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Samstag, der Tag an dem diese Party stattfinden würde.
„Wir gehen jetzt, Mum!", rief ich meiner Mutter noch ein letztes Mal, in der Hoffnung sie würde mich nicht doch erretten, zu.
Doch das tat sie nicht. Stattdessen kam von ihr bloß ein „Okay Schatz, viel Spaß" zurück. Verflixt!
„Los jetzt", kicherte Olivia, der mein enttäuschter Gesichtsausdruck nicht entgangen war und harkte sich bei mir unter. Ich seufzte, denn mir war klar, dass ich aus dieser Sache nicht mehr herauskommen würde. „Auf, auf! Die Nacht ist noch jung und die Party ruft!"

Bereits, als wir uns dem - laut Olivia - besten Ort zum Feiern in La Push näherten, drangen die lauten Bässe und hohen Beats an mein empfindliches Ohr. Ich verzog das Gesicht. Der DJ traf nicht einmal annähernd meinen Musikgeschmack, wenn man dieses Zeug überhaupt als solches bezeichnen konnte.
„Bereit?", fragte Liv und schenkte mir ein breites Grinsen.
Ich hob eine Augenbraue. „Soll ich ehrlich sein oder lügen?"
„Lügen. Nur einmal für mich."
Na gut, sie hatte es nicht anders gewollt. „Yeah Party", quietschte ich, wie es immer die Mädchen in meiner alten Klasse getan hatten und machte einen kleinen Freudensprung. In Wirklichkeit hätte ich jedoch am liebsten kehrt gemacht.
Das schien auch Liv klar zu sein, denn sie schüttelte nur stumm mit dem Kopf.
„Zu viel?"
„Eindeutig", stimmte sie mir sofort zu, bevor sie mich in eine Umarmung zog. „Du darfst die alte Val bleiben, aber bitte versuch Spaß zu haben." Mit diesen Worten und einem flehenden Hundeblick schob sie mich von sich. Dann schob sich wieder ihr übliches Lächeln auf die Lippen. „Wir sehen heiß aus! Und jetzt komm! Rocken wir diese Party!"
Trotz, dass sich alles in mir dagegen sträubte, folgte ich Olivia widerstandslos. Nur eine Nacht. Eine Nacht, die ich schon überleben würde.
Bald schon kam das Gebäude in Sicht - eine übertrieben große Blockhütte. „Wem gehört das Haus?"
„Quil's Eltern. Die sind aber ohnehin nie Daheim.", erhielt ich sogleich die Antwort samt Randinformationen. Dann durchquerten wir auch schon die Eingangstür und wurden sogleich in die Szene hineingeworfen. Wo man auch hinsah, tanzen, küssten, flirteten und feierten die Leute meiner Schule. Körper an Körper, Haut an Haut. Angewiderte schüttelte ich mit dem Kopf. Was war so toll daran?
„Denk daran, du wolltest Spaß haben", erinnerte mich Olivia, wobei sie mir regelrecht ins Ohr schreien musste, damit ich sie über die Musik verstand.
Ich verdrehte die Augen, nickte anschließend aber brav.
„Willst du tanzen?", brüllte Olivia und deutete auf die im Takt schwingende Masse vor uns. „Nein, bitte nicht", entgegnete ich ihr daraufhin sogleich mit einem energischen Kopfschütteln. Sie hätte mich um alles bitten dürfen. Alles wäre mir lieber gewesen, als in der Menschenmasse zu landen. Aber so musste ich mich nach etwas Anderem umsehen. Etwas, wie... Perfekt!
Ein wenig abseits von der Tanzfläche führte ein Torbogen in einen separaten Raum, der einer Küche ziemlich nah kam. Und ich musste, um zu ihr zu gelangen, nicht einmal direkt durch die Menschenmenge. Einfach perfekt!
Lächelnd wandte ich mich wieder meiner Freundin zu. „Was hältst du davon, wenn du dich auf der Tanzfläche ein wenig auspowerst, während ich mich erst einmal an diese Situation gewöhne?"
„Was?", echote Liv, bevor sich Falten der Besorgnis auf ihre Stirn zu legen begannen. „Bist du dir sicher?"
Glucksend winkte ich ab. „Klar, ich bin schon groß und nun schwirr ab. Falls du mich brauchen solltest, pfeif einfach zweimal laut."
Noch immer schien Olivia ihre Zweifel damit zu haben mich allein zu lassen, doch nach einem kleinen Augenrollen und einem - nennen wir es einmal - wölfischen Grinsen verschwand sie letztendlich in der Masse.
