Nachdem ich all meinen Mageninhalt von mir gegeben hatte, fiel ich zurück, wobei mir eine starke Schulter als Lehne diente. Dann stiegen mir auch schon die ersten Tränen in die Augen.
„Sag mir jetzt bitte nicht, dass du weinst", brummte eine tiefe Stimme dicht an meinem Ohr.
Erst wollte ich verneinen, doch dann kullerten immer mehr Tränen unkontrolliert aus meinen Augen heraus und ich begann leise zu schluchzen. „Verdammt Olivia, Valerie weint!"
„Dann tröste sie! Ich telefonier' gerade!", kam sogleich die Antwort.
„Scheiße", hörte ich es bloß noch flüstern, bevor sich auf einmal zwei starke Arme schützend um mich schlossen. „Ey Moore, besser du hörst schell auf, denn ich habe keine Ahnung, was ich hier tue."
Dafür, dass er keine Ahnung hatte, machte er seine Sache ziemlich gut. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass Liam Uley, so sanft sein konnte. Er hielt mich fest, stützte mich und spendete mir Wärme, sodass ich mich seltsam geborgen fühlte. Ob das am Alkohol lag?
„Das ist mir alles so schrecklich peinlich", schniefte ich und verbarg mein Gesicht an seinem Hals, während ich weiter weinte.Liam
„Das ist mir alles so schrecklich peinlich", schniefte Valerie und kuschelte sich näher an mich. Was war auf einmal in sie gefahren? Seit wann suchte diese Kratzbürste meine Nähe? Nun gut, im Augenblick ähnelte sie ohnehin kaum ihrem alten Ich.
Sie war so hilflos und verängstigt, keine Spur mehr von ihrer Stärke. In meinen Armen lag ein Mädchen, dass beschützt werden musste. Ein Mädchen, das in mir den Drang auslöste sie ganz fest in meinen Armen zu halten.
Und so ertappte ich mich, wie ich Valeria noch enger an mich zog und begann ihr sanft über den Kopf zu streichen. Seltsamerweise schien ihr dies zu gefallen, denn sie schloss zufrieden die Augen. Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich dieser Moore irgendwann einmal so nah sein würde. Kaum zu fassen.
„Okay, ich hab' ihren Eltern gesteckt, dass wir beide bei einer Freundin übernachten!", platzte Olivia plötzlich ins Badezimmer und der Moment der Ruhe war zerstört.
Augenblicklich richtete ich mich wieder auf und schob Valerie von mir. „Gut, dann kann ich ja wieder los."
Ich wollte mich gerade anschicken aufzustehen, als Liv mich wieder runter drückte und panisch den Kopf schüttelte. „Nein, nein, nein! Du kannst uns nicht alleine lassen!"
Trotz der Tatsache, dass ich einen Anflug von Freude verspürte, versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Immerhin war ich Liam Uley, der Badboy und Schulschwarm schlechthin! Aus eben diesem Grund verzog ich das Gesicht auch zu einer finsteren Mine, rollte mit den Augen und fragte grob: „Warum das denn?!"
„Äh ist das nicht offensichtlich?", giftete Olivia daraufhin zurück und deutete auf Valerie, die inzwischen wieder über dem Klodeckel hing. „Sie kann hier nicht weg, schau sie dir doch an."
Gerade, als ich den Mund öffnen wollte, hob Valerie den Kopf und nuschelte: „Mir geht's gut." Dann erbrach sie sich ein weiteres Mal.
Ich verzog den Mund, als meine empfindliche Wolfsnase den beißenden Geruch wahrnahm. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?"
Plötzlich wurden Olivias Augen ganz groß. Oh nein. Ich kannte diesen Ausdruck noch von früher.
„Kannst du nicht auf sie aufpassen?" Ich? Auf Valerie? Das konnte sie doch nicht ernst meinen! Ich meine seit wann waren die Kratzbürste und ich so gute Freunde geworden, sodass man sie mir anvertraute?!
Scheinbar erriet Liv, was mir soeben durch die Gedanken ging, denn auf einmal wurden ihre Augen noch größer. „Bitte Liam, das ist ein absoluter Notfall! Du kennst doch meine Eltern! Ich muss Nachhause, aber so kann ich Valerie nicht mitnehmen! Ich würde dich nie darum bitten, wenn ich nicht absolut verzweifelt wäre."
Damit hatte sie recht. Trotz unserer gemeinsamen Kindheit hatten wir uns beide voneinander abgewandt, seitdem ich mich gewandelt hatte. Hin und wieder spürte ich noch immer, wie ich diese Entscheidung bereute und dennoch wusste ich, dass es die Richtige gewesen war. Ein Mensch gehörte nun einmal nicht in mein Leben. Aber genau deshalb hatte auch Valerie nichts darin zu suchen – selbst, wenn sie etwas Besonderes war.
„Bitte!", wiederholte Olivia flehentlich und sah mir tief in die Augen. Mein Blick glitt zu der kleinen Moore, deren Zustand sich bisher noch nicht geändert hatte. Ich seufzte. „Na gut, ich werde auf sie aufpassen, aber nur diese eine Nacht. Morgen früh ist sie wieder dein Problem."
Ein erleichterter Ausdruck trat in Olivias Gesicht, ehe sie mir leise dankte und dann noch einmal zu ihrer Freundin trat. Stillschweigend schaute ich zu, wie sie Valerie die Situation erklärte und sich schließlich von ihr verabschiedete. Als sie noch einmal an mir vorbeikam, schaute sie mich noch einmal ernst an. „Pass bitte gut auf sie auf."
Stumm nickte ich.~
Hiermit melde ich mich aus der Versenkung zurück. Das Schuljahr ist endlich vorbei und die Ferien stehen kurz bevor. Ich hoffe, dass ich in den sechs Wochen ein wenig mehr zum Schreiben komme.
Liebe Grüße
Zoey
DU LIEST GERADE
Mondgeheul
WerewolfValerie Moore hat schon vieles in ihrem Leben durchgemacht. Als ihre Eltern jedoch auf Grund der Versetzung ihres Vaters nach La Push ziehen, bricht für sie eine Welt zusammen, denn sie muss ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. In La Push erwart...