LiamMein Herz setzte einen Schlag aus, als ich beobachtete, wie Valerie kraftlos einknickte. Dann reagierte mein Körper auch schon ganz von alleine. Ich sprang beinahe zeitgleich mit Jakob auf. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig die Arme auszustrecken und sie aufzufangen, sodass sie sich nicht den Kopf stieß.
„Was ist mit ihr?", fragte ich panisch und nahm sie Jakob sofort ab, als ich die beiden erreichte. Am Tisch war es still geworden, alle Blicke lagen auf der Brünetten, deren Körper schlaff in meinen Armen hing. Ihr Atem ging flach, auf ihrer Stirn glänzten Scheißperlen und insgesamt fühlte sie sich verdammt heiß an. „Fieber", kam es mir auf der Stelle in den Sinn. Ich sah Emily an. Die Verlobte meines Bruders erwachte, wie aus einer Starre und kam zu uns hinüber, dann legte sie eine Hand an Valerie Stirn.
Kurz darauf nickte sie, eine tiefe Sorgenfalte zeichnete sich zwischen ihren Augen ab. „Sie glüht richtig. Das kann nicht erst seit einigen Minuten so sein. Ihr muss es schon den ganzen Tag schlecht gehen, wenn nicht noch länger."
Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten zusammen, dann wanderte mein Blick auf das schlafende Gesicht des Mädchens in meinen Armen. Wieso hatte ich sie vorhin nicht zurückgeschickt. Mir war doch von Anfang an klar gewesen, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Verdammt, Valerie war noch nicht mal eine gute Lügnerin oder überzeugende Schauspielerin! Ich hätte sie verdammt noch mal Nachhause schicken sollen! „Verflucht", zischte ich wütend und gleichzeitig darum bemüht, dass Zittern in mir zurückzudrängen. Ich war wütend, auf sie und auf mich. So sauer!
„Liam." Plötzlich legte sich Emily's schlanke Hand auf meinen Arm und drückte sanft zu. In ihrem Blick erkannte ich Sorge, aber auch Zuversicht. Wenn jemand wusste, was in solch einer Situation half, dann war es Emily. Ich nickte ihr also kurz zu und gab ihr damit mein Einverständnis, das Kommando zu übernehmen.
Sofort veränderte sich ihre Haltung. Die Sorge verschwand aus ihren Augen und wich der Entschlossenheit. „Das, was die Kleine jetzt am meisten braucht, ist Ruhe. Soviel wie es nur geht. Also bringst du sie..." Emily deute auf mich. „am besten in dein Bett." Bevor ich darauf noch etwas erwidern konnte, fuhr sie auch schon fort. „Und du musst dafür sorgen, dass sie viel trinkt und die Tablette, die ich dir gleich gebe, schluckt klar."
Wortlos nickte ich, während ich weiterhin Valerie anstarrte. Nur halb bekam ich mit, wie sich Emily von mir entfernte, um in die Küche zu gehen und Sam das Rudeltreffen für beendete erklärte und alle aus dem Haus jagte.
Ich blieb einfach stehen und musterte das Moore-Mädchen einfach weiter. Das Gegenteil zu meiner äußeren Ruhe bildete der tobende Wolf in meinem Inneren. Er wollte sie noch näher ziehen, beschützen. Ich knurrte.
„Liam!", drang auf einmal wieder Emily's Stimme an mein Ohr und lenkte meine Aufmerksamkeit für einen Moment von Valerie weg. Meine Schwägerin in Spe hatte die Hände in die Hüften gestemmt und bedachte mich mit einem vorwurfvollen Blick. „Ich hab' gesagt ins Bett mit ihr! Husch, husch."
Bevor sie mich allerdings gänzlich in mein Zimmer jagte, überreichte sie mir noch eine kleine weiße Pille, welche wohl das Fieber senken sollte.Den Weg in mein Schlafzimmer brachte ich mit Valerie auf meinen Armen ziemlich schnell hinter mich. Kurz musste ich sogar lächeln, als ich daran dachte, dass es immerhin nicht das erste Mal war, das ich sie ins Bett brachte, aber dann trübte sich mein Gesicht wieder.
Im Vergleich zum letzten Mal ging es Valerie alles andere als gut. Ihr Kopf ruhte matt an meiner Schulter, ihr Mund war leicht geöffnet und hinter ihren Lidern zuckte es unruhig.
Sanft legte ich sie auf meinem Bett ab, schlug die Decke zurück und versuchte sie in eine möglichst bequeme Position zu bringen. Sie ließ alles wortlos über sich ergehen.
Fahrig strich ich mir durch die Haare, unentschlossen, was ich als Nächstes tun sollte. „Viel Ruhe, viel trinken", betete ich die Liste an Emily's Ratschlägen noch einmal runter, ehe ich wieder auf die Tablette in meiner Hand aufmerksam wurde.
