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Rot leuchtende Augen blitzen mir entgegen und ließen mich zurück schrecken, dann ging alles ganz schnell.
Aus Seth' Körper schossen plötzlich Unmengen an sandfarbenen Fell, was bedeutete, dass die Verwandlung bereits einsetzte. Er begab sich auf alle Vier und ehe ich mich versah, stand wieder der Wolf vor mir.
Meine Aufmerksamkeit legte sich wieder auf die bleiche Frau, welche sich noch immer nicht gerührt hatte. Ihr Blick wich für den Bruchteil einer Sekunde zwischen mir und Seth hin und her, ehe er auf mir verharrte. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken. Gleichzeitig stieß der Werwolf ein bedrohliches Knurren auf und baute sich vor mir auf. Er schützte mich.
„Soso ein kleiner Werwolf also", durchschnitt auf einmal eine weibliche Stimme die Stille und bereitete mir eine meterdicke Gänsehaut. „Dann zeig' mal, was du kannst Hundchen."
Meine Augen wurden groß und ich hielt den Atem an. Für einen Moment war es so still, dass man eine Feder hätte fallen hören können, dann brach die Hölle los.
Mit einem kräftigen Satz stieß Seth sich vom Boden ab und stürzte auf die Frau. Sein Maul war weit aufgerissen, die Zähne bereit sich in Fleisch zu bohren. Aber sie trafen nur ins Leere.
Irgendwie war es der Frau, diesem Wesen gelungen seinen Angriff auszuweichen. Auf ihren Lippen lag ein raubtierartiges Lächeln, als sie zu sah, wie Seth schlitternd zum Stehen kam. Der Wolf knurrte. Dann gingen sie erneut aufeinander los.
Sie bewegten sich beide für menschliche Augen viel zu schnell, sodass ich sie nur dank meiner geschärften Sinne erkennen konnte. Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück. Was tat ich da?! Warum schaute ich nur zu, während Seth für mich kämpfte?! Ich konnte ihm helfen. Musste es einfach!
Aber meine Beine verweigerten ihren Dienst. Ich zitterte am ganzen Körper und konnte nur zusehen, wie einer nach dem anderen Schläge austeilte und Treffer einsteckte.
Plötzlich ertönte ein lautes Heulen, welches mir durch Mark und Bein ging. Gehetzt suchten meine Augen nach Seth, der sich gerade an einem Baum hoch schob. Noch immer lag dieser entschlossene Ausdruck in seinem Gesicht. Allerdings verlor er an Bedeutung, als ich sah, dass er die linke Vorderpfote nicht mehr belastete.
„Seth!", rief ich und machte einen Schritt auf ihn zu, womit ich die Aufmerksamkeit der bleichen Frau auf mich lenkte.
Noch immer umspielte dieses überlegene Lächeln ihre Lippen und verlieh ihr eine unbeschreibliche Schönheit, welche jedoch von dem Blut, was an ihren Händen klebte, getrübt wurde. Kurz schwenkte ihr Blick zwischen mir und dem verletzten Werwolf hin und her, bevor er schließlich an mir hängen blieb. „Und du bist?"
Plötzlich kam die Wölfin in mir wieder zum Vorschein und reckte stolz das Kinn in die Höhe. „Wüsste nicht, was Sie das angeht", zischte sie, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Angriffslustig zu sein, war ja eine Sache. Aber angriffslustig zu sein, wenn man absolut keine Möglichkeit auf Chancengleichheit hatte, war einfach dumm.
Scheinbar schien die Frau mir gegenüber ähnlich zu denken, denn ihr Grinsen wurde noch breiter. „Für einen Menschen bist du ziemlich frech. Zu deinem Glück..." Sie hielt kurz inne. „..oder eher Unglück habe ich eine Vorliebe für Mädchen, wie dich."
„A-Ach ja?", stotterte ich und ballte die Hände zu Fäusten, um das Zittern, welches meinen Körper in regelmäßigen Abständen schüttelte zu verbergen. Kurz schweifte mein Blick zu Seth, der sich beinahe wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte. Vielleicht konnte er sich auf sie stürzen, wenn ich sie ablenkte. Aber was, wenn nicht?
Ich schüttelte den Kopf. Entweder ging ich das Risiko ein und hoffte darauf, dass ich heil aus der Sache herauskam oder ich musste mich verwandeln. Egal, wie meine Entscheidung ausfiel, sie musste schnell geschehen, denn die Frau kam mir allmählich immer näher.
Ich schluckte hart, als ihre roten Augen auf meine trafen. Dann traf ich eine Entscheidung.
Ich ging in mich und suchte nach den Ketten, die die Wölfin in mir einsperrten und streckte die Hand nach der ersten aus. Bevor diese sich jedoch um das kalte Metall schließen und sie öffnen konnte, strich ein kühler Lufthauch über meine Wange. Augenblicklich riss ich die Augen auf und konnte gerade noch beobachten, wie sich Seth von hinten auf die Frau warf. Mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit wirbelte diese zu ihm herum und traf den Wolf direkt an der Brust. Ein lautes Knacken war zu hören, gefolgt von einem entsetzlichen Schmerzenslaut.
„SETH!", stieß ich einen grellen Schrei aus, noch während er durch die Luft geschleudert wurde.
Die Frau mir gegenüber lachte zufrieden auf. „Was für ein ausgesprochen, dummer Hund. Aber nun zu dir, kleines Mädchen", murmelte sie und streckte die Hand nach mir aus. Hastig wich ich vor ihr zurück, stolperte und fiel...gegen etwas Weiches.
Erschrocken schaute ich auf und fand mich in ernsten, goldenen Augen wieder. Liam, schluchzte ich innerlich auf, während ich versuchte mich auf meinen Beinen zu halten. In der Brust des Wolfes hallte ein tiefes Knurren wieder, welches von den anderen Wolf, die nach und nach aus dem Wald traten mit ebenso einer Bedrohlichkeit erwidert wurde. Dann stürzten sie sich auf die Frau.
Sie hatte keine Chance. Binnen einer Minute waren kaum mehr, als abgetrennte Gliedmaßen von ihr übrig. Ich würgte und sank, nicht mehr in der Lage mich länger auf den Beinen halten zu können, in die Knie.

