15

350 12 3
                                    

Als ich am nächsten Morgen durch die Tür ins Freie trat, fühlte ich mich keineswegs mehr wie ein Supergirl. Stattdessen war ich müde und ausgelaugt, sodass ich mich nicht wirklich dafür begeistern konnte in die Schule zu gehen.
Immerhin bin ich schon einmal aus dem Bett gekommen, tröstete ich mich über meine schlechte Laune hinweg und holte meine Maschine aus der Garage. Heute benötigte ich tatsächlich ganze drei Anläufe, bis es mir gelang den Motor in Gang zu bringen. Nachdem der allerdings einmal lief, konnte es losgehen.
Schnell schaltete ich vom ersten Gang in den letzten, sodass ich gut beschleunigte. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich das hohe Tempo und die Freiheit, welche damit einherging liebte? Nein? Dann tat ich es jetzt!
Ich liebte es, wenn der Wind an meinen Haaren zog oder die Kälte auf meiner Haut prickelte. Beinahe könnte man Motorrad fahren mit fliegen vergleichen. Beides erzeugte in meinem Bauch dasselbe aufregende Kitzeln. Es weckte mich auf.
Leider kam durch meine Raserei auch bald das braune Schulgebäude in Sicht. Es erinnerte mich sofort daran, dass ich Olivia eine Erklärung schuldig war und höchstwahrscheinlich auch diesem Idioten von Uley begegnen würde.
Seufzend hob ich dennoch den Helm von meinen Kopf und schüttelte meine braunen Locken kurz aus. Nachdem sie wieder halbwegs ordentlich über meine Schultern begab ich mich auf den Weg zum Eingangsbereich.
Davor wartete, wie immer Liv. Der Blick, den sie mir jedoch zuwarf, als sie mich entdeckte, zeigte ungewöhnlicherweise keinen Ärger, sondern eher Besorgnis.
Trotzdem blieb ich vorerst vorsichtig und begrüßte sie mit einem zurückhaltenden Lächeln. „Hey."
Anstatt mir ebenfalls mit einem „Hallo" zu antworten, fiel mir meine Freundin einfach um den Hals. Dann verließ auch schon ein Schwall aus Worten ihren Mund. „Warum bist du Samstag so plötzlich verschwunden? Wieso hast du mir nicht bescheid gesagt und weshalb zum Teufel hast du mir am nächsten Morgen nicht auf meine Anrufe geantwortet?! Ich hab' mir verdammte Sorgen um dich gemacht, du blöde Kuh!"
Olivia klang wirklich aufgelöst. Aber was hatte sie erwartet? Das ich entführt und verschleppt wurde? Ausgerechnet ich?
Was mich jedoch noch mehr wunderte war, dass sie mich angerufen hatte. Eigentlich hatte ich gedacht, dass mein Handy den ganzen Tag auf meinem Schreibtisch gelegen und keinen Ton von sich gegeben hatte. Nun ja, ich musste auch zugeben, dass ich ihm weder nach dem Aufstehen, noch vor dem ins Bett gehen Beachtung geschenkt hatte.
Im Nachhinein kam ich mir nun echt dämlich vor, denn immerhin hätte ich mir dadurch, dass heutige Gespräch sparen können. Indessen ich mich also innerlich ohrfeigte, zog ich Liv meinerseits an mich und murmelte: „Verzeih, dass ich dir dein Wochenende versaut habe." Sie schwieg.
Langsam löste ich mich von meiner Freundin und sah ihr fest in die Augen. „Tut mir wirklich Leid Liv!"
Es herrschte weiterhin Stille zwischen uns. Etwas, mit dem ich noch nie umgehen konnte. Schweigen stand beinahe mit weinen auf einer Stufe, sodass mir alles lieber gewesen wäre, als das.
"Livi", quengelte ich. Sie sollte endlich sagen, was sie dachte. Von mir aus durfte sie sogar wütend sein, solange sie endlich mal den Mund aufmachte.
"Schon vergessen."
Im ersten Augenblick glaubte ich mich verhört zu haben, doch dann erkannte ich das Zucken in den Mundwinkeln meiner Freundin. Ein hoher laut verließ meine Kehle, welcher sich sogleich in ein erleichtertes Lachen verwandelte. „Auch du."
"Da hab' ich dich wohl verarscht", zuckte Olivia mit den Schultern und streckte mir spielerisch die Zunge heraus.
Kopfschüttelnd grinste ich sie an, ehe ich mich bei ihr unterhakte und sie mit mir nach Drinnen schleifte. Die erste Stunde würde bald beginnen und außerdem blieb noch ausreichend Zeit uns, während des Biologieunterrichtes, weiter zu unterhalten.
Im Endeffekt brachte uns diese zwar böse Blicke von Mrs. Wilkinson ein, doch dabei blieb es auch.
In Sport mussten wir unsere Gespräche jedoch einstellen, denn für diese Stunde hatte sich Coach Ross etwas ganz Besonderes ausgedacht – einen Parkourlauf Querfeldein. Während ich mich insgeheim ein wenig darüber freute dadurch einen Teil meiner überschüssigen Energie loszuwerden, beobachtete ich amüsiert Olivias Reaktion. Schon bei dem Wort „laufen" verschwand der fröhliche Ausdruck auf ihrem Gesicht. Den folgenden Todesblick hatte ich allerdings nicht mehr kommen sehen.
Meine Freundin schaute unseren Sportlehrer, welcher uns gerade erklärte, dass wir ein Mindesttempo an den Tag legen mussten, so abgrundtief böse an, dass sich selbst mir die Nackenhaare aufstellten.
Selbstlos, wie ich nun mal war, raffte ich mich dazu auf sein Leben und meinen Tag zu retten, indem ich ihr zaghaft den Arm um die Schultern legte und sagte: „Wenn du gar nicht mehr kannst, trag' ich dich eben!"
Eigentlich sollte dies bloß ein Scherz gewesen sein, aber scheinbar erkannte meine Freundin den Witz dahinter nicht, denn plötzlich begannen ihre Augen wieder zu strahlen. „Wirklich?!"
Unwillkürlich musste ich schmunzeln, ehe ich ihr eine kleine Kopfnuss verpasste. „Nein", lachte ich daraufhin. „Du musst das schon selber schaffen, aber ich bleibe bei dir!"
"Aua!" Grummelnd rieb sich Liv über ihre Stirn.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Coach Ross. Gerade erklärte er zum zweiten Mal, welche Route wir einschlagen mussten. Der Weg verlief größtenteils durch ein riesiges Waldgebiet, das – laut ihm – gut genug ausgeschildert sein sollte, sodass sich niemand verlaufen würde.
Nach jedem absolvierten Hindernis würden wir ein Band, je nach Farbe der Gruppe, erhalten, mit welchem wir am Ende unseren Erfolgen nachweisen konnten.
Soeben kam der Coach auf die Verhaltensregeln zu sprechen, als ich plötzlich einen Ellenbogen in die Rippen bekam. Ich stöhnte leise auf und schaute dann die Verantwortliche böse an.
"Hast du bemerkt, dass Liam dich die ganze Zeit anstarrt?", überging Olivia mich allerdings einfach und deutete mit dem Daumen auf ihn.
Was? Verwirrt zog ich die Stirn kraus. Warum sollte mich dieser Idiot denn ansehen? Bisher hatte er mich doch auch kaum eines Blickes gewürdigt. Obwohl im Prinzip konnte es mir auch egal sein. Ich meine, ich mochte ihn ja noch nicht mal – auch wenn ich mich gestern für ihn in die Fluten geworfen hatte.
Einen Herzschlag später ertappte ich mich jedoch dabei, wie ich aus dem Augenwinkel kurz zu ihm hinüber spähte. Sofort trafen meine Augen auf seine und hielten seinen Blick gefangen. Ich hielt den Atem an.
"Ms. Moore?", riss mich der Coach gerade noch rechtzeitig von Liam los. „Sie würde ich gerne mit ... in eine Gruppe stecken."    

~

Hallo ihr da Draußen! Zuerst einmal hoffe ich, dass euch der Part gefallen hat, aber nun zu wichtigeren Dingen. ^^
Wie ihr sicherlich bemerkt habt, habe ich noch keinen Partner für Valerie festgelegt. Ich dachte mir, dass ich die Wahl euch überlasse. Also könnte ihr wählen zwischen Liam, Olivia oder einem anderen Charakter, der in ihre Klasse geht. (einfach in die Kommentare)
gezeichnet Z. 

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt