"Ms. Moore?", riss mich der Coach gerade noch rechtzeitig von Liam los. „Sie würde ich gerne mit..." Er hielt kurz inne und schien zu überlegen, ehe er eine Entscheidung traf:" Mr. Uley in eine Gruppe stecken."
Uley, hallte der Name in meinen Gedanken wieder. Automatisch wanderte mein Blick wieder zu dem dunklen Schopf mir gegenüber. Verflixt! Das durfte doch nicht wahr sein!
Wieso musste ich immer das Pech haben und mit diesem Idioten in eine Gruppe gesteckt werden? Was machte ich bloß falsch?
Vermutlich dachte Liam soeben exakt dasselbe, wie ich, denn seinen Mund verließ ungewöhnlicherweise einmal kein blöder Spruch.
Stattdessen trat er einfach einen Schritt vor, nahm Coach Ross unsere Teamfarbe aus der Hand und schlenderte dann auf mich zu. Während er sich mir langsam näherte, zog sich etwas in mir nervös zusammen. Sekunde? Ich war nicht nervös! Genau, ich musste wohl irgendetwas Falsches gegessen haben, sodass sich mein Magen nun beschwerte. Weshalb sollte ich auch wegen diesem Kerl überhaupt die kleinste Gefühlsregung verspüren? Ich konnte ihn nicht ausstehen!
Genau, wie ich schien auch meine Biologiepartnerin der Ansicht zu sein, dass wir beide nicht in ein Team gehörten, denn kurz bevor Liam mich erreichte, meldete sie sich zu Wort: "Coach Ross? Sollte ich nicht ursprünglich mit Liam ein Team bilden, und nicht sie?"
Während ich bereits in Jubel ausbrechen wollte, da mir nun eventuell doch jemand anderes zugeteilt werden würde, kratzte sich unser Sportlehrer nachdenklich am Hinterkopf. "Ja schon, aber ich habe mich noch einmal unentschieden, Abigail."
Der rote Pferdeschwanz flog durch die Luft, als sich Abigail, deren Namen ich nun endlich kannte, zu mir umwandte. Aus ihren Augen schossen hasserfüllte Blitze, die eindeutig mir gewidmet waren.
Ungerührt erwiderte ich ihren Blick und wartete darauf, was nun folgen würde.
"Ich bin besser als sie!", wagte Abigail tatsächlich zu behaupten, sodass mir beinahe die Kinnlade herunter klappte. Sie wollte besser, als ich sein? Niemals!
Verdammt ich verwandelte mich hin und wieder in eine Wölfin! Was das Rennen anging, konnte keiner mit mir mithalten.
"Also, wenn ich mich recht entsinne", murmelte der Coach und schaute, wie schon zuvor, in sein Notizbuch. Dann nickte er: "Valeries Zeiten waren um einiges besser, als deine."
"Das kann nicht sein", fauchte der Rotschopf und begann auf unseren Sportlehrer einzureden.
Ein triumphierendes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Wie ich bereits sagte: Was das Rennen anbelangte, konnte sie mir nichts nachmachen.
Plötzlich räusperte sich jemand neben mir, sodass ich heftig zusammen schrak. Eben befand ich mich noch mitten in der Diskussion zwischen meiner Biopartnerin und Coach Ross und nun stand ich Liam gegenüber.
Mist, den hatte ich ganz vergessen. Auf der Stelle verschwand das Grinsen von meinem Gesicht und nahm wieder seinen üblich grimmigen Ausdruck an.
"Können wir lo...?", wollte er fragen, doch da war ich bereits losgestürmt.
Ehrlich gesagt hoffte ich ihn somit abzuhängen und meine Ruhe vor ihm zu haben. Außerdem wäre ich ihn, umso schneller wir den Parkour hinter uns brachten, auch wieder los."Was hast du's denn so eilig", vernahm ich allerdings schon bald den sanften Bariton neben mir. Liam hatte mich eingeholt.
Ich rollte mit den Augen. Sollte ich ihm wirklich antworten? Wollte ich wirklich ein Gespräch mit ihm anfangen? Nein. Um eben dieser Konversation aus dem Weg zu gehen, legte ich noch einen Zahn zu.
"Hey Moore, ich habe dich was gefragt."
Ohne Liam auch nur eines Blickes zu würdigen, schwieg ich weiterhin und konzentrierte mich stattdessen auf meinen Atem. Tatsächlich spielte der bei langen Strecken eine entscheidende Rolle.
Für eine Weile joggte Liam stumm an meiner Seite, sodass ich mich - selbst in seiner Gegenwart - ein wenig entspannen konnte. Neben den Tönen, die unsere Füße auf dem Boden hinterließen, gesellten sich nun auch Vogelstimmen und das sanfte Rascheln der Blätter im Wind zu der üppigen Geräuschkulisse des Waldes hinzu.
Die Luft, die uns umgab war kühl und dennoch angenehm. Inzwischen war es deutlich spürbar, dass das Ende des Herbstes schon bald bevorstand.
Winter. Ein kleines Schmunzeln huschte über meine Lippen. Wenn ich daran dachte, dass ich seit langem Mal wieder richtigen Schnee sehen würde, breitete sich ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus. Immerhin war es in Florida recht selten gewesen, dass es schneite.
"Echt Kleine, du brauchst nicht so hetzen - wir sind ohnehin die Besten", durchbrach Idioten - Uley meine schönen Gedanken.
Kleine? Sowieso die Besten? Ok, das reichte mir! Abrupt grub ich meine Fersen in die dunkle Erde und blieb stehen. Dann baute ich mich vor dem schwarzhaarigen Jungen auf.
