Am Anfang konnte ich in der Schwärze - selbst mit meinen Wolfsaugen nichts ausmachen, dafür waren sie zu gut getarnt. Allerdings waren die meine Augen auch nicht mein bestes Sinnesorgan.
Meinen Instinkten folgend nahm ich einen tiefen Atemzug durch die Nase und da wurde mir alles klar. Sie waren männlich, zu fünft nach ihren unterschiedlichen Gerüchen zu urteilen und sie bedeuteten Ärger.
Ich biss die Zähne zusammen und strafte meine Schultern, ehe ich zu Olivia sah. Die Furcht in ihrem Gesicht verriet mir alles. Vermutlich versuchte ich eben deshalb stark zu bleiben, als ich nickte und mit rauer Stimme sagte: „Du hast Recht."
„Verfolgen sie uns?", presste meine Freundin zwischen ihren Lippen hervor, während sie sich an mich klammerte.
Kurz überlegte ich zu lügen, damit ich ihr nicht noch mehr Angst einjagte, doch entschied mich schließlich dagegen. „Höchstwahrscheinlich."
Ein Wimmern drang aus der Kehle meiner Freundin. Ein Laut, den mein ohnehin schon nervöser Wolf mit einem ebenso hohen Fiepen erwiderte. Ich schüttelte den Kopf. Mir blieb keine Zeit, um Schwäche zu zeigen.
Wenn ich mich recht erinnerte, trennten uns nur noch wenige hundert Meter von ihrem Wagen. Eine Strecke, die wir nun beinahe rannten, denn unsere Verfolger klebten uns weiterhin an den Versen.
„Das schaffen wir nie", jammerte Olivia und Tränen begannen über ihre Wangen zu rollen. Leider sprach sie die Wahrheit. Schon jetzt fiel es ihr offensichtlich schwer mit mir mitzuhalten und ihre Schritte wurden von Sekunde zu Sekunde langsamer.
Ich löste ihre Hand von meiner und blieb stehen. Augenblicklich hielt auch Liv in ihrer Bewegung inne. Ihr Körper zitterte. „Was machst du da?"
„Na was wohl? Ich lenk sie ab, während du zum Wagen rennst", lachte ich ein freudloses Lachen und wandte ihr den Rücken zu. Ich spürte genau, dass meine Freundin zu mir treten und mir beistehen wollte, weshalb ich eilig noch ein „Geh schon!" hinterher schob.
„Ich hole dich gleich ab! Versprochen!", rief sie mir über die Schulter zu, ehe sie ihren Weg ohne mich fortsetzte. Damit war immerhin sie in Sicherheit. Gut.
Ich holte tief Luft, bevor ich meinen Kopf hob und mich den dunkeln Gestalten vor mir stellte. Wie ich bereits festgestellt hatte, bestand die Gruppe ausschließlich aus Männern - alle circa Mitte zwanzig. Unwillkürlich musste ich schlucken, denn sie alle überragten mich um mindestens einen Kopf und sahen ziemlich gefährlich aus.
„Na Schätzchen, Lust mit uns mitzukommen?", sprach mich einer von ihnen an, während seine Freunde lachten, als hätte er irgendeinen guten Witz gemacht. Ich musterte ihn von oben bis unten. Wären wir uns zu gewöhnlichen Bedingungen auf der Straße begegnet, wäre er mir mit seinen schlichten brauen Haaren und Augen vermutlich noch nicht einmal aufgefallen, doch nun strahlten sie etwas Bedrohliches aus.
Reiß dich zusammen!, ermahnte ich mich und hob, wie ich es gewohnt war, trotzig das Kinn. „Ich habe kein Interesse, vielen Dank." Anders, als erwartet, klang meine Stimme unglaublich fest und sicher, also genauso, wie ich mich im Augenblick nicht fühlte.
Ein anderer Mann trat aus der Masse hervor und legte seinem Freund gehässig die Hand auf die Schulter. „Hast du gehört Tony, die Kleine will nichts von dir. Vielleicht sollte ich mein Glück mal versuchen." Mit diesen Worten schenkte er mir ein schmieriges Grinsen und trat einen Schritt auf mich zu.
„Stop!", sagte ich laut und wich zurück. „Bleiben Sie mir fern!"
Ich wusste genauso gut, wie diese Männer, dass meine Worte sie nicht davon abhalten würden ihr Vorhaben auszuführen, allerdings hoffte ich dennoch damit ein wenig Zeit zu gewinnen. Leider vergebens. Sie kamen immer näher. Liv wo bleibst du?
Die Gruppe drängte mich immer weiter auf eine dunkle Seitenstraße zu und das Gefühl der Furcht wuchs weiter in mir. Doch nicht nur der Mensch in mir war mental am Ende, auch meine animalische Seite wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Der Wolf drohte auszubrechen.
Plötzlich spürte ich, wie mein Rücken gegen etwas Festes stieß, eine Wand. Ich war in der Falle. Scheiße!
„Hey Leute, seht ihr, wie sie zittert", feixte eine tiefe Stimme aus der Gruppe und erntete dafür sofort zustimmendes Kichern. Grässlich. Sie waren wie Hyänen, die erst noch mit ihrer Beute spielten. Ich musste dringend einen Ausweg finden.
Panisch blickte ich mich um, suchte nach einer Lücke, während das Zittern in mir anstieg.
Eine Hand legte sich auf meinen Arm. Ich stieß sie sofort weg. Es folgten Stimmen, dann weiter Hände. Ich schrie und begann mich zu wären. „Liv!", schrie ich, doch ihr Name verlor sich in einem tiefen Knurren.
Es dauerte kaum einen Herzschlag, bis ich bemerkte, dass es aus meiner Kehle gekommen war. Mein Blick flog zu meinen Finger, deren Nägel sich bereits zu Klauen formten. Ich begann mich zu verwandeln.
~
Und STOP! Ein etwas kürzeres Kapitel, aber ich denke, dass es ganz gut geworden ist. ^^
Ob Val sich vor den Augen aller verwandelt oder ob sie es schafft sich zu beherrschen und wo ist Olivia abgeblieben? Tja, das Alles erfahrt ihr erst im nächsten Teil von Mondgeheul.
gezeichnet
Z.
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Mondgeheul
WerewolfValerie Moore hat schon vieles in ihrem Leben durchgemacht. Als ihre Eltern jedoch auf Grund der Versetzung ihres Vaters nach La Push ziehen, bricht für sie eine Welt zusammen, denn sie muss ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. In La Push erwart...