Vielleicht sollte ich damit anfangen. Kurzentschlossen schob ich meine Hand erneut an Valerie Rücken, richtete sie auf und setzte mich anschließend hinter sie, sodass ihr mein Körper nun wieder Halt bot. Valerie seufzte. Ich quittierte mit einem tiefen Brummen, griff vorsichtig nach ihrem Kinn und drehte ihren Kopf zu mir. Plötzlich war ihr Gesicht ganz nah, ihre Lippen kaum zwei fingerbreit von meinem entfernt. Ich stockte für einen Moment, während ihre Lippen unwillkürlich meinen Blick anzogen. Zart, rosa, einladend und unglaublich verführerisch...
Sollte ich... Kaum das dieser Gedanke in meinem Kopf aufgetaucht war, zog ich mich zurück und rief mich sofort wieder zur Besinnung. Valerie war krank! Und ganz egal, was andere von mir dachten: ihre Hilflosigkeit würde ich niemals ausnutzen – Badboy hin, oder her. „Also weiter"...Valerie
Als ich das erste Mal mein Bewusstsein erlangte, tat mir alles weh und mein Kopf schmerzte höllisch. Ich gab einen wimmernden Laut von mir und fragte mich gleichzeitig, was noch einmal passiert war. Eben hatte ich nun in der Küche in Emily's Haus gestanden und auf einmal war da nichts mehr, als Dunkelheit.
„Scheiße!", fluchte ich und schlug blinzelnd die Augen auf. Noch immer war es um mich herum stockfinster. War es Nacht oder Tag? Konnte es sein, dass ich vielleicht noch gar nicht aufgewacht war? Ich wollte mich aufsetzen, um meine Lage besser beurteilen zu können, doch etwas Schweres um meine Hüfte hielt mich zurück. „Was zum...?!"
„Valerie? Bist du wach?", murmelte eine verschlafene Stimme und plötzlich bewegte sich etwas neben mir. Liam?
„Wo bin ich?"
„In meinem Bett", lautete die Antwort, dann wurde ich auch schon umgedreht und an eine warme, nackte Brust gezogen. Verdutzt drehte ich den Kopf zur Seite und sah zu dem Werwolf auf. „Warum bin ich hier?"
Liam gähnte laut, doch dann erkannte ich, wie sich seine Lippen zu einem harten Strich zusammenpressten. „Du hast mich angelogen", grollte er, doch im Gegensatz zu seiner Stimme waren seine Berührungen weiterhin ganz weich. „Du hattest und hast teilweise noch verdammt hohes Fieber und hättest eigentlich gar nicht herkommen dürfen!"
Ohne es verhindern zu können, seufzte ich betrübt. „Ich weiß."
Ich hatte soeben zugegeben, dass ich im Unrecht war. Ein ziemlicher Beweis meiner Reue, da ich sonst eher selten dazu neigte meine Fehler einzusehen. Und dennoch schien es Liam nicht zu genügen, denn kurz darauf vibrierte ein bedrohliches Knurren in seiner Brust. „Warum hast du es dann getan?!"
Warum? Das fragte ich mich inzwischen selber. Womöglich, weil ich unbedingt mehr über die bleiche Frau, die wie ich nun wusste ja eine Vampirin war, erfahren wollte? Oder, weil mein Stolz mich dazu trieb. Vielleicht wollte ich auch einfach Liam und die anderen wiedersehen - aber wer wusste das schon?
In diesem Augenblick hatte ich jedoch keinen Nerv dazu meine Energie für die Antwort dieser Frage zu verschwenden. Noch immer fühlte ich mich ausgelaugt und wollte am liebsten einfach wieder einschlafen. „Können wir deine Standpauke vielleicht auf morgen verschieben?", hakte ich daher also matt nach und kuschelte mich noch ein Stückchen mehr an den Uley-Jungen.
Der Wolf reagiert sofort, indem er seine Arme schützend um meinen Körper schlang. Dann hörte ich ihn auch schon mit einer Stimme, aus der aller Zorn verschwunden war, fragen: „Müde?"
„Und wie!" Ich lächelte und schloss wieder die Augen. Bevor ich allerdings zum zweiten Mal ins Traumland abdriftete, kam mir noch ein Gedanke: „Meine Eltern werden mich morgen umbringen."
Ich spürte, wie sich Liam's Mund an meiner Schläfe zu einem Lächeln verzog. „Sag doch einfach, ich hab dich gekidnappt."
„Haha", machte ich, konnte mir aber ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.
„Uns wird schon etwas einfallen, also schlaf' jetzt"...~
Na ihr? :D
Wie geht's euch so? Ich persönlich bin absolut erschöpft und mein Körper sehnt sich nach Ferien und meinem Bett, aber darauf kann er noch ziemlich lange warten. >.<
Nun hoffe ich, dass euch das neue Kapitel gefallen hat! Ich persönlich liebe ja diese VaLi/ LiVa-Momente. *.*gezeichnet
Z.PS: Für aller Teilnehmer des Gewinnspieles - euch bleiben noch 15 Tage! Viel Erfolg :D
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Mondgeheul
WerewolfValerie Moore hat schon vieles in ihrem Leben durchgemacht. Als ihre Eltern jedoch auf Grund der Versetzung ihres Vaters nach La Push ziehen, bricht für sie eine Welt zusammen, denn sie muss ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. In La Push erwart...