"Zuallererst, um etwas klarzustellen...", begann ich bemüht um einen ruhigen Tonfall und rammte ihn meinen Zeigefinger in die Brust. „...nenn' mich bloß nie wieder Kleine!"
Ein Zittern durchfuhr meinen Körper, als ein Grinsen bei der Erwähnung des Spitznamens auf seinem Gesicht erschien. Ich atmete tief ein. Bleib' locker, Val. Zeig' ihm seine Grenzen.
Sobald sich meine Muskeln wieder entspannten fuhr ich fort: „Und zweitens ist es mir Schnuppe, wie gut ich bin, denn im Gegenteil zu dir, Faulpelz, möchte ich mich weiterhin verbessern!"
Mit diesem Worten vollführte ich eine Hundertachtziggraddrehung und ließ Liam einfach stehen.
Nur wenige fünfhundert Meter kam das erste Hindernis in Sicht - ein großer Baumstamm der den Weg blockierte. Eilig warf ich einen Blick hinter mich. Keine Spur von diesem arroganten Kerl. Endlich!
Ohne zu zögern beschleunigte ich mein Tempo, spannte meine Wadenmuskeln an und sprang. Ich war alleine, unbeobachtet und das bedeutete, dass ich meinen Fluch wenigstens dazu ausnutzen konnte nicht mühselige über den Rumpf des Baumes zu klettern.
Beinahe lautlos kam ich auf der anderen Seite auf und setzte sogleich meinen Lauf fort. Fünfzig Meter weiter leuchtete mir unser blaues Band entgegen.
Ich hielt kurz inne und löste den Knoten, ehe ich den Parkour fortsetzte.
Tatsächlich machte mir der Sportunterricht ohne Liam deutlich mehr Spaß. Ich merkte, wie sehr mir das Laufen gefehlt hatte, aber auch, wie nah mir mein Wolf unter der Haut saß.
Die Wölfin in mir wollte frei sein und unbekümmert durch den Wald toben. Doch genau wie ich wusste sie, dass dies nicht mehr so einfach möglich war.
Schweigend setzte ich meinen Weg fort und bewältigte ein Hindernis nach dem anderen. Währenddessen dachte ich über eine Lösung dieses Problems nach, denn es war klar, dass ich meine zweite Hälfte nicht ewig zurückdrängen konnte. Das nächstgrößere Waldstück lag eine gute Stunde von meinem Zuhause entfernt. Rechnete ich dann noch die Zeit ein, die ich zu Fuß unterwegs wäre, um ausreichend Abstand von der Straße zu bekommen und die Stunden, welche ich wohl benötigen würde, um mich auszupowern, wäre ich wohl einen ganzen Tag unterwegs. Ich schüttelte den Kopf. Mal abgesehen davon, dass ich eine gute Ausrede bräuchte, um einfach mal so zu verschwinden, würden meine Eltern sicherlich nicht zulassen, dass ich im Winter mein Motorrad nutzte. Hoffnungslos.Inzwischen zählte ich neun blaue Bänder in meiner Hand. Ein Hindernis musste ich noch überwinden, um den Parkour zu beenden und wieder zur Schule zurückkehren zu können.
Meine Augen fixierten eine Absenkung in der Erde vor mir.
Vor gut zehn Minuten hatte ich diesen Fluss schon einmal über eine Brücke überquert. Er war nicht gerade breit und dennoch betrachtete ich das schmale Brett, welches von dem einen Ende zu dem anderen führte mit einem argwöhnischen Blick.
Bisher hatte ich jede Hürde immer durch meine Schnelligkeit und Muskelkraft hinter mich bringen können. Diese Eigenschaften würden mir dieses Mal jedoch nicht weiterhelfen können.
Bevor ich einen Fuß auf das Holzbrett setzte, holte ich noch einmal tief Luft, dann lief ich los. Wie erwartet wackelte der Steg unter meinen Füßen und machte er mir schwer die Balance zu halten. Noch nie war Gleichgewicht meine Stärke gewesen, weshalb sich nun auch mein Körper anspannte.
Die erste Hälfte hatte ich fast überstanden. Bloß noch fünf Schritte. Vier. Drei.
Gerade, als mich kaum noch ein Meter von meinem Ziel trennte, verfehlte mein Fuß das Brett. Ein hoher Laut verließ meine Kehle, als ich daraufhin abrutschte.
Zuerst probierte ich mich rudern aufrecht zu halten, doch schnell merkte ich, dass ich mein Schicksal nicht mehr abwenden konnte.
In einem letzten Versuch mich vor einem Bad in dem eisigen Flusswasser zu retten, stieß ich mich von der Holzlatte ab und sprang.
Vermutlich befand ich mich nur Millisekunden in der Luft, doch diese genügten mir, um die Arme auszustrecken und zu erkennen, dass ich es nicht schaffen würde.
Zu wenig Energie, dachte ich und kniff - in Anbetracht dessen, was auf mich zukam - die Augen zusammen.~
Ich entschuldige mich schon einmal dafür, dass ihr solange auf dieses Kapitel warten musstet. Tatsächlich war mein Wochenende jedoch vollgestopft mit irgendwelchen Termin und auch meine Woche sieht nicht weniger geplant aus ~ viele Arbeiten und einige Fahrstunden.
Trotzdem hoffe ich, dass euch dieses Kapitel jetzt gefällt. Also viel Spaß mit Mondgeheul!^^gezeichnet Z.
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Mondgeheul
WerwolfValerie Moore hat schon vieles in ihrem Leben durchgemacht. Als ihre Eltern jedoch auf Grund der Versetzung ihres Vaters nach La Push ziehen, bricht für sie eine Welt zusammen, denn sie muss ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. In La Push erwart...