Wie lange ich in dieser Position verharrte, wusste ich nicht mehr. Ich konnte mich bloß noch daran erinnern, wie sich schließlich ein Arm um mich gelegt und wieder hochgezogen hatte.
Als ich zu demjenigen aufblickte, erkannte ich Seth, der seinen verletzten Arm eng an seine Brust gezogen hatte. Auf seinem Gesicht erschien wieder dieses breite Lächeln, während er mich noch enger an sich drückte. Er sah müde aus, hatte überall in seinem jungen Gesicht Kratzer und blaue Flecke. Mein Blick verschleierte sich. „Seth..."
„Keine Sorge", murmelte er und strich mir mit seinem unverletzten Arm über den Kopf. „Mir geht's gut."
Diese Satz brachte das Fass gänzlich zum Überlaufen. Ohne es verhindern zu können, begannen auch schon die ersten Tränen über meine Wangen kullern. Ich hätte ihm helfen können. Verdammt, ich hätte ihn beschützen können!
Ein Schluchzen drang aus meiner Kehle, während dieser verletzte Junge mich in den Armen hielt. „Dein Arm...Er...", weinte ich und spürte gleichzeitig die Blicke der Anderen auf mir.
„Hey, der wird schon wieder", versuchte Seth mich zu beruhigen und tätschelte mir sanft den Kopf. Als ich danach jedoch noch immer nicht aufhörte zu weinen, schob er mich von sich und drückte ich in die Arme eines anderen Wolfes. Sofort umfing mich der Geruch von Nadelwald und Zedernholz. Liam! Ich vergrub mein Gesicht noch tiefer an seiner Brust.
„Valerie, Seth wird schon wieder", sprach er beruhigend auf mich ein und strich mir sanft über den Rücken.
„Genau", schaltete sich nun auch Quill ein. „In ein paar Stunden ist er schon so gut wie neu. Ist schon cool Superkräfte zu haben."
Die Jungs lachten. Selbst auf Seth' Gesicht breitete sich ein strahlendes Grinsen aus. Verflucht! Warum waren sie so freundlich? Sie sollten nicht nett zu mir sein! Das hatte ich nicht verdient. Ich hätte dem jüngsten Mitglied des Rudels helfen können und hatte es nicht getan, bloß, weil ich zu feige war. Die sonst so starke Valerie Moore, hatte sich wie ein kleines Mädchen hinter einem Anderen versteckt.
Nach einer Weile stieß Liam ein Seufzen aus. „Wir werden wohl Carlisle bitten müssen sich den Bruch anzusehen."
Blinzend sah ich zu dem Uley-Jungen auf. „Wer ist Carlisle?", hakte ich nach, musste aber zur selben Zeit ein Gähnen unterdrücken. Ich fühlte mich plötzlich so unglaublich müde.
„Ein Freund", gab Jakob mir, anstelle von Liam die Antwort. Er schien die Führung übernommen zu haben, denn er gab Liam die Anweisung mich heim zu schaffen, während er und der Rest des Rudels zurück zu Emily's Hütte kehrten.
Gleich nachdem ich mich bei Seth entschuldigt hatte, zog Liam mich mit sich tiefer in den Wald. Ich musste stark blinzeln, damit mir meine Augenlider nicht zufielen. Doch es gelang mir für eine Weile.
Als ich schließlich jedoch über eine aus dem Boden herausragende Wurzel stolperte, legte der Wolf kurzerhand die Arme um mich und hob mich hoch. Schlaff fiel mein Kopf gegen seine Brust. „Was war das vorhin? Diese Frau?"
„Du bist müde", lautete seine knappe Antwort.
„Ihr habt sie getötet", murmelte ich, kaum noch in der Lage klar zu denken.
„Sie hat uns angegriffen." Sie hatte Seth verletzt...
Auf einmal war ich wieder hellwach. Ich schoss in Liam Armen hoch und sah ihn aus weitaufgerissenen Augen an. „Seth, er..."
„Ihm geht es gut", flüsterte Liam, wie schon zuvor, beruhigen auf mich an und brachte mich dazu mich wieder gegen ihn zu lehnen.
Langsam wurden meine Augenlider schwer. „Ich hätte ihm helfen können..."
Das Lachen hallte in Liam's Brust wieder und ließ sie vibrieren. „Du hättest keine Chance gehabt."
„Doch...", widersprach ich ihm, während meine Augen nun gänzlich zufielen. „Ich bin doch..." Aber noch bevor ich den Satz beenden konnte, triftete ich bereits in die Dunkelheit ab.

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So Kapitel 50 ist fertig. Was haltet ihr davon? :3
Liebe Grüße

Zoey

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt