41

208 14 1
                                    


Ich schwang mich also zurück in mein Zimmer und hastete zu meinem Kleiderschrank. Dort angekommen, griff ich mir die erstbeste Jogginghose und den einzigen Pullover, den ich besaß und zog sie schnell über.
Fertig umgezogen, schloss ich noch einmal kurz die Augen und atmete tief durch. Danach schlich ich mich zu meiner Zimmertür und streckte die Hand nach der Klinge aus. Doch kurz bevor ich sie herunter drücken konnte, fingen meine guten Ohren das stätige Geräusch von schweren Schritten auf. Verdammt! Mein Dad! Wieso war er noch wach?
Er und meine Mum waren zwar die coolsten Eltern, die man sich wünschen konnte, doch selbst er wäre sicherlich nicht begeistert seiner Tochter zu dieser Zeit auf dem Flur zu begegnen. Vor allem nicht, wenn sie gerade auf dem Weg war sich nach Draußen zu stehlen, um einen Jungen zu treffen.
Ich gab ein Zischen von mir und kniff die Augen zusammen. Nein, ihm jetzt über den Weg zu laufen, wäre keine gute Idee.
Dann musste ich eben auf einem anderen Weg aus dem Haus kommen. Wie von selbst glitt mein Blick zurück zum Fenster. Mein Zimmer lag in der ersten Etage, doch wenn ich es schaffte irgendwie auf den Baum zu gelangen, dann könnte ich an ihm vielleicht nach unten klettern. Auf jeden Fall war es eine bessere Idee, als meinem Vater gegenüber zu treten.
Ich begab mich also zurück zu meinem Fenster und kletterte auf den Sims. Dort angekommen, wanderte mein Blick unwillkürlich nach unten. Augenblicklich musste ich schlucken. Von hier oben sahen die knapp drei Meter deutlich höher aus. Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Doch bevor es gänzlich die überhaupt gewinnen konnte, funkte mein Stolz dazwischen: Komm schon. Sei kein Weichei - so hoch ist das gar nicht!
Genau, solange ich nicht auf den Boden sah, konnte ich mir genau das einreden. Und selbst, wenn ich abrutschte, konnte es gar nicht so schlimm werden. Genau... Sekunde? Abrutschen?! Ich schüttelte mit dem Kopf. Am besten sollte ich aufhören darüber nachzudenken und einfach springen. Jawohl. Das würde ich tun.
Ich nahm also all meinen Mut zusammen, begab mich in die Hocke. Ich spürte, wie sich die starken Muskeln in meinen Beinen anspannten, bereit zum Sprung.
Aber gerade, als ich mich von dem Fensterbrett abstoßen wollte, durchbrach eine tiefe Stimme meine Konzentration: „Valerie? Was machst du denn da?"
Und kaum, dass Liam's Worte mich erreichten, spürte ich, wie mein Fuß auf dem glatten Schneematsch abrutschte und sich mein Schwerpunkt unwillkürlich nach vorn verlagerte. Scheiße!, dachte ich noch, während ich die Augen zusammen kniff. Dann begann ich zu fallen.

Einen Moment später landete mein Körper hart auf dem gefrorenen Boden. Nun ja, zumindest hätte er das tun sollen. Doch als der Wind aufhörte in meinen Ohren zu rauschen, spürte ich keinerlei Schmerz. Ich hatte den Aufprall sogar kaum gemerkt. Was war passiert? Hatte der Schnee meinen Fall soweit abgepresst, dass er keine Folgen mit sich trug?
Langsam öffnete ich meine Augen wieder und begegnete sogleich zwei belustigt funkelnden Bernsteinen. Liam. Eilig wandte ich den Blick ab.
Er musste mich aufgefangen haben. Ich atmete erleichtert aus. Gott sei Dank! Obwohl...War es wirklich gut, dass er mir so nah war? Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und merkte den Druck seiner Arme, die mich gegen seinen Körper.
„D-Danke", stotterte ich noch immer ein wenig außer Atem, während mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen. „D-Du kannst mich jetzt runter lassen."
Für einen Moment glaubte ich mir einzubilden, dass er mit seiner Entscheidung zögerte, aber dann stellte er mich wieder auf den Boden. „Alles klar?"
Ich hielt kurz inne und ging ich mich. Mein Puls begann sich allmählich zu beruhigen und auch das Zittern verschwand aus meinem Körper. „Ja, ich bin wieder die Alte. Nochmal danke fürs auffangen", sagte ich und konnte nicht verhindern, dass ich ihm keck zuzwinkerte.
„Kein Problem", winkte der Uley Junge ab und erwiderte mein Zwinkern kurz. Dann wandte er sich dem Wald in seinem Rücken zu. „Wollen wir?"
„Klar", nickte ich und schloss zu ihm auf.

~

Na ihr,
wie geht's? :D
Ich weiß Kapitel 41 ist wieder ziemlich kurz geraten, doch so wie es kurze Menschen gibt, gibt es nun mal auch kurze Kapitel. Aber keine Sorge die Fortsetzung folgt bald.
Insofern wünsche ich euch weiterhin viel Spaß beim Lesen.

eure Zoey

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt