dort angekommen warf ich meine Maschine ungeachtet an die Seite und taumelte tiefer in das Dickicht, ehe ich mich auf alle Viere warf und verwandelte.

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt