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Wir hatten noch nicht einmal ansatzweise den sicheren Schatten der Bäume verlassen, als Liam auch schon den Kopf hob und seine Augen sich direkt auf mich richteten. Unwillkürlich setzte mein Herz einen Schlag aus und ein unsicheres Lächeln huschte über meine Lippen. Sollte ich die Hand heben? Ihn jetzt schon begrüßen?
Nein. Ich schüttelte mit dem Kopf. Dafür blieb gleich noch genug Zeit. Und so entschied ich mich einfach seinen Blick festzuhalten und ihm entgegen zu gehen.

Liam

Kaum, dass sie den Strand betreten hatte, hatte ich ihren Geruch wahrgenommen. War wie magisch davon angezogen wurden und hatte meinen Blick auf sie gerichtet. Sie keine Sekunde aus den Augen gelassen, bis sie direkt vor mir stand – Lea und Olivia an ihrer Seite.
„Hey", begrüßte mich Valerie und lächelte zögerlich. Ich stellte die Falsche Schnaps zurück in den Sand und erhob mich, sodass ich sie wieder um einen Kopf überragte. Valerie sah zu mir auf. Ich lächelte. So gefiel mir das schon deutlich besser. „Hi Kratzbürste."
Meine neckische Bemerkung entfachte sofort wieder das Feuer in ihren Augen und verbannte jegliche Zurückhaltung. Mit einem breiten Grinsen verpasste mir Valerie einen liebvollen Stoß, ehe sie mich kurz darauf umarmte.
Ganz von allein erwiderte ich diese zärtliche Geste und drückte sie meinerseits an mich. Nur ein Problem gab es schließlich dennoch – der Wolf in mir wollte sie nicht mehr gehen lassen. Und so hielt ich sie weiterhin fest, selbst als sie versuchte von mir loszukommen. Ich ignorierte ihre Befreiungsversuche ebenso, wie die Blicke der anderen, vergrub stattdessen mein Gesicht in ihren langen, braunen Locken und atmete tief ihren Duft ein.
Erst, als Jared – dieser Vollidiot – zu hüsteln anfing, kam ich wieder zur Besinnung und ließ von Valerie ab. Das Gesicht meiner Kämpferin hatte einen zartrosafarbenen Ton angenommen und verfärbte sich zu meiner Belustigung noch dunkler, als sie sich der peinlich berührten Stille, die inzwischen herrschte, gegenüber sah. Augenblicklich verengten sich ihre Augen zu schlitzen und richteten sich auf mich. Aber bevor sie tatsächlich etwas sagen konnte, klatschte Quill in die Hände und sagte: „Was war das denn?"
Die Frage richtete sich wohl an mich, denn er sah keineswegs Valerie fragend an. Ich zuckte mit den Schultern, ließ mich wieder auf die Decke zu meinen Füßen fallen und griff nach der Flasche.
„Wie's aussieht hat unser Liam etwas zu tief in die Flasche geschaut", gluckste Paul, woraufhin ich die Zähne fletschte. Er musste gerade reden. Wenn einer zu viel getrunken hatte, dann er.
„Sei bloß still", knurrte ich deshalb, ehe ich meine Hand ausstreckte, Valeries Arm zu fassen bekam und sie mit einem Ruck auf meinen Schoß zog.
„Was zum...", setzte das Moore-Mädchen an, doch ich überging sie und widmete mich stattdessen Lea. Noch immer stand sie dicht neben Olivia, die Arme fest vor ihrer Brust verschränkt. Allerdings schien es ihr im Vergleich zu vorhin trotzdem deutlich besser zu gehen. Ob das etwas mit Valerie und Olivia zu tun hatte? Immerhin waren alle drei gemeinsam aufgetaucht, da lag es doch nahe... Ja. Mein Blick richtete sich auf Valerie und wurde plätzlich ganz weich. Ganz sicher hatte sie etwas damit zu tun...
Ich schaute wieder zu Lea und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Schön, dass du wieder da bist."
Die Wölfin nickte knapp, aber bevor sie sich den anderen zuwenden konnte, stoppte ich sie erneut: „Mein Bruder ist ein Arsch."
„Das ist er", stimmte Lea mir zu, lächelte jedoch schließlich. Dann kehrte sie uns den Rücken zu und meine Aufmerksamkeit kehrte zurück zu dem Mädchen in meinen Armen.

Valerie

Fasziniert hatte ich das Gespräch zwischen Liam und Lea verfolgte. Es hatte mein Herz erwärmt zu sehen, wie liebevoll der Wolf mit ihr umgegangen war und wie ehrlich er ihr seine Meinung offenbart hatte.
„Ich wusste gar nicht, dass du so süß sein kannst", sagte ich, blickte Liam in die Augen und grinste breit. Noch immer lag ich in seinem Arm. Und noch immer waren wir uns viel zu nah. Doch auch diese Nähe hinderte Liam nicht daran mir noch näher zu kommen und seine Stirn an meine zu lehnen.
„Du weißt noch nicht viel über mich, Süße", flüsterte er und jagte mir einen heißen Schauer über den Rücken, indem er verdammt zärtlich in die empfindliche Stelle an meinen Hals biss. Die Wölfin in mir regte sich. „Aber eines kann ich dir sagen, süß bin ich nicht."
Ich schluckte und zwang mich zu einem Gegenschlag. „Ach nein?", brachte ich mit heißerer Stimme hervor und zog abwägend eine Braue in die Höhe.
„Nein", knurrte Liam, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. Dann sahen wir uns einfach wieder an, bis die Welt um uns herum verblasste.
Irgendwann - ich war nicht mehr in der Lage einzuschätzen wie viel Zeit vergangen war, durchbrach Liam's dunkle Stimme die Stille zwischen uns. „Valerie?"
„Hm?"
„Darf ich dich entführen?"
Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Wie meinst du das?"
„Na..." Er richtete sich auf und brachte damit auch meine Welt zum Drehen. „..., indem ich dich einfach mitnehme. In die Wälder, in meine Welt."
Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Dann allerdings legte ich sacht meine Hand an seine Wange und schüttelte lächelnd mit dem Kopf. „Du spinnst doch..."
Sofort kam mir Liam wieder näher. „Das ist mein voller Ernst, Val."
Val. Schon viele hatten mich so genannt. Aber es war das erste Mal, dass er mich bei diesem Kosenamen nannte und das machte mich seltsamerweise glücklich.
„Liam", flüsterte ich und sah mich um. Niemand von den anderen schien uns zu beachten. Sie alle waren in eigene Gespräche vertieft und lachten. Das bedeutete, dass wir ganz unter uns waren und ich die Worte, die in meinem Kopf herum spukten gerade heraus sagen konnte. „Liam, ich..."
Doch noch bevor der Satz meinen Mund verlassen konnte, legte der Wolf eine Hand an meine Wange, strich mit dem Daumen über meine Lippen und brachte mich zum Verstummen. Wie zuvor waren wir uns wieder unglaublich nah, aber dieses Mal schien es so, als würde Liam keinen Halt mehr machen. Er kam mir näher und näher, seine Augen fest auf meinen Mund. Ohne Einfluss darauf nehmen zu können, beschleunigte sich mein Atem. Die Wölfin kratzte gefährlich nah an der Oberfläche...
Scheiß drauf! Ich sah Liam ein letztes Mal tief in die Augen, ehe sich meine Lider gänzlich schlossen und ich darauf wartete, dass sich unsere Lippen berührten und er mich endlich küsste.
„Valerie?", unterbrach uns die fröhliche Stimme meiner besten Freundin und verhinderte somit etwas, zu dem es womöglich nie kommen sollte.
Wie von einer Tarantel gestochen, fuhren Liam und ich auseinander. Noch immer schlug mir mein Herz bis zum Hals und mein Geist war von meinen Gefühlen wie vernebelt. Dennoch sprang ich sofort auf und stotterte: „W-Was gibt es?"
Offensichtlich verwirrt von meiner hektischen Geste, runzelte Olivia die Stirn und deutete auf die Uhr an ihrem Handgelenk. „Wir sollten glaube ich langsam zurück. Nicht, dass sich deine Eltern noch Sorgen machen."
Augenblicklich stieg mir das Blut in die Wangen. An meine Eltern hatte ich gar nicht mehr gedacht. Tatsächlich hatte ich an gar nichts mehr gedacht, bis auf den Kuss. Mein Blick huschte zu Liam, dessen bernsteinfarbener Blick weiterhin dieselbe Intensität ausstrahlte. Ich biss mir auf die Lippen. Verdammt beinahe wäre die Wölfin durchgebrochen. Seinetwegen! ...und dennoch schien ich es kaum zu bereuen...
Hastig wandte ich mich wieder von ihm ab und lief zu Olivia hinüber, die Stiche in meiner Brust geflissentlich ignorierend. „Dann sollten wir wohl besser los, nicht wahr?"    

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gezeichnet
Z.

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt