Am Abend dieses Tages fand ich mich in meinem Bett wieder, nachdenklich die Decke anstarrend. Nachdem Liam sich direkt vor meinen Augen verwandelt hatte, war er sogleich in den Wald gerannt. Kein Wunder, was sollte er auch sonst tun nachdem er sich in einen riesigen Wolf verwandelt und ich sein Geheimnis gelüftet hatte?
Dennoch wünschte ich mir er wäre da geblieben. Ich seufzte. Ob er morgen trotzdem zur Schule kommen würde? Und wenn ja, wie wird er sich mir gegenüber verhalten? Obwohl, was kümmerte es mich überhaupt? Bisher hatte Liam immer auf der anderen Seite gestanden. Klar, er hatte mir ein, zweimal geholfen, doch die Gründe dafür waren mir bis heute unbekannt.
Trotzdem...Er war so wie ich. Zumindest nahm ich das an. Was also, wenn er mir meine Fragen beantworten konnte? Doch konnte ich ihm überhaupt trauen?
Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite und knipste das Licht aus. Vermutlich sollte ich erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Außerdem konnte ich auch noch morgen darüber nachdenken und vielleicht Liv nach ihrer Meinung fragen. Somit würde ich mein wahres Ich vorerst noch für mich behalten. „Genau", murmelte ich schläfrig und schloss die Augen.
Mitten in der Nacht wurde ich aus meinem Schlaf gerissen. Ein unregelmäßiges Klopfen hatte meine Ohren erreicht und machte es mir unmöglich mich weiterhin auf meinen Traum zu konzentrieren.
Gähnend richtete ich mich also in meinem Bett auf, schwang die Füße über die Bettkannte und stand auf. Was auch immer mich gestört hatte, kam von Draußen.
Tock, Tock. Tock, Tock, machte es wieder und zog meine Aufmerksamkeit auf mein Fenster. Ein Vogel? Aber um diese Uhrzeit?
Ich schüttelte mit dem Kopf, während ich mich ihm langsam näherte. Ziemlich unwahrscheinlich, aber was war es dann?
Zögernd streckte ich die Hand nach dem Griff aus und atmete noch einmal tief durch, bevor ich es entriegelte. Tock,Tock, traf wieder etwas auf die Fensterscheibe und viel vor mir zu Boden. Hastig streckte ich die Hand danach aus und konnte es gerade noch so auffangen.
Neugierig, was sich in meine Faust befand, öffnete ich sie wieder und fand darin einen Kieselstein vor. Moment! Ich runzelte die Stirn. Ein Kieselstein?! Seit wann konnten Steine bitteschön fliegen?
Genau Valerie, noch nie! Aber wenn sie nicht von alleine bewegt hatten und der schwache Wind sie auch nicht heraufgetragen hatte, dann musste etwas oder jemand dahinter stecken.
Augenblicklich begann ich mich zu versteifen, während meine Augen die Umgebung absuchten.
„Valerie!", flüsterte eine dunkle Stimme meinen Namen so leise, dass ich ihn fast überhört hätte.„Valerie." Eine Gänsehaut begann sich über meinem Körper auszubreiten und jagte mir einen Schauer über den Rücken. „W-Wer", stotterte ich und schlang die Arme um mich. „Wer ist da?"
„Valerie, hier unten. Ich bin's!"
Ich zuckte zusammen, verdrehte dann aber die Augen. Ich bin's - tolle Antwort. „Ein Name hätte mir auch gereicht", murmelte ich, ehe ich mich über meine Fensterbank beugte und unter mich sah. Und tatsächlich stand dort in den Schatten eine dunkle Gestalt, deren Umriss ich nur verschwommen ausmachen konnte. Dennoch glaubte ich zu wissen, um wen es sich dabei handle. Wer sollte auch sonst hinter so einer blödsinnigen Idee stecken. „Liam! Was zum Teufel hast du hier zu suchen! Hast du eine Ahnung wie spät es ist?!"
„Ey Moore, jetzt hör' doch mal auf rumzumeckern!", schoss er zurück und trat in den Schein des Mondlichtes. „Wir müssen miteinander reden." Seine Augen, die das Mondlicht spiegelten, sahen mich ernst an.
Doch ich hielt ihnen stand, verschränkte die Arme vor der Brust und reckte das Kinn in die Höhe. „Ach, worüber denn?"
Erneut versuchte er mich mit seinen Blicken zu bezwingen, doch da legte er sich mit der Falschen an. Ich würde mich ihn nicht unterwerfen, denn eines durfte ich nicht vergessen: In meinem Herzen war ich eine Wölfin und stand damit auf einer Stufe mit ihm. „Also, was ist? Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit."
Damit hatte ich ihn! Geschlagen ließ er die Schultern sinken und brach den Blickkontakt ab. „Du weißt genau, worüber wir sprechen müssen." Er seufzte. „Was du heute gesehen hast, kann dich nicht vollkommen kalt gelassen haben."
Damit hatte er nicht ganz Unrecht, aber... „Wie kann ich sicher gehen, dass du mich nicht gleich auffrisst? Ich meine, ich stelle doch jetzt eine Bedrohung für dich da, nun, dass ich dein Geheimnis kenne."
„Auffressen?", echote Liam und brach sogleich in Gelächter aus. Ich wusste, was er dachte. Selbst in meinen Ohren klangen diese Worte lächerlich, doch wie hätte ich ihn sonst indirekt fragen sollen, ob ich ihm vertrauen konnte?
Das schien nun auch Liam klar zu werden, denn sein Lachen verstummte abrupt, als er in mein Gesicht sah. Langsam hob er die Hand und streckte sie mir entgegen. „Keine Angst, ich tu dir nichts - versprochen. Ich möchte es dir nur erklären."
„Na gut", nickte ich und sah an mir herab. Noch immer trug ich meine Schlafsachen. Nicht gerade die ideale Bekleidung für eine Nachtwanderung, musste ich einsehen, ehe ich einen Blick hinter mich warf, nur um dann wieder Liam anzuschauen. „Gib mir nur einen Moment, um mich umzuziehen."
„Geht klar", nickte er und lehnte sich an den Stamm des Baumes vor meinem Zimmer.
~
Guten Abend, oder sollte ich besser guten Morgen sagen? :D
Ich entschuldige mich erstmal für das langweilige Zwischenkapitel, aber das muss ein. Trotzdem hoffe ich, dass euch mein neues Kapitel gefällt.
Bis bald!
- eure Nachteule ^.^
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Mondgeheul
WerewolfValerie Moore hat schon vieles in ihrem Leben durchgemacht. Als ihre Eltern jedoch auf Grund der Versetzung ihres Vaters nach La Push ziehen, bricht für sie eine Welt zusammen, denn sie muss ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. In La Push erwart...