Und somit blieb da nur noch ich. Ich und meine zweite Hälfte, deren Superinstinkte gerade dafür sorgten, dass ich Kopfschmerzen bekam. Schnell weg hier.
Das brauchte mir meine innere Stimme nicht zweimal sagen. So schnell, wie es mir in dem luftigen Kleid und den dazu gehörigen Sandalen möglich war, vergrößerte ich die Distanz zwischen mir und der eigentlichen Party, bloß um mich wenig später auf einer gepolsterten Fenstersitzbank niederzulassen. Ich schloss die Augen. „Schon besser."
Kaum hatte ich allerdings meinen Frieden gefunden, wurde dieser auch schon wieder von dem üblichen Schuldigen zerstört. „Was Moore, ich hab ja alles von dir erwartet, aber das du ein Party-Muffel bist? Ich bin wahrhaftig enttäuscht!"
Unwillkürlich löste sich ein Knurren aus meiner Kehle. „Dann erstick doch daran, aber lass' mich damit gefälligst in Ruhe."
Für einen Moment kehrte die Stille zurück, ehe sie mir erneut entrissen wurde. „Na da ist aber jemand gereizt."
Meine Augen, die ich bisher weiter geschlossen gehalten hatte, öffnete ich nun und schenkte Liam einem vernichtenden Blick. „Hast du schon einmal daran gedacht, dass das vielleicht etwas mit deiner Anwesenheit zu tun hat?"
„Klar", grinste der Uley Junge daraufhin und ergriff meine Hand. „Weil du Angst hast mir nicht wiederstehen zu können."
Ich schnaubte und wusste kurz nicht, ob ich lachen oder schreien sollte. Was bildete sich dieser Kerl ein?
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, sprang ich auf und stampft in die Richtung aus der ich eben gekommen war. Leider folgte Liam mir. „Was hast du vor?"
„Was wohl? Ich geh tanzen!" Hatte ich das eben gerade wirklich gesagt? Scheinbar, denn ich steuerte direkt auf die im Takt schwingende Masse aus Jugendlichen zu.
Hatte er mir bisher an den Fersen geklebt, blieb der Uley Junge nun abrupt stehen und sah mich finster an. „Obwohl du es so sehr hasst?"
„Es?"
„Körperkontakt mit Fremden, in einer Masse eingeengt zu sein?" Für den Bruchteil einer Sekunde fiel meiner Maske in sich zusammen und meine sonst so beherrschten Züge entglitten mir. Woher wusste er das? Ging es ihm etwa ähnlich? Nun da ich darüber nachdachte, war auch er nicht wie alle anderen tanzen gewesen, sondern hatte sich mehr zurück gezogen. Ob Liam und ich eventuell doch nicht so verschieden waren?
Niemals! Hastig schüttelte ich den Kopf, ließ ihn stehen und begann mich zwischen den eng einander tanzenden Personen durchzuzwängen. Kaum hatte ich damit jedoch begonnen, befand ich mich auch schon mitten im Geschehen. Neben den Lärm der Musik, schlug nun auch noch der intensive Geruch von Schweiß und Parfüm auf mich ein und dann wurde ich geschubst. Einmal, zweimal. Es gab kein Entkommen! Ich war gefangen! Die Ader an meiner Schläfe begann wild zu Pochen. Scheiße!
Ich musste Liv finden, mich nur darauf konzentrieren.
„Ey, klappt die gleich zusammen?", vernahm ich eine weibliche Stimme ganz am Rand. Es folgte eine Zweite. „Hey, geht's dir gut? Nimm' erst mal 'n Schluck hiervon." Keine Sekunde später tauchte ein Becher vor meinem Gesicht auf, in ihm eine leicht gelbe Flüssigkeit.
„Was ist das?", hakte ich nach und wagte es daran zu riechen.
„Nicht reden, einfach trinken. Es ist gekühlt." Damit wurde mir der Becher an den Mund geführt und nach kurzem Überlegen nahm ich einen Zug.

~

Was Valerie da wohl eben getrunken hat und was noch alles auf dieser Party geschehen wird, erfahrt ihr im nächsten Kapitel. ;) - Ich hoffe ihr seid gespannt :D

gezeichnet

Z.

PS: Entschuldigt, dass das Kleid ein wenig overdressed ist, aber ich liebe es einfach und kann es mir einfach so gut an Val vorstellen. Ich hoffe ihr vergebt mir die kleine Sünde. :D

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt