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"Du?! Was zum Teufel hast du hier zu suchen?!"
"Dasselbe könnte ich dich Fragen", entgegnete er und verschränkte lässig die Arme vor der Brust.
Ich schloss die Augen, um wieder zu Ruhe zu kommen. Tief ein und ausatmen, Val, befahl ich mir. Er ist nur ein dummer Testosteron gesteuerter Kerl ohne Gehirn. Alles ist cool.
Ganz langsam erholte sich mein Körper von dem ersten Schock und meine Glieder begannen sich zu entspannen. „Wo ist Emily?"
"Hier", hörte man einer Stimme aus dem Hintergrund und kurz darauf schob sich eine zierliche Frau an Liam vorbei. „Hier bin ich."
Ein freundliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sie mir die Hand hinhielt. Schnell ergriff ich diese und schüttelte sie. „Freut mich dich kennen zu lernen."
"Ganz meinerseits", erwiderte Emily und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
Eilig senkte ich den Blick, um nicht zu starren. Emily war mit ihren dunklen Haaren und der ebenmäßigen Haut ohne Ausnahme eine Urschönheit. Doch auch sie besaß einen Makel. Drei tiefe Furchen, die sich über ihre komplette rechte Gesichtshälfte zogen.
Nicht anstarren, rief ich mir Olivias Worte in Erinnerung. Nun verstand ich, warum meine Freundin es als wichtig empfunden hatte mich auf diese Begegnung vorzubereiten. Es war schwer Emilys Narben nicht anzustarren.
Auf einmal schob sich eine Hand unter mein Kinn - genauer gesagt Emilys Hand. Noch immer strahlte sie mich offen an.
"Sieht schlimm aus, nicht wahr?" Sie deutete auf die dunklen Linien in ihrer Haut.
Unwillkürlich nickte ich, doch schon im nächsten Moment hätte ich mir eine Ohrfeige geben können. Auch Liam neben ihr sog scharf die Luft ein. Wie hatte ich nur nicken können? War ich denn von allen guten Geistern verlassen?!
Statt mir jedoch klar und deutlich die Leviten zu lesen, so wie es meine Mum sicherlich getan hätte, begann Emily lauthals los zu lachen. Verdattert sah ich ihr dabei zu.
"Du gefällst mir", meinte sie daraufhin bloß glucksend, schnappte sich meinen Arm und zog mich an Liam vorbei nach Drinnen.

Sobald wir die Eingangstür passiert hatten, standen wir auch schon in einem gemütlichen Esszimmer mit angrenzender Küche. Passend zu Emily war der Einrichtungsstil rustikal und dennoch gemütlich, sodass jeder sich sofort Zuhause fühlte.
"Setz' dich doch", bot mir Emily einen der Stühle an dem runden Holztisch an. Ich nickte und ließ mich auf den angebotenen Platz fallen. Ein Seufzen entwich mir. Die erste Hürde war geschafft, blieb nur noch eine übrig Mathe!
Allein der Gedanke an das verhasste Unterrichtsfach genügt, um meine Schultern herabsacken zu lassen. Wie sollte es mir - selbst mit Emilys Hilfe - möglich sein dieses Wirrwarr aus Zahlen und Buchstaben zu entknoten und daraus eine Lösung zu bilden?
Während ich einen weiteren Laut der Verzweiflung ausstieß, stellte Jemand vor meiner Nase einen Schokomuffin ab. Überrascht hob ich den Kopf und sah in das Gesicht meiner Nachhilfelehrerin. Warum sah sie im Vergleich zu mir so zuversichtlich aus? Wie konnte sie jetzt schon ihren Glauben in mich stecken? „Ich bin ein hoffnungsloser Fall."
"Schokolade und Zucker, das ist mein Geheimnis", lachte sie und zwinkerte mir fröhlich zu, woraufhin ich verwirrt die Stirn in Falten legte.
Auf mein Zögern hin, nahm Emily neben mir Platz und schob mir noch einmal nachdrücklich den Muffin zu. „Es ist nur Mathematik. Iss und vertrau' mir."
Vertrau mir...Ihre Worten hallten in meinem Inneren wieder und verankerten sich in meinem Herzen. Vertrauen. Darauf basierte mein ganzes Leben. Und eben deshalb verschenkte ich es nicht mit Leichtigkeit. Aber wieso wollte mein Herz ihr dann nun Glauben schenken?
Ich schloss die Augen und nahm einen Bissen.

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Hallihallo meine Lieben,
endlich komme ich mal wieder dazu etwas zu veröffentlichen. Leider, war dies ja durch meinen Geburtstag und andere Dinge nicht möglich. Dennoch hoffe ich, dass euch dieses kurze Kapitel gefallen hat.^^

Eure Zoey


MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt